Sehen sich die Österreicher als Deutsche?
Heute in Deutsch haben wir über deutsche Dialekte geredet und dazu eine geographische Karte angeschaut. Da ist mir aufgefallen, dass Österreichischer Dialekt einfach nur mittelbairisch und südbairisch ist. Außerdem haben wir gelernt, dass die Österreich zum Großteil wie die Bayern von den südgermanischen Bajuwaren abstammen und der Name Österreich soviel bedeutet wie südöstlich Grenzgebiet. Trotzdem schimpfen die Österreicher oft, wenn auch nur scherzhaft, auf die blöden Deutschen. Sehen sie sich nicht als Deutsche? Ethnisch und kulturell sind die ja genau so Deutsche wie die Bayern, die Sachsen usw.
22 Antworten
Eher nicht, wobei sich Österreicher früher mehr als Deutsche sahen als jetzt. Obwohl die Österreicher ethnisch und sprachlich sehr mit den Deutschen verwand sind und in der Geschichte auch oft gemeinsam auftraten, gibt es doch Unterschiede. z.B. gibt es selbst in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern große kulturelle Unterschiede. Ein Österreicher kann sich von der Kultur, Sprache und Geschichte wohl eher mit einem Bayern identifizieren als mit einem Westfalen.
Ich sehe das auch so wie du.
Mir sind Schweizer und Österreicher ebenso "nahe" wie Bayern (oder Pfälzer) (oder Luxemburger) (oder Liechtensteiner). Ich mache da keine wertenden Unterschiede.
Ich habe noch nie eine schlechte Erfahrung in Österreich gemacht (in der Schweiz auch noch nicht). Und wenn mich jemand nur deshalb nicht mag, weil ich "Deutscher" bin, dann sehe ich das nicht als meinen Fehler an (wieso auch?) - es wäre nur generell nicht sonderlich klug, einen Menschen nur nach seiner Nationalität zu "bewerten" (was ich ja auch nicht tue).
Ich glaube, die Leute verknüpfen zu viele Stereotype mit bestimmten Begriffen. In vielerlei Hinsicht verhalte ich mich auch etwas "undeutsch" (ich mag keinen Fußball, ich mag nicht lange unnötig am Strand herumliegen, ich mag kein Oktoberfest usw.).
Berge mag ich schon, ich mag Mozart und Bruckner, und wenn ich in mancherlei Hinsicht auch ein wenig "deutsch" bin, ist das nun auch nicht schlimm. Finde ich. Trotzdem: eine Nationalität ist kein Lebensstil.
Mein japanischer Kollege war etwas entsetzt, dass ich noch nie Eisbein mit Sauerkraut gegessen hatte. Dabei ist das doch (anscheinend nach einem japanischen Reiseführer zu urteilen) DAS deutsche Essen schlechthin. Aber ich vermute, dass sich Japaner auch nicht nur von Fugu ernähren (das ist halt nur etwas, was man hierzulande kennt).
Sie sind unsere Freunde und dürfen sich fühlen wie sie wollen. Zumeist fühlen sie sich als Österreicher, um sich deutlich von der deutschen Politik abzugrenzen. Aber komischerweise empfinden sich die deutschsprachigen Südtiroler in Italien als Deutsche, nicht als Österreicher.
Österreicher sind Österreicher und das ist auch gut so! Wir sind aber gemeinsam in der EUm, welche für mich mein Zuhause darstellt! Betrachten wir Länder der EU, wie Bundesländer in Deutschland, was den Spanier genauso zu meinem Landsmann macht, wie einen Polen…naja und somit muss man nen Österreicher als Europäer halt ertragen, wie ein Deutscher die Bayern (kleiner Scherz) ;))
Freude schöner Götterfunke, ich bin ein deutschgeborener Europäer, umgeben von Freunde- und Brüderstaaten!
Ich glaube diese Frage beantwortet dieser Text ganz gut. Bezieht sich wohl auf die Mehrheit der Österreicher.
Zitat aus: Die Presse.com: In Österreich ist Deutschsein ein Defizit
„Erstmals zeigt eine Studie der WU Wien, wie viele Deutsche, die in Österreich arbeiten, eine anti-deutsche Grundstimmung wahrnehmen. Sie spüren, dass es für Österreicher wichtig ist, kein „Piefke“ zu sein.
"Rassist bin ich keiner. Ich hab nur was gegen Deutsche." Solche Sätze sind in Österreich salonfähig. Während es bei der Diskreditierung fremder Gruppen stets das Korrektiv der Political Correctness gibt, kann man bei Witzen gegen Deutsche mit Zustimmung rechnen, egal, aus welcher Bildungsschicht die Zuhörer kommen. „Der Aspekt des Anti-Germanismus in Österreich wurde aus der Rassismus- und Migrationsforschung bisher ausgeblendet“, sagt Thomas Köllen, der aus Köln stammt und 2001 nach Wien zog. Seit 2004 ist er in der Diversitätsforschung tätig, am Institut für Gender und Diversity der WU Wien. Auch durch seine persönliche Erfahrung mit Ressentiments war er neugierig, wie Deutsche in Österreich den Alltag erleben. Vor allem den Arbeitsalltag.
