Romantikreferat - Einstieg
n'abend, ich halte kommenden Mittwoch ein Referat über die Literaturepoche Romantik - zu beginn der Präsentation möchte ich einen Einstieg wählen , der meine Mitschüler anspricht ? Habt ihr kreative Ideen, wie ich schon zu beginn meine Zuhörer aufmerksam mache und zum Thema hinführe :) ?
8 Antworten
Guten Morgen, sehr verehrtes Publikum, dass meine Person hier anderen Personen etwas berichten darf - und nicht nur ein Fürst oder ein Pfarrer oder ein Lehrer hat mit der Epoche zu tun, über die ich euch nun referieren möchte - denn kurz gesagt, die Ideen der französischen Revolution von 1789 mit dem symbolischen Sturm auf die Bastille in Paris am 14. Juli, deshalb der Nationalfeiertag Frankreichs bis heute, bewirkten, dass der "normale Bürger" allmählich begann, sich seiner politischen Bedeutung für einen Staat bewusst zu werden: Das Bildungsbürgertum mit einer freien Marktwirtschaft ohne Abhängigkeiten von Adel und Klerus -und die Bauernschaft, die ihre eigenen Feldern bewirtschaften dürfen - und die Künstler wie Maler und Dichter durften freier arbeiten - und - und - und! Allerdings hat der Weg bis zum heutigen Europa mit einem europäischen Parlament über zwei Jahrhunderte gedauert; denn Bürgerrechte oder gar Menschenrechte musste und muss man nicht nur fordern, sondern leider oft auch mit Gewalt bzw. iuristischer Gewalt durchsetzen - Dies alles begann in der Epoche der Romantik und wie ihr hört, leben wir zum Teil immer noch in ihr... Oder? Diese Frage werde ich im folgenden Referat im Bezug auf die Literatur genauer nachgehen. Viel Spaß!
PS: Ich hoffe, du integrierst auch die politische Dimension beginnend bei Napoleon in deine Erläuterungen zur Literatur der deutschen Romantik, um die Schwarze Romantik einerseits, den Biedermeier bis in den Vormärz und ins Junge Deutschland andrerseits verständlich zu machen. Viel Erfolg!
Kennen Sie zufällig eine Szene aus Eichedorfswerk " Aus dem Leben eines Taugenichts" ? die sich für ein Einstig in das Referat anbieten würde ?
Vielen Dank für ihre Bemühungen "so nebenbei"!!
Servus, da ich gerade mit einer saumäßigen Erkältung bettlägrig bin, kann ich kaum richtig denken... ich werde mich aber trotzdem bemühen und kommentiere deine Fragen als neue Antwort. Grüße.
Ich würde aber gerade am Anfang die Begriffsdefinition nicht außer Acht lassen und ein richtiges Verhältnis zum gängigen Ausdruck "romantisch" machen. Wer sich mit Literatur nicht auskennt - und in einer Klasse ist das eben meistens bei vielen der Fall - bekommt sonst schnell ein falsches oder zumindest verzerrtes Bild.
Grüße, Balu
Servus, mit dem "doofen" "Taugenichts" beschäftige ich mich schon seit Monaten; allerdings denke ich ähnlich wie die Antwort von mychrissie! Mit der Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts", geschrieben 1817 bis 1826, hat der verarmte Adelige Eichendorff als deutscher Sesselpfurzer mit eigenem schwierigen Schicksal ein idyllisch-katholisches Märchen gedichtet, das uns seit dem Wilhelminismus in den Schulen, wahrscheinlich weltweit, als Idealbild der deutschen literarischen Epoche "Romantik" dargestellt wird. Bäh! Kotz! Würg! In Wahrheit ist diese Novelle doch nur der geringste Teil der damaligen Romantik, aber die Erfüllung unserer heutigen Vorstellung von Romantik!
Der handwerkliche Taugenichts, vom Vater gut gemeint verscheucht, wandert mit der Fidel seiner geliebten Adeligen nach, zur Kaiserstadt Wien, zur Papststadt Rom und zurück - und landet im geschenkten Adelsschloss mit seiner entlarvten Bürgerlichen als katholischer Ehefrau. Dazwischen sind (noch heutzutage gesungene) Wanderlieder und Naturbeschreibungen eingebettet aus der Zeit der Jugend Eichendorffs Eltern - denn die Kriege und die Industrialisierung haben die Natur und die Leute bereits sehr verändert... Eichendorff ist´s egal, er schreibt ja ein idyllisches Märchen mit einfältigem Gottvertrauen und gutgemeinten Verwirrspiel für Spießbürger ohne Willen zur Erkenntnis der Wahrheiten und ohne Willen zur Veränderung... eben etwas Romantisches ganz in unserem Sinne... Leider ist diese Novelle bis heute die meist gelesenste aus der Romantik und gibt uns damit dieses völlig einseitige Bild von der Literatur jener Zeit. Eichendorff hat auch wirklich anderes geschrieben...Wenn du musst, würde ich das letzte Kapitel nehmen: Eingeflochten ist da z. B. der Ruf der Goldammer, damals typisch, es ist Beethovens Motiv seiner Schicksalssinfonie, das Jungfernkranz-Lied aus Webers Oper "Der Freischütz" 1821 (mit einer dämonischen Natur), die Lösung des Rätsels der Novelle, die geplante Flitterwochenreise wieder nach Italien, die schöne blaue Donau strömt mit dem beschaulichen Schluss "- und es war alles, alles gut." - Hoffentlich werde ich nicht noch kranker...Grüße.
