Sehr lange in der Vorklinik - was tun?


01.07.2024, 00:24

Bin mittlerweile im 11. FS noch in der Vorklinik. Meine besten Freunde machen gerade PJ und ich vergleiche mich immer und fühle mich dabei sehr Sch....e

6 Antworten

Das wird jetzt hart klingen, aber: wenn du Arzt werden willst, musst du das Physikum schaffen. Punkt.

Wenn du scheinfrei bist, kannst du die Zeit bis zum nächsten (letzten) Versuch noch mit Lernen und vielleicht dem Besuch eines Vorbereitungskurses verbringen und dann machst du es einfach. So blöd es klingt.

Die Alternative ist es, 11 Semester weg zu schmeißen und den letzten Versuch nicht zu nutzen. Was meinst du, fänden deine Freunde, die dir so wichtig sind, cooler? Wenn du es versuchst und hoffentlich schaffst und ihnen verspätet nachkommst, oder dass du den Schwanz einziehst?

Überleg es dir. Ich verstehe, dass ne Menge Druck auf dir lastet und das ist nicht schön. Dennoch ... so weitergehen kann es ja nicht.


ProfiVorklinik 
Beitragsersteller
 01.07.2024, 01:10

Vielen Danke für deine Antwort!

Ich brauche Menschen die mit einfach die Wahrheit sagen. Ich verstehe meine Situation aber die angst vor dem Scheitern, macht es auch nicht besser.

Denkst du ich sollte es jetzt im August versuchen (werde nicht so gut vorbereitet sein) oder könnte ich vllt noch ein Semester länger machen? Was wäre dein Ratschlag?

Hätte ich überhaupt noch Chancen später als Arzt eingestellt zu werden mit 20. Semestern Studium statt 12. Semester?

DorktorNoth  01.07.2024, 08:06
@ProfiVorklinik

Die Zahl der Semester und auch die Note ist egal. Sogar, wenn du es in Deutschland nicht schaffen solltest und dann hier halt nicht weiter machen kannst, sehr wohl aber ein Studium z.B. in deinem Heimatland anstreben kannst - egal. Was zählt ist letzten Endes der Abschluß und ob du gut bist in praxi. ich hab genug ehemalige Pflegekräfte oder Rettungsdienstler gesehen, die mit 35 angefangen haben, zu studieren oder gar noch später und dann halt mit über 40 oder 50 noch Arzt wurden, hat auch alles geklappt.

Was die Prüfung angeht: das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nicht, wie viel du gelernt hast und weißt. Es scheint ja so dass du weniger wegen des Wissens durchfällst, als wegen des Drucks. Ich würde nun vermutlich an deiner Stelle noch mal so ein Vorbereitungsseminar machen und zusehen, dass ich jemanden finde, um die Prüfungsangst bzw. Versagensangst anzugehen. Das wäre bis August tatsächlich knapp, dann also erst nächstes Semester. Aber das musst du selbst wissen. Eins ist sicher: entweder spätestens nächstes Semester oder du brauchst gar nicht mehr antreten und kannst aufgeben. Denn wenn du es dann wieder immer weiter schiebst, wirst du aus der Spirale nie raus kommen.

ProfiVorklinik 
Beitragsersteller
 01.07.2024, 09:09
@DorktorNoth

Da hast du völlig Recht. Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde mein bestes geben es dieses Mal zu schaffen.

Weißt du vielliecht wie ich mich mit dem Scham umgehen kann? Ich habe angefangen meinen Freunden abzusagen, ich treffe mich nicht mehr mit Leuten aus der Uni, weil die mich sonst über das Physikum fragen. Ich bleibe die ganze Zeit zu Hause und habe im letzten Monat ein Verhaltenstherapi angefangen. Ich vermisse mein Zuhause und mein soziales Leben hier in DE ist nicht wirklich bunt, weil ich von einem.sehr guten Stunden zu einem Versager geworden bin. Ich finde ich habe mich verloren und mag mich selbst nicht mehr. Momentan hasse ich alles an Mir, weil ich geistig und mental viel mehr kann, ich weiß das aber meine emotionalle Intelligenz (mich selbdt zu beherrschen) ist praktisch inexistent.