„Denn die meisten, die ich befragt habe, sind wegen der Arbeit nach Österreich gekommen. An zweiter Stelle steht die Liebe oder Familie.“ Zudem kann man sich im Arbeitsumfeld selten aussuchen, mit wem man zu tun hat. Im privaten Bereich kann jeder selbst wählen, den Umgang mit antideutschen Gemütern zu meiden.
„Am meisten erfährt man, wenn den Leuten nicht bewusst ist, woher man kommt. Was ich an
Bushaltestellen über Deutsche gehört habe, übertrifft alles, was man mir ins Gesicht sagt, wenn man weiß, dass ich Deutscher bin“, erzählt Köllen. Für seine Studie „Arbeitssituation und Arbeitsklima für Deutsche in Österreich“ befragte er online 600 Deutsche, die in Österreich arbeiten.
Gefunden hat er die Studienteilnehmer über die Social-Media-Plattform Xing: Er kontaktierte Mitglieder der Gruppe „Piefke Connection“, die in fast jedem österreichischen Bundesland monatlich Treffen veranstalten, und die Gruppe „Deutsche in Wien“.
„Die Deutschenfeindlichkeit am Arbeitsplatz ist ein großes Thema, das polarisiert“, sagt Köllen. Viele bestätigten, dass sie einen Druck empfinden, sich rechtfertigen zu müssen, Deutsche zu sein. 46 Prozent stimmten der Aussage (völlig bis eher) zu: „Beim Umgang mit Österreichern habe ich das Gefühl, dass sie mein Verhalten ständig daraufhin interpretieren, dass ich deutsch bin.“ 52 Prozent meinen: „Nach Österreich kommt man nicht als Deutscher, sondern man wird in Österreich erst zum Deutschen gemacht.“ Denn 86 Prozent der Befragten gaben an, der Hauptgrund für negative Erfahrungen sei weder ihr Aussehen noch ihr Bildungsstand noch ihr Geschlecht, sondern die Nationalität – identifiziert z. B. durch die deutsche Aussprache.“ Die Studie auf: http://epub.wu.ac.at/4967
Das ist sowas von nur teilwahr, wahrheitsverzerrend und einseitig erforscht. Fragen wir doch Österreicher im Jahr 1940 als was sie sich sehen, fragen wir dieselben im Jahr 1945 und die Antwort wird, wer würde es vermuten, wohl mehr als dezent anders ausfallen. Wo verorten Sie beispielsweise Tiroler, ja nach Norditalien, schon klar. Ich frage aber nach denen, die sich bis heute als Deutsche sehen, nicht die politisch durch Italien herbeigeführte Übervölkerung mit Süditalienern. Ein Tiroler sieht sich und wäre gerne Deutscher nicht Österreicher, aber selbstverständlich zur Not auch Österreicher Hauptsache nicht Italiener. By the way, meine Aussage ist in keiner Weise politisch geprägt, da ich das alles als gegeben sehe und mich persönlich längst als keinen Deutschen sondern als deutschsprachigen Europäer sehe.
Die Distanzierung Österreichs zu Deutschland hatte wohl seit 1945 ihre ganz eigene Ursache und Dynamik, die heute sogar soweit geht das ihr damaliger Exportschlager, heute klar als Deutscher den Deutscher zugeordnet wird, was völliger Blödsinn ist, aber wohl Bände spricht. Macht es nur weil die Mehrheit der Österreicher Hitler als Deutschen sehen denn damit wahrer, oder spinnt man sich hier einen Mythos zusammen, der der eigenen Vergangenheitsbewältigung sehr dienlich ist?
Und das Piefke bashing der Österreicher hat natürlich auch ihren ganz eigenen Charm, auf Minderheiten als Mehrheit herumhacken, da könnte man jetzt Vergleiche bemühen die sie so Deutsch machen, wie es ihnen garnicht schmecken würde. Und die Ursache dafür ist wohl auch klar zeitlich zu verorten. Und selbstverständlich zu Zeiten der Monarchien wäre das Zusammenwürfeln wohl auch nicht ganz so einfach, da nicht nur ein Habsburger- mit Stauffer Kaiserreich problematisch zu vereinen sind, aber das klappte ja noch noch nicht einmal innerhalb Deutschlands, ich blicke da nur auf die königlich-bayrische Problematik mit dem preußisch geprägtem Kaiserreich…dieser komische Artikel und die Umfragen haben eben nur den Wert, wie die Interessen der Auftraggeber für polarisierende Antworten.