Sagt die Anzahl an Früchten etwas über die Gesundheit eines Baumes aus?

1 Antwort

Hallo,

ein bisschen zwiespältig, das mit der Anzahl der Früchte. Um Früchte zu produzieren, muss ein Baum Reserven haben. Und um Reserven anzulegen, muss es ihm gut gehen. Andererseits ist es so ein Erfahrungswert, dass Bäume kurz vor dem Absterben nochmals die allerletzten Reserven mobilisieren und kräftig Früchte haben. Wir Förster zitieren in diesem Zusammenhang immer gerne Wilhelm Busch:

"Jedes legt noch schnell ein Ei

Und dann kommt der Tod herbei."

http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/maxundmoritz/streich1.html

Man könnte es also so oder so deuten.

Ich würde auch sagen, die Dinge, die du schilderst, haben erst einmal nicht so viel miteinander zu tun. Wenn du schreibst, dass die entfernten Äste hohl waren, dann hat das erst einmal keinen Einfluss darauf, wie es den noch lebenden Geweben geht, aus denen Wachstum, Blüte und Fruchtbildung hervorgeht. Das Holz im Inneren von Ästen und Stamm ist immer, bei jedem Baum, totes, abgestorbenes Gewebe. Wenn dieses nun von einem Fäuleerreger befallen wird, dann hat das keine unmittelbare Auswirkung auf das lebende Gewebe, dem geht es deswegen nicht sofort schlecht. Allerdings erfüllt das "tote" Holz natürlich noch eine wichtige Stützfunktion, und die geht durch die Fäule mehr und mehr verloren. Deswegen mussten auch (und müssen vielleicht weitere) Äste entfernt werden, weil das faule Holz keine hohe Last mehr tragen kann. Wenn es aber gelingt, den Baum durch den Rückschnitt dahin zu bringen, dass ein genügend tragfähiges Gerüst für die noch vorhandenen Äste erhalten bleibt, dann kann er erst einmal munter weiter wachsen und fruchten. Wie die Fäule dann weiter voranschreitet, das kann man natürlich nur direkt an dem Baum in den nächsten Jahren beobachten.

Für einen Kirschbaum sind 80 Jahre auch schon ein höheres Alter, hier eine Diskussion zum Thema:

https://forum.hausgarten.net/threads/sehr-alter-kirschbaum-lebenszeit-vorbei.82642/

Mein Tipp: auf den Rückschnitt sollte er mit einem mehr oder weniger kräftigen Neuastrieb reagieren. Vielleicht findest du bei dir in der Gegend jemanden, der dir aus diesen neuen Trieben einen Baum veredeln kann. So stünde ein Nachfolger mit genau denselben Eigenschaften für den Fall des Falles bereit...

Bonjourmonami 
Fragesteller
 17.05.2023, 20:19

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, das war sehr hilfreich!

Also der Baum hat heuer nicht mehr Früchte als sonst, es ist eine wie jedes Jahr schwer zu bewältigende Menge, die zu einem Großteil von Horden an Vögeln verspeist wird, da es unmöglich ist, alles zu pflücken. Zum Glück allerdings, denn das nimmt dem Baum schneller wieder das Gewicht weg.

Die Menge an sich ist jedes Jahr gleich, würde ich zumindest meinen.

Wir haben ihn auch schon in den letzten Jahren geschnitten und dabei einen großen toten Ast entfernt sowie andere Stellen. Er ist jetzt allerdings leider nicht mehr so schön wie früher. Aber diese Äste waren eben hohl.

Ich glaube, dass der Baum nicht wirklich gut gepflegt wurde. Eigentlich wurde nie irgendetwas gemacht.

Er hat auch verschiedene Flechten an den Ästen. Die Frage ist auch, ob er krank ist, und falls ja, was man gegen Pilze oder sonstige Krankheiten so tun könnte? Vielleicht fault er ja gar nicht, sondern ist nur krank. Auch Vögel haben da ihre Löcher gebohrt …

Danke auch für den sehr nützlichen Link! Unserer ist vielleicht fast doppelt so groß.

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Pomophilus  17.05.2023, 22:41
@Bonjourmonami

Bitte, gern!

