Probleme mit den Eltern und dem Elternbeirat

6 Antworten

Ich war selbst Elternbeiratsvorsitzende eines Kindergartens und war darüber hinaus die Vorsitzende des Gemeinsamen Kindergartenbeirates aller Städtischen Kindergärten einer Großstadt in Deutschland. Daneben habe ich auch mit dem Landesverband der Elternvertretungen meines Bundeslandes zusammengearbeitet.

Mein oberstes Ziel im Kindergarten war immer die Zusammenarbeit mit der Kindergartenleitung und den Erziehern, gleichzeitig aber auch Vermittler zu sein, wenn es Kommunikationsprobleme gab von der einen oder anderen Seite.

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Vorsitzende des Gemeinsamen Kindergartenbeirates der Stadt wurde ich des öfteren als Mediatorin gerufen, wenn es Probleme in einem Kindergarten gab, sei es von der Seite der Leitung her aber auch von der Seite des Elternbeirates. Daneben wurde ich auch immer wieder mal gerufen, wenn es um die überwachung von Elternbeiratswahlen ging, als mal eine Wahl des Elternbeirates in einem Kindergarten angefochten wurde und eine Neuwahl fällig wurde.

Die Aufgaben eines solchen Gemeinsamen Kindergartenbeirates sind vielfältig.

Es gibt darüber hinaus auch noch den Landes-Elternverband eines Bundeslandes.

Ich würde Dir empfehlen, Dich zunächst mit Deinen Vorgesetzten über diese Sondersituation zu unterhalten und Dich nach deren Anweisungen zu richten.

Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, dass Du Dich mit dem Gemeinsamen Elternbeirat Eurer Stadt (sofern Ihr so etwas habt) oder des Landkreises in Verbindung setzt, eventuell auch mit dem Landeselternverband des Bundeslandes in dem Euer Kindergarten ist.

Auch von dort können Mediatoren geschickt werden.

Ich bin nicht mehr auf dem aktuellen Stand des Kindergartengesetzes. Schau mal nach, soweit ich weiß gibt es Möglichkeiten, dass sich die zuständige Aufsichtsbehörde für den Kindergarten einschaltet, wenn die Kommunikation zwischen Kindergartenleitung und Elternbeirat nicht mehr gegeben ist.

Lade doch mal die Eltern zu einem adventlichen Abendtreffen im Kindergarten ein - keine Elternbeiratssitzung - und besprecht dort mal in aller Ruhe bei Glühwein und Plätzchen die Gesamtsituation. Bitte die Eltern um eine kleine Plätzchengabe aus der sicher schon angefangenen Plätzchenproduktion der Eltern.

Den Glühwein könnte man doch sicher aus der Kasse des Kindergartens spendieren.

Dann mal viel Erfolg für diese Aktion!


Sonnenschein128 
Beitragsersteller
 02.12.2013, 11:22

Wow das ist ja eine ganze Menge was ihr da geschrieben habt!!! Danke schon mal, da ,muss ich mich jetzt erstmal durcharbeiten ;)

Ich melde mich dann wieder :)

Einen schönen Tag wünsche ich euch und tausend Dank für so viel Unterstützung!!

Euer Sonnenschein 128

Mein Rat wäre: Holt euch einen professionellen Mediator ins Haus und setzt euch mit diesem und dem Elternbeirat an einen Tisch. Zeit und Kosten werden sich lohnen, wenn ihr mit einem erfahrenen Fachmann/ einer erfahrenen Fachfrau arbeitet.

Nach meiner Erfahrung lassen sich solche Dinge selten intern lösen und werden bestenfalls zufällig besser, wenn die Elternschaft wechselt. Bis dahin ist aber meist eine Menge Porzellan zerschlagen, und die Mitarbeiter sind frustriert und demotiviert. Die Gefahr, dass eure gute Arbeit vor die Hunde geht, ist groß.

Erfahrungsgemäß zucken Träger immer schmerzhaft, wenn solche Anliegen an sie herangetragen werden, aber solche Maßnahmen haben auch mit der Fürsorgepflicht von Arbeitgebern zu tun. Zudem sollte das Argument greifen, dass finanzielle Einbußen zu erwarten sind, wenn die Gerüchteküche erst mal richtig zu kochen beginnt und die Anmeldungen ausbleiben.

