Sind Menschen die an einem Autismus Spektrum leiden mit der Zeit in der Lage Nähe zu zu lassen?
Ich lerne gerade jemanden kennen der an einer Autismus Spektrum Erkrankung leidet. Er tut sich noch sehr schwer mit körperlicher Nähe. Umarmungen zum Abschied gehen mittlerweile. Er meinte er braucht noch Zeit bis alles andere körperliche geht. Und jetzt weiß ich nicht ob ich darauf vertrauen soll...
Btw. Er hat auch Probleme damit Gefühle offen zu gestehen, und hat mir trotzdem gesagt das er sich in mich verliebt ist
10 Antworten
Ich hab Asperger-Autismus und habe Nähe gehasst, vor allem jeden Körperkontakt. Und das recht lange.
Mit 25 hatte ich meinen ersten Freund, ebenfalls Asperger mit den gleichen Problemen. Hat es nicht leichter gemacht aber mit der Zeit ging es dann.
Bin jetzt 28, habe einen neuen Freund und da ging schon Kuscheln und... mehr... schon als ich das erste mal bei ihm war.
Inzwischen ist es von der Person abhängig. Von meinem Schatz kann ich kaum die Finger lassen und finde es schön - Berührungen durch andere Personen sind mir noch immer sehr unangenehm, aber immerhin erträglich. Von fremden möchte ich aber möglichst gar nicht angefasst werden.
Meine Erfahrung ist also, gerade wenn Gefühle im Spiel sind, können auch Autisten Körperkontakt sogar ganz gern mögen :)
Man muss ihnen aber die Zeit geben können, die sie brauchen.
Bei mir ist es so: Unangenehm bis unerträglich ist körperliche Nähe, wenn sie zu lange andauert, zu doll ist, oder es zu häufig dazu kommt. Das ist wohl bei jedem so. Nur bin ich empfindlicher, womit aber niemand rechnet.
Wenn ich den Kontakt kontrollieren kann beziehungsweise dem anderen vertrauen kann, dass er obige Grenzen (bezogen auf mich als körperlich Hochsensitive und sensorisch rasch Überreizbare) einhält, kann er angenehm sein.
Menschen, die ich noch nicht länger kenne, kann ich diesbezüglich nicht gleich einordnen. Dann bin ich angespannt. Dadurch ist die erträgliche "Dosis" von vorneherein niedriger, als wenn es jemand ist, dem ich bereits auf Erfahrungsbasis vertraue.
Um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll zu erklären, wie das Spektrum funktioniert.
Das Autismus Spektrum beschreibt viele verschiedene Verhaltensweisen einer Autistischen Person, die von Person zu Person unterschiedlich starke Einflüsse darstellen.
Oft entsteht das Mißverständnis, dass das Autismus Spektrum von einer Milden Ausprägung zu einer Dramatischen verläuft.
Das ist aber nicht der Fall.
Sondern:
- Entweder man befindet sich auf dem Spektrum oder nicht, es gibt kein "Ich bin ein bisschen Autistisch." (so eine Schwammigkeit kommt höchstens durch nicht perfekte Diagnoseverfahren zustande.)
- Es gibt keinen stärker oder schwächer ausgeprägten Autismus, da Autismus eine grundsätzliche Andersheit darstellt.
WICHTIG: Autismus ist keine Krankheit. Es handelt sich dabei um eine stark genetisch beeinflusste andere Beschaffenheit des Gehirns.
Da der Autismus eigentlich nicht das "Fehlverhalten" einer Person beschreibt, sondern die Beschaffenheit des Gehirns, ist vielleicht recht offensichtlich, dass oberflächliche Sachen wie Verhaltensweisen von Person zu Person auf dem Spektrum so unterschiedlich sein können wie sich die Verhaltensweisen von Person zu Person im Neurotypischen Spektrum.
Um jetzt direkt deine Frage nach der Kontaktfreudigkeit deines Freundes zu beantworten:
Wenn dein Freund sagt, dass er einfach noch Zeit braucht, dann sollte kein Grund dazu bestehen, dass anzuzweifeln. Weiterführend, werden Antworten auf Fragen solcher Art in Foren wie diesen, häufig entweder anworten liefern, die dir nicht so richtig helfen (wie Erfahrungsberichte), oder welche bei denen du ein starkes Risiko eingehst, dass diese von Vorurteilen oder Unwissen geprägt sind.
Denn wer sagt, "Autisten mögen generell keinen Körperkontakt", der ist keine Quelle, da es wie bereits gesagt Individuell abhängig ist.
Also habe vertrauen, ansonsten, wird das mit der Beziehung auch generell schwierig.
Hallo Joko66👋
Ich leide unter Asperger, ist auch eine Facette aus dem Autismus Spektrum. Ich würde mal sagen, dass jede betroffene Person da anders ist, aber bei mir ist es auch so, dass ich anfangs recht verschlossen bin und mein Herz nicht auf der Zunge trage, erst nach einer Weile werde ich warm, aber ich bin auch sonst nicht so bewandert im ich sag mal offenherzigen Austausch, ich bin nicht so jemand, der in der Öffentlichkeit oder unter Leuten meine Gefühle zum Ausdruck bringt, aber untereinander schon, es dauert halt nur etwas.
Und ich mag es nicht, wenn Autismus als eine Krankheit dargestellt wird.
Kann ich verstehen da ich es von fremden Menschen auch nicht ab kan we ich die noch nicht lange genug kenne
Autismus ist keine Krankheit.
Solltest du als Autist:in schon wissen.