Muss ja wirklich ein eindrucksvolles Exemplar sein, euer Baum!

Flechten sind kein Problem, das sind extrem genügsame Zeitgenossen, Lebensgemeinschaften aus einem Pilz- und einem Algenpartner. Sie siedeln lediglich auf der Oberfläche der Rinde, leben vom Regenwasser, Staub, der sich ablagert und der Fotosynthese, die der Algenpartner betreibt. Dem Baum tun sie gar nichts. Die meisten sind empfindlich gegen Luftverschmutzung, also zeigen die an, dass die Luftqualität gut ist. Man muß wirklich nichts gegen sie direkt tun.

Die Frage ist auch, ob er krank ist, und falls ja, was man gegen Pilze oder sonstige Krankheiten so tun könnte? Vielleicht fault er ja gar nicht, sondern ist nur krank. Auch Vögel haben da ihre Löcher gebohrt …

Also, krank in dem Sinne, dass Lebensfunktionen nicht richtig ablaufen, dafür sehe ich bei eurem Baum keine Anzeichen. Das Holz eines Baumes kann man in gewisser Weise mit unseren Fingernägeln oder Haaren vergleichen: organisches Material, das von einem Organismus erzeugt wurde und laufend weiter produziert wird. Einerseits ist es zwar abgestorben, andererseits erfüllt es aber trotzdem noch Funktionen für diesen Körper. Darum können wir uns Haare oder Fingernägel schmerzlos schneiden, sie sind ja abgestorben. Abgestorben ist das Holz auch, aber es ist trotzdem das Gerippe, das den Organismus, den Baum stützt. Bei eurem Baum liegt definitiv ein Befall mit einem holzzersetzenden Pilz vor, sonst gäbe es keine bereits hohlen Äste oder von Vögeln, wohl Spechten, gehackte Löcher. Ob man eine solche Fäule als Krankheit bezeichnen möchte, ist Ansichtssache, da sie ja nur abgestorbenes Material betrifft. Aber andererseits schwächt sie natürlich die Stabilität des Baumes. Das ist die Art, wie viele Bäume dann irgendwann sterben: wenn zu viel Holz zersetzt ist, brechen sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Oder sie fallen im Ganzen um, wenn die Fäule auch die Wurzeln angegriffen hat. Oft kann man diesen Prozess unter sehr großem Aufwand bremsen, kaum ganz aufhalten: "Baumchirurgen" können die faulenden Holzpartien dort, wo sie sie erreichen, ausschneiden, ausbohren bis zurück ins "gesunde", noch nicht vom Pilz befallene Holz. Man kann den Baum durch Schnitt entlasten, einen Teil der Äste entfernen, und so das Gewicht verringern, das das geschwächte Stützgerüst tragen muss. Das ist ja anscheinend auch schon passiert. So kann man das Leben des Baumes verlängern, aber letztlich lebt auch kein Baum ewig.

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Bonjourmonami 
Fragesteller
 19.05.2023, 23:10
@Pomophilus

Danke! Weißt du vielleicht, wie man zusätzlich zu dem Wegschneiden dieser "ungesunden" Teile den Baum noch weiter schützen könnte? Manche sagen, man soll die offenen Wunden zumachen mit einer gewissen klebrigen Substanz, zum Schutz. Andere wiederum meinen, es ist besser, es offen zu lassen, damit Bakterien, Viren, oder so, rauskönnen und nicht drinnen blockiert bleiben.

Mein Ziel ist es, diese "Krankheit" vom Baum, die ihn hohl macht, irgendwie zu beseitigen. Jemand wird den Baum bald schneiden kommen, ich habe aber auch Angst, dass er ihn falsch schneidet und mehr Schaden anrichtet, als davor. Ich habe leider keine Ahnung, was es da für Regeln gibt, wie der Baum geschnitten werden muss, und so. Und die Leute, die hier schneiden, kennen sich oft leider nicht wirklich aus. Die sind mehr auf komplette Beseitigung spezialisiert, aber nicht auf große alte Bäume …

Ich habe übrigens einmal gelesen, dass Bäume theoretisch unsterblich sein könnten (bzw. jeder Organismus das theoretisch sein könnte).

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