Schäden aus der Kindheit
Es kostet mich Überwindung, das hier zu schreiben. (Es wäre ausführlicher ohne Zeichenlimit.)
Ich war ein Wunschkind und wuchs in wohlhabendem Elternhaus auf. Von außen sollte alles perfekt aussehen. Auf meine Gefühle wurde nicht geachtet - schon gar nicht von meiner Mutter. Meine Mutter ist in ihrer Entwicklung stecken geblieben und übernimmt für nichts Verantwortung. Sie glaubt, die Welt drehe sich um sie. Mein Vater ist auch nicht der reifste Mensch; jahrelang versuchte er die zerstörte Ehe zu meiner Mutter, die ihn seit ~ 14 Jahren nicht mehr will (aber bis heute keine Ehre hat, sich zu trennen) wiederherzustellen. Über diese ewig scheiternden Versuche entwickelte er Blindheit für das Empfinden seiner Kinder. Unsere Herzen wollte er mit Geld stopfen. Außerdem denkt er etwas chauvinistisch, wirft gern alle Frauen in einen Topf, was für meine Entwicklung und mein weibliches Selbstverständnis sehr schädlich war. Meine Mutter liebte mich nie. Sie gab selbst zu, dass sie nur Kinder bekam (am liebsten zwei Mädchen, und das Schicksal tat ihr den Gefallen), um sie "hübsch zu machen". Undenkbar. Als eigenständige Menschen betrachtete sie uns kaum. Ich war immer Rebell. Ich wollte keine Kleidchen tragen, so wie sie es von mir verlangte, und im Umkehrschluss meine ganze Kindheit ein Junge sein, um mich frei entfalten zu können. Ich stand vor einem schrecklichen Zwiespalt, der noch heute in meinem Kopf existiert: Mich verleugnen, um etwas zu erfahren, dass sich wie Liebe anfühlt - oder ich selbst sein aber mir böse vorkommen. Für zweites kassierte ich von meiner Mutter Ablehnung und Kälte.
Meine jüngere Schwester entsprach mehr den Wünschen meiner Mutter. Sie ließ sich eher zum Püppchen abrichten als ich. Meine Schwester erhielt dadurch deutlich mehr "Liebe" von meiner Mutter. Ich versuchte verzweifelt, meine Schwester für mich zu beeinflussen, was mir heute leid tut. Damals war ich der einsamste Mensch auf Erden und (festhalten) wollte mir mit 8 Jahren das Leben nehmen. Ich wusste genau, was sterben bedeutet. Es war Kalkulation. Was ich aber nicht wusste, ist, dass man zwei Stecknadeln in die Steckdose stecken muss, damit sich der Stromkreis schließt... In der Pubertät verlor ich mich fast komplett, und litt an Narzissmus und Essstörungen.
Die jetzt, mit 20, endlich vorbei sind. Ich habe mich analysiert und durchschaut. Meine alten Verletzungen heilen langsam. Aber ich habe Rückfälle - wie diesen. Und noch große, offene Wunden. Ich kann keine Liebe spüren. Zwar in Bezug auf Andere, aber nicht in Bezug auf mich selbst. Ich verstehe nicht, wie mich jemand lieben kann. Ich fühle mich leer. Wenn mein Freund mir sagt, dass er mich liebt, weiß ich nicht, womit ich das verdienen soll. Andererseits rührt mich Zwischenmenschlichkeit zu Tränen. Immerhin bin ich innerlich noch nicht tot, auch wenn ich manchmal glaube, dass es besser wäre, ich wäre nicht mehr hier. Für jeden.
Vielleicht versteht es jemand. Auch wenn ihr Fremde seid.