Es hat sich bewährt, zunächst mit den Beteiligten abzuklären, ob sie mit einer Mediator-basierten Krisenintervention einverstanden sind. Wenn man dabei immer wieder betont, dass einem an einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung gelegen ist, gewinnt man die anderen meist für die Idee.

Dann sollte man sich nach geeigneten Mediatoren umsehen, Honorarvorstellungen abfragen und herausfinden, wer einigermaßen zeitnah verfügbar ist.

Mit all diesen Infos marschiert man dann zum Träger. Wenn man alle Fragen schon beantworten kann, werden Entscheidungen eher positiv getroffen.

Verweigert der Träger die Finanzierung, dann stellt postwendend als Team eine schriftliche Überlastungsanzeige. Damit dokumentiert ihr, dass die derzeitigen Umstände euch eine korrekte Erfüllung eures Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrags unmöglich machen. Hohe Krankenstände bedingen ganz zwangsläufig Überlastungssituationen.

Hier ein Vordruck der GEW:

http://www.gew-koeln.de/02/web03/arbeit_recht/gesundheitsschutz/ueberlastungsanzeige_kita.pdf


flunra39  29.11.2013, 10:57

sehr hilfreiche Antwort, Jul 59 !

Also, du bist die neue Leiterin und hast direkt in deinen ersten Wochen einige Verschärfungen eingeführt, weil dir die vorherigen Regelungen und die Kulanz der vorherigen Leitung nicht gefallen. Habe ich das richtig verstanden? Nun, da müsste dir doch schon vorher klar gewesen sein, dass die Eltern da nicht begeistert sein werden. Solche Veränderungen sollte man nicht im Hau-Ruck-Verfahren durchführen, da ist etwas mehr Diplomatie gefordert. Auch wenn du in einigen Punkten wahrscheinlich im Recht bist, ist es für viele Eltern schwer, ihr "Gewohnheitsrecht" aufzugeben. In gewisser Weise kann ich das verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht ein bisschen zu forsch bei der Umsetzung deiner Vorstellungen vorgegangen bist. Ich kann dir nur empfehlen, einen Gang zurückzuschalten und Kompromisse zu finden, damit das Leben für alle Beteiligten wieder etwas angenehmer wird. Überlege, ob du in manchen Punkten nicht wieder etwas kulanter sein kannst. Sei mit etwas kleineren Erfolgen zufrieden. Wenn du es etwas langsamer angehen lässt mit der Umsetzung deiner Vorstellungen, wird sich alles viel leichter regeln lassen, allein schon durch die naturgegebene Fluktuation. Eltern haben wirklich oft Probleme, ihren Beruf und die Zeitenregelung der KiGa's unter einen Hut zu bringen. Die Eltern deiner zu betreuenden Kinder waren froh und glücklich, einen Kindergarten gefunden zu haben, der ein offenes Ohr für ihre Probleme hat und die Regeln nicht immer so eng auslegte. Nun kommst du und willst von heute auf morgen alles ändern. Du solltest versuchen, auch ein mal die andere Seite zu sehen.

Bitte versteh meinen Beitrag nicht als Angriff auf dich. Das soll es nicht sein. Ich möchte nur ein wenig zur Selbstkritik anregen. Bedenke auch, dass der Ruf deiner Einrichtung auf dem Spiel steht. Scheinbar hat sich der von dir geleitete Kindergarten bisher positiv von manch anderen Einrichtungen abgehoben. Eine völlige Abkehr vom Früheren (und auch Bewährten?) kann sich da recht negativ auswirken.

versucht es doch mal mit der Haltung "Liebe Eltern, wir tun alles für eure Kinder was uns möglich ist, wenn ihnen das nicht reicht zwingt sie keiner die Kinder hier abzugeben" Ich weiß das das schwierig ist, denn man hat schnell Angst um die Finanzierung der Einrichtung. Ich bin Teamleitung einer therapeutischen Kinder und Jugendwohngruppe. Die Kinder sind also in der Regel nicht unbedingt freiwillig bei uns. Ich habe jetzt angefangen genau mit dieser Haltung aufzutreten. Warum auch nicht, wir sind ein Angebot zur Hilfe, keine Zwangsmaßnahme und als Zwangsmaßnahme funktioniert das auch nicht. Die Familien und Jugendlichen sind völlig irritiert von dieser Ansage und müssen sich wirklich ehrlich mit dem auseinandersetzen was ist und was sie wollen. Alle und wirklich alle sind geblieben, weil sie es wollten, nicht weil wir ihnen Honig ums Maul schmieren. Und wir haben plötzlich alle in der Zusammenarbeit, sie machen sich Gedanken was sie von uns wollen und sind nicht mehr mit dem Thema beschäftigt, dass ihnen das Kind weggenommen wurde. Wir haben seit wir so arbeiten unglaubliche Erfolge.


