Reicht Metta-Meditation statt Achtsamkeitsmeditation?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In korrekt ausgeführter Achtsamkeitsmeditation ist der Metta-Aspekt mit enthalten. Und in der Metta-Meditation ist auch Achtsamkeit enthalten. Das lässt sich nicht voneinander trennen.

Im Schriftverkehr gibt's leicht Missverständnisse. Ich habe auch deine Kommentare gelesen, und bin mir nicht sicher, ob du bei der Metta-Meditation wirklich zum inneren Frieden findest und Freundlichkeit für Widersacher fühlst oder ob es nur deine Gedanken sind.

Da ist diese Wut, die nehme ich wahr. Aber was mach ich mit ihr?

Man macht mit Emotionen gar nichts. Buddhistische Praxis ist nicht, mit Emotionen und Gedanken etwas zu machen, sondern eine akzeptierende (innere) Haltung dazu einzunehmen. Dadurch löst man sich aus der Identifikation damit. Das Problem ist nicht die Wut (in diesem Beispiel), sondern wie ich damit umgehe. Ich gebe deine eigenen Worte wieder:

dass es ein Ganzes und nicht eine dualistische Welt gibt.
dass es keine guten oder bösen Wesen gibt

Das hast du für die Metta-Meditation beschrieben. Aber das gilt auch für die Achtsamkeitsmeditation.

Mit Metta-Meditation löst du diese Emotionen auf, indem du z. B. die Situation im Geist analysierst.

Die Analyse gehört klassischerweise nicht zur Metta-Meditation. Aber wenn es dir hilft, ist das okay. Das lässt sich aber ebenso gut bei der Achtsamkeitsmeditation anwenden, um schwierige Geisteszustände zu entschärfen und zum inneren Frieden zu finden.
Es wird deutlich, dass das Praktizieren vielschichtig ist, sich das eine nicht vom anderen trennen lässt, sondern alles miteinander verwoben ist.
Mit dem Üben von Achtsamkeit wird im Allgemeinen begonnen, um den Geist zu beruhigen, wodurch klareres Erkennen und eine sensiblere Wahrnehmung ermöglicht werden soll. Mit diesem beruhigten Geist lassen sich Metta-Übungen leichter ausführen. Auch bei der expliziten Metta-Meditation wird gewöhnlich mit einer kurzen Phase der Geistesruheübung begonnen.

JimdasDing 
Fragesteller
 19.08.2021, 19:45

Ich hab das Buch von Sharon Salzberg Metta Meditation dazu gelesen. Wenn ich Metta Meditation mache, die sich bewusst mit einer Person auseinandersetzt, zerlege ich die Situation in Gedanken sehr wohl. Ich betrachte sie z.B. aus den Augen des Gegenüber. Oder ich stell mir die Person als Kind vor, die sein Glück darüber sucht, dass sie anderen Leid zufügt. Das ist natürlich verblendet, aber die Person sucht nur ihr Glück und leidet.

Wenn ich jemanden nicht ehrlich wünschen kann; Mögen wir glücklich sein, usw..

Läuten bei mir doch die Alarmglocken.

Wenn ich Achtsamkeitsmeditation mach, komme ich halt immer wieder ins Jetzt. Das sagt für mich aber so noch nichts aus, wie ich mit der Situation umgehen sollte.

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Reigel  20.08.2021, 13:00
@JimdasDing

Ich habe ihr vorheriges Buch "Geborgen im Sein" gelesen und damit geübt. Wenn man ein ganzes Buch zu dem Thema schreibt, werden natürlich auch geistige Hilfsmittel beschrieben, um zum Metta-Gefühl zu gelangen. Okay, wir haben unterschedliche Definitionen über bestimmte Begriffe. Für mich ist das "Zerlegen der Situation in Gedanken" ein Hilfsmittel, - das sich genauso gut bei der Achtsamkeitsmeditation anwenden ließe. Auffällig ist jetzt, dass du großzügig solche Hilfsmittel als Teil der Metta-Meditation betrachtest, sie aber bei der Achtsamkeitsmeditation ausschließt. Wenn du sie dabei auch anwenden würdest, kämest du viel besser damit zurecht.
Im Grunde hat es der sehr erfahrene User @Buddhismus schon geschrieben. Seine Antwort wurde auch vom Experten @satian bestätigt. (Und ich bestätige sie auch. Ich finde sie sogar noch besser als meine.) Vielleicht liest du sie noch ein paar Mal. Mir scheint, da ist ein Verständnisproblem bei dir.

