Seht ihr eure Sexualität als wandelbar?

21 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi ich bin m17 und hetero.
Ich denke die Sexualität ist ganz klar wandelbar. Viele merken erst nach einiger Zeit, dass sie "anders" orientiert sind. Kenne aus meiner Bekanntschaft auch ein paar Beispiele. Man muss auch sagen: Viele haben selber Angst homosexuell zu sein. Das Outing etc... Momentan bin ich in einer festen Beziehung und mir gehts sehr gut. Wenn ich jetzt merken würde, dass doch das andere Geschlecht zu mir passen würde, wäre zumindest in meiner Familie Verständnis dafür. Es würde mir wegen meiner Freundin halt Leid tun.
Aber wie gesagt: Ich bin momentan mega Happy und ich glaube auch nicht dass sich meine Orientierung die nächsten paar Jahre ändern wird. - Aber man weiß ja nie..

LG

Premados 
Fragesteller
 15.06.2017, 19:07

Danke für die ehrliche Antwort :)

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Also zunächst einmal muss ich sagen, dass ich der Ansicht bin, dass es die "starren Kategorien" (homosexuell, heterosexuell, bisexuell, asexuell, ...) im Grunde schon überhaupt nicht gibt.

Und ja, ich denke durchaus, dass es sich "ändern" kann - schließlich gibt es Menschen, die sich selbst im hohen Alter noch "umentscheiden". Natürlich kann man jetzt sagen, derjenige war schon immer so und so und hat es lange unterdrückt oder "hat es erst spät bemerkt" oder wie auch immer - aber was ist letztlich der Unterschied zwischen "es sein" und "es bemerken"? Es ist doch letztlich eine subjektive Sache. Viele sagen ja, es sei eine "Veranlagung", aber jahrzehntelange Forschung des Humangenomprojekts hat bis heute kein "Schwulengen" isolieren können und es ist auch klar, dass die sexuelle Orientierung nicht gemäß den Mendel'schen Regeln vererbt wird. Nun gibt es Leute, die sagen, es würde über so genannte Epimarker vererbt. Ja, mag sein - Beweise gibt es dafür letztlich keine.

Ich bin ebenfalls überzeugt davon, dass man es nicht willentlich beeinflussen kann. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es sich "von selbst" im Laufe der Zeit ändern/verschieben kann. Und auch wenn sich bei mir langsam aber (ich denke) immer eindeutig eine Präferenz abzeichnet, erlebe ich auch sporadisch immer wieder "Interesse" an "der anderen Seite", aber es ist irgendwie "anders". Es ist schwer, zu beschreiben.

28 - und "verwirrt"/unentschlossen - nach derzeitigem Kenntnisstand aber am ehesten schwul - falls es diese Kategorien überhaupt gibt - und "notwendigerweise" für so ziemlich alles offen. ;-)

Premados 
Fragesteller
 16.06.2017, 09:33

Es gehen immer mehr Wissenschaftler davon aus, dass Homosexualität nicht nur eine, sondern viele verschiedene Ursachen hat.

Dass es teilweise etwas mit Genetik zu tun hat sagt ja die weltweit größte Zwillingsstudie mit über 7000 Probanden schon ziemlich klar aus. Bei männlicher Homosexualität wären es anscheinend sogar 35%

http://www.zeit.de/online/2008/27/zwillingsstudie-homosexualitaet

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NoHumanBeing  16.06.2017, 10:42
@Premados

Es erklärt es nur "teilweise", wie Du schon sagst.

Würde Homosexualität über die Basenpaarsequenz der cDNA vererbt, müsste bei eineiigen Zwillingen nahezu 100 % Korrelation auftreten.

So ist es aber nicht, ergo Hypothese widerlegt.

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OnkelSchorsch  16.06.2017, 16:45
@Premados

… dass Homosexualität nicht nur eine, sondern viele verschiedene Ursachen hat.

Soso. Welche Ursachen hat dann Heterosexualität?

Du siehst, deine Aussage beinhaltet die unausgesprochene Annahme, dass Heterosexualität die Norm sei und Homosexualität eine geradezu krankhafte Abweichung. Genau das ist jedoch nicht der Fall.

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Premados 
Fragesteller
 17.06.2017, 08:39

Warum müssen so viele so giftig und übertrieben emotional werden, wenn man sich wissenschaftlich mit einem Thema auseinander setzt. Ich habe natürlich NICHT impliziert, Heterosexualität sei die Norm. Dafür ist es aber üblich heterosexuell zu sein und unüblich homosexuell zu sein. Abweichungen vom Regelfall sind in der Wissenschaft interessant und werden gerne und oft auf ihre Ursachen untersucht. Und nur, weil ich dabei jetzt von einer Ursache spreche, meine ich doch nicht gleich unterschwellig eine "krankhafte Abweichung"! Was ist das denn für eine Argumentation?