6 Antworten
Wir haben alle an unseren Kindheitsschäden zu knabbern. Ich weiß wie sich das anfühlt, anderen zu misstrauen wenn sie behaupten einen zu lieben. Wenn du dich fragst, womit du es verdient hast, dass dein Freund dich liebt, dann halte dir mal Folgendes vor Augen: Du bist offenbar ein unglaublich starker Charakter: du machst weiter, wo andere verzweifeln (z.B.: Du lebst noch, auch wenn du wahrscheinlich schon mehrfach nicht mehr wolltest), du bist mutig (du hast dich gegen deine Eltern aufgeleht, obwohl Kooperation der Weg des geringsten Widerstandes gewesen wäre), du hinterfragst (du erkennst, dass deine Eltern Fehler haben und himmelst sie nicht blind an oder versuchst ihre Macken zu übersehen) du bist ehrlich zu dir selbst (du weißt, das du Probleme hast und kannst es zugeben). Das sind alles bewundernswerte Eigenschaften und du hast ein Recht darauf, dafür geliebt zu werden. Kopf hoch und weiterkämpfen, auch wenn's schwer fällt. Ich wünsch dir alles Gute.
Gern geschehen. Wir brauchen alle ab und zu mal jemanden, der uns daran erinnert, dass wir Gutes in uns tragen, auch wenn wir das selbst nicht sehen können. Manchmal sind das die Eltern, manchmal die beste Freundin, manchmal der Freund und manchmal sogar ein Fremder. :-) Du kommst dir verleicht schwach vor weil du so viel Schlimmes erlebt hast, aber du bist stärker als du glaubst. Vergiss das nicht, ok?
Hallo Wintergeist13,
dass du dein Problem aufschreibst ist, denke ich der erste Schritt zur Besserung. Du hattest eine miese Kindheit und Jugend, aber das lässt sich (leider) nicht mehr ändern. Hast du schon einmal über einen Besuch beim Psychologen nachgedacht? Vielleicht könnte dir das helfen. Stell dich doch einfach mal vor den Spiegel und sage laut, was dir an dir selbst gefällt. Du kannst auch deine Stärken aufschreiben. Viell. legst du dir ein Buch an, in das du schreibst, was dir an dir gefällt, was deine Stärken sind und auf was du Stolz sein kannst. Jeder Mensch hat etwas Besonderes, du musst es nur finden:)
Es gibt bestimmt etwas, dass du gerne einmal machen wolltest, z.B. eine Reise in eine bestimmte Stadt oder eine bestimmte Sportart. Ich denke jetzt ist es an der Zeit, dies zu tun. Nimm dir doch einfach mal eine Ausszeit, fahr weg egal oder mach einen langen Spaziergang. Du solltest dich damit auseinandersetzte, was du dir vom leben erhoffst. ich weiß zwar nicht, wie es schulisch/beruflich bei dir so aussieht, aber es gibt bestimmt etwas, dass dich interessiert und zwar leidenschaftlich. du solltest mut fassen, deine träume zu verwirklichen und auf dich zu achten und dich selbst zu aktzeptieren. Wenn du dich liebst, können es auch andere.
Wie wäre es mit einem Praktikum in einem Kindergarten (wenn du kinder magst). ich habe selber eins gemacht und schnell gemerkt, dass die kinder schon nach kurzer zeit eine beziehung zu dir aufbauen. ich wünsche dir viel glück nach der suche zu dir selbst
♥
Danke. Ich kann schwer glauben, dass sich jemand echt Mühe gibt, mir sowas zu antworten. Naja, ich habe Abitur und zwei Studiengänge abgebrochen, weil es psychisch nicht mehr ging. Jetzt, zum Wintersemester, soll es was Richtiges werden. Rational betrachtet habe ich alle Lösungen beisammen. Nur scheitere ich trotz meinen Fortschritten an der praktischen Umsetzung. Ich fühle mich manchmal, als hätte ich keinen Boden unter den Füßen. Ich habe Atemprobleme und bin ständig verspannt. Beim Psychologen bin ich - ursprünglich wegen Geschlechtsangleichung! Jetzt stehe ich aber dazu, eine Frau zu sein und sehe all die Probleme und Wunden, die hinter meiner vermeintlichen Transidentität standen. Das aufzuarbeiten ist hart. Aber es ist der einzige Weg. Danke für deine tolle Antwort.
