Sexuelle und nicht-sexuelle Gewalt?
Wieso reagiert der Gesetzgeber und die Gesellschaft so unterschiedlich auf sexuelle und nicht-sexuelle Gewalt? Bei Sexualverbrechen dreht die Politik und die Gesellschaft regelrecht durch, nicht-sexuelle Gewalt wird zwar auch als schlimm angesehen, aber nicht in dem Maße. Mit nicht-sexueller Gewalt meine ich übrigens nicht nur körperliche, sondern auch psychische wie z.b.Mobbing.
Woran liegt das und ist es gerechtfertigt?
10 Antworten
Das liegt daran, dass sexuelle Gewalt nicht einfach nur eine Körperverletzung darstellt, sondern darüber hinaus auch noch das sexuelle Selbstbestimmungsrecht konterkariert.
Daher sehe ich es als absolut gerechtfertigt an, sexuelle Gewalt deutlich härter zu ahnden als rein körperliche Gewalt.
Sexuelle Gewalt verletzt zusätzlich die Intimsphäre.
Sexualverhalten ist ein Bereich, der regelmäßig ohne viel Mühle große Bevölkerungsteile zu hysterieähnlichem Extremdenken verleiten kann. Religionen haben diesen Umstand schon immer ausgenutzt, und auch der Politik gefällt es, darin einen Bereich gefunden zu haben, den Mainstream für sich zu gewinnen. Das erzeugt dann automatisch auch krasse Verschiebungen, bei denen auch vom Prinzip her eigentlich gleichwertige Dinge völlig verschieden bewertet werden (logikmißachtende Differenzierungen und willkürliches Zurechtglauben, was in den dabei vorkommenden Spitzen m. E. sogar Ähnlichkeiten mit religiösem Fanatismus annehmen kann).
Streicht man bei diesem Thema alles das weg, was tatsächlich nur reine Geschmackssache ist (wem es gefällt oder auch nicht gefällt), und läßt nur das übrig, was tatsächlich als Gewalt und absolut verweflich anzusehen ist, dann bleibt übrig, daß es da nahezu keinen Unterschied zu den Folgen anderer Formen von Gewalt gibt (außer eben die sehr unterschiedliche Art und Weise der Strafverfolgung).
Die tatsächlichen oder möglichen Folgen von unterschiedlicher Art der Gewalt sind nur wenig geeignet, um sie vergleichend zu diskutieren, weil die dazu geäußerten Ansichten und Begründungen wie schon erwähnt zumeist ähnlich logikfern sind wie die Argumente bei religiösen Diskussionen.
es ist nunmal ein eingriff in die intimität, aber ich finde beides gleich schlimm.
Sexuelle Gewalt hinterlässt psychisch noch mal ganz andere Schäden als zum Beispiel Mobbing oder Schläge. Die Menschen fühlen sich noch viel mehr gedemütigt, fühlen sich in und mit ihrem Körper nicht mehr sicher, erleben eine ganz andere Form von Angst.
Mobbing und physische Gewalt sind auch schlimm, aber das ist eine ganz andere Ebene und danach richtet sich auch der Gesetzgeber.
Klar gibt es das, trotzdem sind es andere Dimensionen von Schmerz.
Ich kenne Mobbingopfer, die das anders sehen.
Haben die denn beide Erfahrungen gemacht? ...
Das kann man nämlich eigentlich nur dann beurteilen und selbst dann ist es wohl für jeden Menschen unterschiedlich.
Ich wurde in der Schule jahrelang gemobbt - und ich hatte einmal eine beinahe sexuelle Gewalterfahrung - dieses beinahe (da ging es um eine Hand auf meinen Innenschenkeln über der Jeans und die Aussage "Ich will doch auch nur mal meinen Spaß haben, das ist doch wohl mein Recht" und danach eskalierende Gewalt, deren Opfer die Frau war, die dazwischen gegangen ist) war schwieriger emotional zu verarbeiten und zu verzeihen, als das Mobbing - obwohl das Mobbing sehr viel länger gedauert hat und im Endeffekt viel mehr passiert ist.
Ich will mir gar nicht ausmalen, wie schlimm eine wirklich sexuelle Gewalterfahrung sein muss.
Da hast du Recht in Extremfällen kann Mobbing genauso schlimm sein aber in den aller meisten Fällen ist sexuelle Gewalt nochmal deutlich schlimmer und auch wesentlich schwieriger zu verarbeiten. Ein anderer Grund ist auch die Beweis/Schuld/Altersfrage beim Mobbing. Wenn dich z.b die ganze Klasse mobt...wie sollte man jeden einzelnen bestrafen?
Aber grundsätzlich gebe ich dir Recht auch Mobbing ist grauenvoll und sollte viel konsequenter oder erstmal überhaupt geahndet werden.
Gibt auch leute, die sich wegen mobbing umbringen.