Die Hoch-Zeit der Romantik war um 1812, also etwa 40 Jahre bevor die industrielle Revolution begann.
Aber schon zur Zeit der Romantik war die Umwelt geschädigt, waren die Menschen oft verarmt, von Krankheiten und hoher Kindersterblichkeit heimgesucht und in unterdrückter Position tätig.
Wenn also die Romantiker von rauschenden Wäldern, murmelden Bächen und jauchzenden Wandergesellen gedichtet haben, so war das oft keine Zustandsbeschreibung sondern eher eine Sehnsuchtsbekundung. Diese heile Welt befand sich im Verschwinden und die Romantiker haben ihr praktisch literarisch "nachgeweint".
Stell doch einen Bezug zum Heute her. Heute fliegen die Menschen in Tropenparadiese, um sich eine heile Welt vorzugaukeln, ohne begreifen zu wollen, dass sie bereits mit ihrem Flug ein Stückchen davon zerstört haben.
Servus, ja - ich als Philosoph (nicht als Literaturwissenschaftler) freue mich darüber, dass du genau das erkennst:
Die Aufklärung mit Kants kopernikanischer Wende mit seinem kategorischen Imperativ - für jeden Menschen ohne Standesunterschiede gültig - ist der Beginn der Bewusstwerdung des Einzelnen seines Wertes in der und für die Gesellschaft und damit beginnt auch die Romantisierung des Weltbildes, das volksnahe, die Suche nach Geschichten aus dem Volk (das ist die Frühromantik ab 1790). Die vorige literarische Epoche der Aufklärung ist die theoretische Beschäftigung mit der Vernunft, noch nicht der Aufstand des einzelnen Bürgers, das geschieht gewaltvoll politisch mit der frz. Revolution 1789. Das erste Aufbäumen des Individuums ist der Sturm-und-Drang. Die literarische Klassik (besser: der Klassizismus) versucht wieder alles auszugleichen: Vernunft und Gefühl, Papst und Kaiser als Herrscher und Bürger und Bauern als Diener; aber Napoleon hat auch seine Wirkung bis heute: Er schafft ein Nationalgefühl seiner Feinde und ein Rechtssystem, das den Bürger ins Rampenlicht stellt. Die Früh- und Hochromantik flieht mit Märchen ins Heldentum des einfachen Mannes des verklärten Mittelalters gegen den gottnahen Helden der idealisierten Antike der Klassik. Nach Napoleon und dem Wiener Kongress kämpft die Spätromantik (bis 1832 Hambacher Fest) sogar mit Schauergeschichten (Schwarze Romantik) gegen den idyllischen Biedermeier mit seinem patriarchalischen Katholizismus an (vgl. z. B. Gemälde von C. D. Friedrich mit Gemälden von C. Spitzweg).
"Bürger" wie Heine und Büchner erschaffen politische Literatur, werden verfolgt, sind auf der Flucht, "helfen" zu neuen Revolutionen (Vormärz und Junges Deutschland). Und die philosophische Aufklärung, die hat noch kein Ende gefunden: Es gibt immer noch Kirchen mit Elitedenken "Nur meine Religion ist die Wahrheit", es gibt immer noch Adelige oder Geldadelige mit Elitedenken "Wir sind die Besten der Gesellschaft", deshalb haben wir Privilegien in allen Dingen, und es gibt immer noch Leute, die diese Kirchen und Adeligen mit ihren Systemen bekräftigen... Und es gibt neue Dressurinstitutionen wie die Vertreter des Handywahns "Informationsüberfluss ist besser als anstrengender Entscheidungs-zwang für das Wesentliche" - denn was ist das Wesentliche für den Menschen?! - Für mich ist es gleich das Versinken in den Gesundungsschlaf... Grüße.
Schon in den ersten Büchern wurde über Romantik gesprochen, egal ob sie romantisch traurigl oder romantisch blutig war. Nun will ich euch mehr darüber erzählen
Vielen dank - deinen Einstig finde ich sehr kreativ, ich habe auch andere Beiträge von Ihnen gelesen und man merkt, dass sie sich sehr mit Literatur auskennen, trotzdem finde ich, dass dieser Einstig besser zu der Epoche der Aufklärung passt!? - Stehen viele Motive der Romantik wie z.B. Fernweh, Mystik, Ahnung nicht eher im Gegensatz zu dennen der Aufklärung? Ich sehe vielmehr aber eine Nähe zum Sturm und Drang, da dieser ebenfalls Gefühle in den Mittelpunkt setzt?