Ich finde es richtig und moralisch legitim, nicht einfach so aus der Luft gegriffen zu sagen "ich bin nunmal so geboren.", sondern sich ernsthaft damit auseinander zu setzen, warum manche Menschen anders sind und wo die Unterschiede sind. Nur durch solche Aufklärungsarbeit konnten sich Frauen und Schwarze ihre Rechte erkämpfen.

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Ich (w, 20, hetero) halte es für unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Es gibt viele Menschen da draußen, gut möglich dass mir mal einer (bzw. eher eine) über den Weg läuft, der mich "entgegen" meiner bisherigen Sexualität anzieht. Manche Frauen finde ich durchaus sehr hübsch/anziehend, aber verliebt habe ich mich noch nicht. 

Eigentlich wäre ich relativ offen, ob Mann oder Frau interessiert mich nicht wenns passt. Aber da ich in einer Beziehung bin würde ich mich zumindest am Anfang doch dagegen sträuben - dieser Mensch ist mir schließlich sehr wichtig, auch wenn ich mich zu einer Frau hingezogen fühlen würde. Das selbe gilt für das Verlieben in einen anderen Mann -> ich würde es mir am Anfang nicht eingestehen wollen. Was dann passiert, keine Ahnung. 

Hey :) Ich bin 16, weiblich und lesbisch.

Ich würde es vielleicht nicht als "Wandelbar" bezeichnen, aber es ist natürlich möglich sich im Laufe seines Leben anderweitig sexuell zu orientieren.

Ich z.B hatte ähnlich Erfahrungen wie du oben beschrieben hast und ich habe schon bei vielen anderen gehört, dass es bei ihnen genau so war. Und zwar habe ich mich im Alter von 13 bis Ende 15 als bisexuell identifiziert und mittlerweile kann ich mich einfach nicht mehr mit einem Typen vorstellen. Ein anderes Beispiel, falls du noch nicht überzeugt bist: Eine Freundin von mir (sie ist jetzt 31) hat sich seit sie 15 war als homosexuell identifiziert und als ich dabei war meine Sexualität in Frage zu stellen hat sie mir immer gesagt "Sowas kann sich immer ändern. Liebe einfach wen du lieben willst" und wie heute ist sie mit einem 34 jährigem Mann verlobt und ist im 7. Monat schwanger. Also kann sich die sexuelle Orientierung in der Zukunft ändern, aber wichtig ist nicht die Zukunft, sondern wenn man jetzt lieben will! 

Sexualität ist meiner Ansicht nach zwar angeboren, nicht aber das sexuelle Verhalten. Letzteres ist ganz sicher gesellschaftlich vordefiniert.

Deshalb meine ich, dass viele Menschen erst im Laufe ihres Lebens ihre sexuellen Vorlieben, Tendenzen oder wie man das auch nennen mag, erkennen - dies aber nur dann, wenn sie es auch zulassen. Mancher, wenn nicht viele, werden sich eher gesellschaftlichen Normen fügen, als sich zu ihren eigenen sexuellen Bedingtheiten bekennen.

Es geht ja nicht nur um Homo- und Heterosexualität. Oder Bisexualität. Da gibt es ja noch viel mehr. BDSM, Polyamorie, um nur mal zwei Dinge zu nennen, die man, wenn man sich dazu hingezogen fühlt, nur mit viel Mut zulassen kann, denn sowas wird von der Gesellschaft eher weniger akzeptiert.

Ich bin poly und es hat schon früh in meinen Beziehungen entsprechendes Verhalten gegeben, zum Glück war auch meine Lebenspartnerin poly, was dann die Integration einer dritten Person in unsere Beziehung möglich machte. Aber der gesellschaftliche Druck war enorm und die "dritte Person" schaffte es nicht, ihre Polyamorie zu akzeptieren und floh dann in eine monogame Ehe. Dass meine Lebenspartnerin und ich "poly" waren, hatten wir aber nie "geoutet", was wohl daran lag, dass es seinerzeit diesen Begriff noch gar nicht gab. Auch heute noch rede ich darüber nur dann, wenn ich weiß, dass mein Gegenüber entweder ebenfalls poly ist oder sexuell tolerant ist.

Generell also denke ich, dass Sexualität starkem gesellschaftlichen Druck unterliegt und es dem Individuum nicht leicht gemacht wird, die eigene sexuelle Identität zu erkennen und zu akzeptieren. Ich freue mich, dass zumindest im Bereich der Homosexualität erkennbare Fortschritte bezüglich vorurteilsfreier Akzeptanz eingetreten sind.