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JimdasDing 
Fragesteller
 20.08.2021, 14:58
@Reigel

Ich fand die Antwort von ihm nicht gut, weil Metta-Meditation sicher nichts überdeckt, sondern es löst den Zorn oder die Angst auf. Mit Achtsamkeitsmeditation habe ich das Gefühl, dass ich den Zorn oder die Angst verdränge. Ich flüchte ins Jetzt. Aber natürlich verschwinden dadurch die Emotionen nicht. Ich bin weiterhin wütend bzw. ängstlich.

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Reigel  20.08.2021, 19:10
@JimdasDing

Tja, ich schrieb ja schon, dass Schriftverkehr schwierig ist. Vielleicht besprichst du das bei Gelegenheit mal in direktem Kontakt mit einem Dharmalehrer. Es ist nämlich alles genau anders herum.
Das "Jetzt" ist das Einzige, was es gibt. Es gibt nichts anderes als "Jetzt". Insofern gibt es kein Flüchten ins Jetzt, sondern nur weg davon. Nur im "Jetzt" lässt sich "ja" sagen zu dem was ist, und schwierige Emotionen auflösen.
Kennst du den Weltbestseller "Jetzt! - Die Kraft der Gegenwart" von Eckhart Tolle?

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JimdasDing 
Fragesteller
 20.08.2021, 19:22
@Reigel

Ja, aber ich hab genug Bücher von Thich Nhat Hahn gelesen "Achtsamkeits Survival-Kit" usw.. Eckhart Tolle wird jetzt in buddhistischen Kreisen nicht sehr geschätzt, bzw. belächelt. Nichts gegen dich.

Ich würde da eher das Buch "Geistestraining durch Achtsamkeit" von Nyanaponika empfehlen.

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JimdasDing 
Fragesteller
 20.08.2021, 19:27
@Reigel

Aber eine andere Frage, wozu lehrt der Buddha dann überhaupt Metta-Meditation. Es ist ja etwas was er konkret gelehrt hat.

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Reigel  20.08.2021, 19:44
@JimdasDing

Nichts gegen dich, wirklich nicht! Aber dein Fall bestätigt, was Dharmalehrer sagen und ich selbst erfahre: Mit dem Lesen von Büchern kommt man aus seiner geistigen Welt nicht raus. Wer sich spirituell weiter entwickeln will, braucht den lebendigen live-Kontakt zu anderen Praktizierenden. Dazu gehören Gruppentreffen, regelmäßige Retreats und persönliche Gespräche mit einem Lehrer des Vertrauens. Es ist erwiesen, dass Texte überwiegend gemäß den bekannten Denkweisen verstanden werden. Man "rührt sozusagen im eigenen Brei".

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JimdasDing 
Fragesteller
 20.08.2021, 19:56
@Reigel

Ich war regelmäßig bei Dharmalehrern verschiedener Traditionen. Der liebe Bhante bei dem ich am Schluss war hat mir wie gesagt, das "Geistestraining durch Achtsamkeit empfohlen". Aber wozu empfiehlst du mir dann gerade Tolle?

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Reigel  20.08.2021, 20:00
@JimdasDing

Der Überlieferung nach lehrte er die Metta-Meditation zuerst Mönchen, die verängstigt zu ihm kamen, weil sie nachts im Wald nicht schlafen konnten wegen den Waldgeistern, vor denen sie viel Angst hatten. So belehrt kehrten die Mönche zurück in den Wald in ihre Hütten, übten Metta für die Geister, hatten keine Angst mehr und die Geister dienten ihnen sogar, weil sie die Ausstrahlung von Liebe so schön fanden. Das hatte ich mal in einem Buch von Thich Nhat Hanh gelesen.

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JimdasDing 
Fragesteller
 20.08.2021, 20:00
@Reigel

Aber wenn mir der Durchbruch fehlt, gib mir doch gerne einen Rat. Darum rede ich ja mit anderen Buddhisten.