Ich habe angefangen Leuten nicht mehr die Wahrheit zu sagen, weil ich mich davor extrem schäme. Ich habe so viel Druck und kann dadurch nichts mehr merken wenn ich Lerne.

In der Vorklinil bin ich kein einziger Mal bei einzelnen Fächer durchgefallen, hatte sogar gute bis sehr gutr Leistungen. Aber alle diese Fächer zusammen, das fällt mir extrem schwer.

Bist du Arzt? Wenn ja, wie hast du es damals geschafft?

Sorry, zu viele Fragen aber ich kann mit niemanden anderen darüber reden....

DorktorNoth  01.07.2024, 18:24
@ProfiVorklinik

Naja, du kannst mir dem Therapeuten darüber reden und das ist auch die richtige Adresse. Ich kann dir nicht sagst, woher diese Scham kommt und damit auch nicht, wie man damit umgehen kann.

Verhaltenstherapie... vielleicht wäre hier ein tiefenpsychologischer Ansatz im Verlauf sinnig, um herauszufinden, woher das kommt. Die Verhaltenstherapie wird dir "nur" Möglichkeiten beibringen, damit umzugehen. Aber dafür wirkt sie schneller und das ist das, was du nun brauchst. Fakt ist - der Druck ist nur in dir und nicht im System. Die Lösung kannst du also nur bei dir finden.

ProfiVorklinik 
Beitragsersteller
 01.07.2024, 19:20
@DorktorNoth

Ja das glaube ich, ist das sinnvollste was ich momentan machen könnte.

Glaubst du wenn ich noch ein Semester verschiebe, dass es etwas anders sein wird oder wird da nur ser Druck höher es endlich zu schaffen?

Und meinst du es ist ok mit 30, meine Facharztausbildung anzufangen?

Wenn ich fragen darf: Wie alt warst du als du fertig mit dem warst?

Also ich habe mir damals für das Physikum ein Freisemester genommen, um entspannt und ohne Druck lernen zu können und habe es nie bereut. Das mündliche Physikum ist leider oft eine Glückssache, das schrifliche jedoch nicht (das lässt sich gut trainieren!).

Schritt 1) suche dir eine gute Therapeutin/Therapeuten (da gibt es auch gute Uniangebote). Finde mit ihm heraus, was die beste Lösung für dich wäre bzw. ob du psychisch in der Lage bist diesen letzten Versuch anzutreten. Dafür braucht man Mut und mentale Stärke.

Schritt 2) solltest du mit der Vorbereitung beginnen, gilt (wie immer, aber besonders beim Physikum!), dass Effizienz das wichtigste ist! D.h. nicht in den Details sich verlieren, sondern die wichtigsten Facts verinnerlichen und sich wirklich ernsthaft fragen, ob man etwas verstanden hat oder nicht. Man muss auch mal aushalten, dass man 5 Seiten "überspringen" muss und den Fokus auf die Schwächen legen und nicht die guten Themen perfektionieren. Sich genügend Schlaf und Bewegung gönnen ist auch sehr sehr wichtig. Einen "Schlachtplan" erstellen- ich habe damals den klassischen Endspurt Lernplan in eine Worddatei übertragen und ihn einfach verlängert um die Tage, die ich länger gebraucht habe. Jeden Abend habe ich dann das Thema abgehackt, dass ich gelernt hatte und mir eine lange "TO DO" Liste aufgebaut, auf der Themen standen, die ich unbedingt nochmal wiederholen wollte.

Schritt 3 (Vorbereitung für das schrifliche)- mehr kreuzen als lesen ist hier die Devise. Ich habe meistens nur von 09:00-14:00 Uhr gelesen (Endspurt und Viamedici) und den Rest des Tages gekreuzt. Kreuzen ist das Effektivste für die schrifliche Prüfung. Hat für eine solide Note gereicht. Wichtig ist, dass man die GROßEN Fächer, in den man Lücken hat nicht bewusst vermeidet. Dort lohnt sich das wiederholte Kreuzen. Zum Schluss ist Psychologie eigentlich ein Jackpotfach. Wenn man Psychologie ordentlich lernt, kann man damit schon 1/3 der Punkte zum Bestehen holen. Physik und Chemie nur ordentlich lernen, wenn du gute Vorkenntnisse hast, Biologie lohnt sich (Fragen sind nicht so schwer). Vor dem schriftlichen die gelben Kästchen auf viamedici nochmal durchgehen. Zum Schluss 5-6 Tage für die Simulationen einplanen (wenn du dort über 70% kreuzt, kann dir im schriftlichen nichts mehr passieren).

