Respektlose Reportage über Behinderten in der Zeitung?
Guten Abend,
gesetzt den Fall, ein Zeitungsredakteur macht im Lokalteil eine Reportage über einen erwachsenen Menschen, der geistig behindert (er ist auf dem Stand eines Kindes) und körperlich gehandicapt ist (was man in dessen Wohnort auch weiß) und stellt ihn bei der Ausübung eines Hobbys dar, das für einen Behinderten "untypisch" sei.
Der Redakteur hat den Menschen gefragt, ob er kommen könne; dieser willigte ihn, wusste aber offenbar nicht, was ihm geschieht und freute sich über "Fotos machen und erzählen" und dass sich jemand für ihn interessierte.
Der Mensch wird unvorteilhaft fotografiert, was auch seine körperlichen Probleme deutlich betont und zwischen den Zeilen liest man eine geringe Wertschätzung für ihn heraus - es dürfte dem Schreiber nur um den Artikel, nicht um den Menschen gegangen sein, dessen Werdegang er detailliert auflistet - wenn man die Beteiligten kennt, weiß man, wie es gemeint ist. Der Bericht ist eigentlich ein Pamphlet, das diesen Menschen einerseits als armen Behinderten darstellt und ihn andererseits lächerlich macht.
Alle, die diesen Menschen kennen, regen sich auf, wie man so was propagieren und ihn dermaßen blamieren kann, selbst diejenigen, die keinen direkten Bezug haben und ihn nur aus dem Ortsbild kennen, wo er durch Verhalten, Optik und Bewegung stark auffällt.
Wo liegt da die Grenze? Macht man so was überhaupt?
Gebietet es nicht der Anstand, über so jemanden gar nicht erst zu schreiben; beschützt man ihn dann vor sich selbst?
Danke & Grüße!
4 Antworten
Ich finde es erst mal generell nicht verkehrt, wenn auch behinderte so dargestellt werden wie sie als Mensch sind. und wenn das nun bedeutet, dass man eben DEUTLICH sieht, dass z.B. ein Bein zu kurz ist, oder so, dann zeigt das m.E. erst mal nur noch mehr, wie wenig sich die betreffende Person bei der Ausübung ihres Hobbys sich von solchen "kleinigkeiten" abhalten lässt.
Ich bewundere diesbezüglich meinen Chef, der trotz eines zertrümmerten sprunggelenkes noch immer auch an der Front mit arbeitet. er lässt sich eben von so einer "kleinigkeit" nicht das Leben vermiesen.
In dem Context muss ich wieder an den leiharbeiter denken, mit dem ich 2015 oder so mal in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet hatte. Wir hatten die Aufgabe, Brandschutztüren mit Rauchmeldern zu montieren.
einer der Behinderten fragte: "Was macht ihr da?" ich habe ihm das erklärt. und er hat auch sehr intressiert zugehört und sogar Deteilfragen gestellt.
der Leiharbeiter fragte mich, warum ich mir die Mühe mache und sagte so was wie "der rafft das doch eh nicht"
Daraufhin hat der Behinderte ihn ganz böse angeschaut und gesagt: "Alter, ich bin zwar behindert aber nicht blöd, ja!"
Der Betroffene muss damit rechnen, dass die Presse so reagiert. Man sollte offen damit umgehen.
Hallo rotesand
tja, ohne den Bericht, kann man sich schwer ein Bild davon machen. Ob nur du das so Empfindest, oder mit deiner Empfindung Allgemein Richtig liegst, kann man nicht beurteilen, ohne der Quelle. Erzählen kann man ja viel.
Und mal am Rande. Auch über uns Menschen mit Handicap darf Berichtet werden uns muss es auch, um Tabus zu brechen und Aufzuklären.
Alles Gute
LG
Super das du den eigentlichen Betrag nicht mit uns teilst, so ist dazu auch nichts weiter zu schreiben.