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Reigel  20.08.2021, 20:12
@JimdasDing

Hier und da mal reinschnuppern, ja so fangen die meisten an, und bei mir war's auch so. Irgendwann kommt man drauf, dass das nicht viel bringt. Es ist wie die Suche nach einem im Mittelpunkt tief vergrabenen Schatz. Den findet man nicht wenn hier und da ein bisschen gegraben wird. Aber wer an einem Ort bleibt - egal an welchem - und sich die Mühe macht, immer tiefer zu graben, wird fündig.
Das Buch sollte keine Empfehlung sein, nur ein Hinweis. Eckhart Tolle's Lehre ist 100% konform mit dem Buddhismus. Aus dem englischen Originaltitel wird m. E. noch deutlicher worum es geht: The power of NOW!

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JimdasDing 
Fragesteller
 19.08.2021, 19:49

"Man macht mit Emotionen gar nichts. Buddhistische Praxis ist nicht, mit Emotionen und Gedanken etwas zu machen, sondern eine akzeptierende (innere) Haltung dazu einzunehmen."

Das würde ich nicht so unterschreiben. Vor allem, wenn ich eine akzeptierende Haltung dazu einnehme, mache ich ja schon was damit.

Es gibt z.B. Bücher von Thich Nhat Hahn "Umarme deine Wut".

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Reigel  20.08.2021, 12:35
@JimdasDing

Ich kenne die Tradition nach Thich Nhat Hanh sehr gut, habe auch Bücher von ihm. Vielleicht beruhen unsere unterschiedlichen Kommentare nur auf einem unterschiedlichen Verständnis.
Mein Verständnis ist, dass Emotionen als Wirkung von geistigen Ursachen im Gehirn im Limbischen System entstehen. Damit lässt sich nichts machen. Entweder die Wirkung "Emotion" ist da oder nicht. Durch Geisteskräfte wie Willenskraft lässt sich aber bei der Ursache für die Emotion etwas machen. Man kann bewusst andere Ursachen für andere Emotionen, (z. B. Liebe), setzen. Das gelingt dir z. B. mit Hilfe der Situationsanalyse und dem Verständnis für die Situation Anderer.

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Von Experte satian bestätigt

Wie weit hast du denn die Achtsamkeitsmeditation bereits geübt ? Bist du alle vier Bereiche ( Grundlagen ) der Achtsamkeit "durch" ( Achtsamkeit auf den Körper, auf die Gefühle, auf die Gedanken und die Gedankeninhalte ) ?

Das, was die meisten unter "Achtsamkeitsmeditation" verstehen ( die Achtsamkeit auf den Atem ) ist ja nur der erste Schritt innerhalb der ersten Grundlage ( den Körper ). Aber, wenn du lernen willst, mit negativen Gedanken umzugehen, musst du alle vier Bereiche gründlich kennenlernen und üben. Das dauert seine Zeit.

Metta-Meditation ist zwar gut, aber "überdeckt" die negativen Gedanken nur für eine gewisse Weile. Eben, weil du allein damit nicht lernst, deinen Körper, deine Gefühle, deine Gedanken und WAS du denkst, achtsam wahrzunehmen...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
JimdasDing 
Fragesteller
 19.08.2021, 12:20

Mit Metta-Meditation löst du diese Emotionen auf, indem du z. B. die Situation im Geist analysierst.

Achtsamkeit führt dich halt ins Jetzt. Super, jetzt bin ich im Jetzt. Da ist diese Wut, die nehme ich wahr. Aber was mach ich mit ihr?

Wenn ich einem Wesen wünsche "Mögen wir glücklich sein", wird mir ja automatisch klar, dass es keine guten oder bösen Wesen gibt sondern jedes Wesen agiert aus dem Wunsch heraus glücklich zu sein. Und der Zorn löst sich auf.

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JimdasDing 
Fragesteller
 19.08.2021, 12:25

Ich kenne Achtsamkeitsmeditation so, dass ich trainiere ins Jetzt zu kommen. Dabei nehme ich das Jetzt mit allen meinen Sinnen wahr. Dazu gehören natürlich ganz stark auch die Gedanken und Emotionen. Die sind ja ein Teil des Jetzt.

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JimdasDing 
Fragesteller
 19.08.2021, 12:26

Aber aus der Metta-Meditation erkennt man ja auch, dass es ein Ganzes und nicht eine dualistische Welt gibt. Dieses Ganze ist von dem Wunsch glücklich zu werden angetrieben.

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