Schritt 4 (Vorbereitung auf das mündliche)- Protokolle, Protokolle, Protokolle. Ich hatte 10 Tage Zeit, habe mit Protokollen eine Strichliste der Themen erstellt. Erst die Themen lernen, von den man keine Ahnung hat (am besten mit VL vom jeweiligen Prof oder mit einem guten Buch, das dir vertraut ist- meistens reicht Endspurt). Mit dem Fach anfangen, wo man am schlechtesten ist und am meisten lernen muss! (bei mir z.B. Physiologie) und das leichteste Fach am Ende der 10 Tage machen. Für das mündliche kann ich ansonsten auch die smartmedix Lernkarten sehr empfehlen.

Schritt 5) Cool bleiben und sich Unterstützung suchen (Freunde, Partner, Psychotherapeut). Auch mal Sport machen und gesund essen. Das Physikum kommt einem immer wie eine unüberwindbare Hürde vor, aber am Ende ist es alles gar nicht so schlimm. Trotzdem ist es (zurecht) die schwierigste Prüfung im Medizinstudium. Mache dir keine Gedanken darüber, ob dich ein Chefarzt einstellen wird, ich habe schon Ärzte in der Inneren und Gynäkologie kennen gelernt, die Physikum erst beim dritten Mal geschafft haben und offensichtlich eine Stelle gefunden haben :). Fachlich waren sie bestimmt nicht inkompetenter als ihre Kollegen. Da draußen gibt es bestimmt einen Platz für dich, du musst es nur wagen diesen letzten mutigen Schritt zu gehen und alles andere kommt von alleine!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Hmm, da war mittlerweile aber schon reichlich Zeit zum Lernen für die noch fehlenden Scheine / Klausuren / Tests....

Und das Meiste lässt sich üben / trainieren... z.b. durch Kontakt mit Leuten, die gerade diese Fächer machen... vll. ne Lerngruppe mit denen bilden...

Ohne Aktivität deinerseits(!) wird es nicht weitergehen!


ProfiVorklinik 
Beitragsersteller
 01.07.2024, 01:11

Danke für deine Antwort! Ich will es auch hinter mir haben, nur weiß ich nicht wir ich die Angst vor dem Scheiter weg kriege...

Gehe mal in die psychologische Studentenberatung oder sattle um auf Krankenpfleger statt Arzt zu werden. Die werden doch auch gesucht. Du kannst das Studium abbrechen und eine Ausbildung zum Fachkrankenpfleger oder Altenhelfer machen. Gehe mal in die Berufsberatung im Arbeitsamt. Ich habe damals auch länger gebraucht um damals Dipl. Pädagogik abzuschliessen, hatte zwischendurch Reiseverkehrskauffrau auch gelernt. Das ist keine Schande. Aber willst Du es denn noch zu Ende machen oder lieber was Anderes? Bafög bekommt man auch nicht endlos? Immer krank schreiben lassen ist auch keine Lösung. Du kannst auch eine Ausbildung zum Arzthelfer oder Tierarzthelfer machen z. B.

Schriftlich oder mündlich? Wünsche dir viel Erfolg! Und du bist sicherlich nicht der einzige der in einer solchen Situation ist ;)


ProfiVorklinik 
Beitragsersteller
 05.08.2024, 15:14

Beides :) danke dir!!

mucki007xyz425  27.08.2024, 19:09
@ProfiVorklinik

Du brauchst eine gute Beratung in der Studentenstudienberatung oder frage Deine Profs., was sie meinen. Was raten Deine Freunde und Studienkollegen Dir denn? Du kannst Dich auch bei Krankenkassen bewerben und dort eine Ausbildung machen für den MDK oder arbeite in den häuslichen Pflegediensten als Pfleger oder als Einkäufer und Haushaltshelfer. Die werden auch immer gesucht vom Pflegewerk Köln Süd z. B. .