Oha , ich verstehe dich total ! Auch wenn ich erst 14 bin , aber versuch es wie ich zu machen ! ich sehe , dass immer so - Can ( mein name :D ) genieß das leben , egal was kommt , egal was mit dir passiert usw. Meine Oma ist vor zwei wochen gestorben und sie hatte krebs seit 3 jahren - ich bin einerseitz traurig anderer seitz froh das von ihren Schmerzen befreit ist ! Ich habe auf der beerdigung nicht geweint , weil ich mir selber gedacht habe - Hey warum weien , jeder muss mal gehen , DESWEGEN nutz deine zeit und trauer nicht - Sei immer frühlich - genieße dein leben mit deinen freunden -------------------------
Mein vater ( ich habe kein kontak mehr zu ihm ) hat sich nie wirklich um uns gekümmert immer nur so halt am wcheende wie es bei geschiedenen familien so ist und irgendwann hatte ich die schnauze voll . er meinte immer zu bestimmen und so , obwohl er snst mir nicht geholfen hatte - verstehst du was ich meine ?
Ich schreibe schlechte Noten er schreit mich zusammen , aber gelernt hat er nie mit mir !
Jetzt weiß ich das mein einfach sein leben genießen muss , EGAL was passiert ist , was passieren wird !
Und zu dem thema mit deinenm Freunde : Du hast ihn verdient , nicht du bist das '' schlechte kind '' , deine Eltern haben dich wie dreck behandelt ! Sei froh , dass er dich liebt und mit dir zusammen ist , sie aber bitte nciht zu zerstört , wenn er schluss macht ( ich hoffe natürlich nicht das er schluss macht ) und wenn er sollte , merk dir eins : jeder findet den richtigen und wenn du den richtigen gefunden hast sie eine bessere Mutter als deine !
ich wünsche dir noch ganz viel glück in deinem Leben :) :* Genieße es !
LG Can
Danke... Jetzt heul ich schon wieder! Du bist echt reif für 14 Jahre. Mach weiter so.
nein , das ist einfach meine lebenseinstellung - ich war / und bleibe immer ein fröhlicher mensch - Hör auf zu weinen :(
früher als kind, trotz den inneren schmerzen, war ich immer ziemlich optimistisch! das ging in der pubertät verloren. jetzt erobere ich diese einstellung zurück. danke für deine bekräftigung!
Ich kann dich da sehr gut verstehen, da es mir ähnlich geht. Nur meine Vorgeschichte ist anders. Leider muss ich sagen das ich dir auch keine Lösung anbieten kann. Auch für mich sehe ich derzeit keine (trotz diverser Therapien & Medikamenten). Trotzdem wünsche ich dir alles gute für die Zukunft
danke. dir wünsche ich auch alles gute. ich dachte lange zeit, meine gefühlswelt wäre normal und es gäbe keine alternativen für mich. in letzter zeit habe ich zu meditieren begonnen und es hilft echt gut. nur fühle ich mich manchmal echt total zerschmettert. ich muss mehr meditieren und öfter raus in die welt.
Klingt jetzt vielleicht etwas plump...
... aber heul dich einfach aus. So lange bis es nichtmehr geht.
tue ich heute schon den ganzen tag. hinterher fühle ich mich häufig schlecht und hasse mich selbst für diese schwäche :(
Mein Freund hat gerade keinen Bock mehr auf mich, weil er sagt, erst suche ich Hilfe und dann nehme ich sie nicht an. Er hat recht... hoffentlich schaffe ich es, das zu ändern.
Danke... Darüber habe ich noch gar nicht so nachgedacht! Das versuche ich mir vor Augen zu führen. Gerade, weil Auflehnung in meinem Hinterkopf immer ein Grund war, gerade nicht geliebt zu sein.
Ich muss weitermachen. Es ist der einzige Weg. Danke für deine Antwort.