Sonnenschein128 
Beitragsersteller
 28.11.2013, 18:41

Hallo Sanja,

vielen Dank für deine Antwort. Wow das ist schon sehr mutig! Toll das ihr dies geschafft habt! Das Problem bei uns besteht darin das es in der Vergangenheit der Standart war grundsätzlich alles dafür zu tun dass die Eltern rundum zufrieden sind. Zum Beispiel konnten die Eltern morgens kommen wann sie wollen obwohl um 9.00 Uhr die Bringzeit zu Ende ist etc... Wir haben natürlich wieder feste Bring und Hohlzeiten eingeführt und zusätzlich eine Schließung im Sommer von zwei Wochen dazu gewonnen. Dies stieß natürlich nicht auf Freudenausbrüche bei den Eltern. Jetzt wird uns unterstellt dass die tolle "familiäre Atmosphäre" verloren gegangen sei und wir nur noch ein Durchschnittskiga sind. Naja das dies nicht wirklich motivierend ist bei unserem Arbeitsaufwand ist klar.

Sanja2  29.11.2013, 08:19
@Sonnenschein128

Das kann ich gut verstehen, aber es ist doch euer gutes Recht das so zu handhaben. Hier hilft durchaus anzuerkennen, dass die Eltern dem alten nachtrauern und das gut fanden, aber die klare Haltung einzunehmen, dass ihr euch nicht von eurem Weg abbringen lasst. Ihr macht die Regeln, auch wenn sie für die Eltern unbequemer sind. Aber es geht um die Kinder und nur am Rande um die Eltern. Es ist nicht schlimm so zu sein wie die meisten Kindergärten. Ihr macht das um eure Kräfte zu schonen und weiter stabil und stark für die Kinder da sein zu können.

anni51  29.11.2013, 16:50
@Sanja2

Da kann ich dir nur Recht geben, Sanja. Bei uns führten diese Probleme zu einem sehr hohen Krankenstand.

Zuerst einmal- man tut das gut zu lesen, das wir, mit diesen ,,Problemeltern", in unserer Einrichtung nicht alleine sind. Es ist schwer die Schatten der Ehemaligen loszuwerden. Hilfreich ist es wenn ihr euch im Team einig seit, ihr euch versteht und es unter euch, wie leider in vielen Kitas üblich, nicht auch noch Querelen gibt. Wir haben als erste Handlung unsere Pädagogische Fachbereichsleitung um Unterstützung gebeten und einen außerordentlichen Elternabend einberufen.

Kritik ist immer ein unausgesprochener Wunsch! Gebt den Eltern diesen Raum. Es muss alles auf den Tisch kommen!

Den Eltern muss aber auch klar gemacht werden, das unter dem alten Team auch nicht alles besser war, anders vieleicht- aber nicht besser. Den Eltern muss verdeutlicht werden das mit ihre Aktionen gegen euch eine Menge Energie verschwendet wird, die doch besser in die Arbeit mit den Kindern fließen sollte. kein Team kann qualitativ Hochwertige Arbeit leisten wenn soviel Unmut herscht. Stellt den Eltern da, wie eure pädagogische Arbeit aussieht. Welche Ziele ihr euch gesteckt habt, welches Konzept ihr erarbeitet habt. Stellt eure Angebotsplannung, eure Wochen- Projekt- Jahresplannung vor. Macht eure Arbeit Transparent! Haut soviel Infos wie möglich raus. Fragt die Eltern nach ihren Wünschen und Vorstellungen und versucht diese, wenn sie auch nur zum Teil möglich sind, mit einzubeziehen. Viel Wind könnt ihr den Eltern aus den Segeln nehmen wenn ihr ein Konzept -Partizipation Mit Kindern- aufbaut. Z.B. ein kinderparlament gründet. Hier können die Kinder mit entscheiden welche Angebote, Ausflüge geplant werden- wie der Alltag nach den Wünschen der Kinder geplant werden kann. Genauso wichtig ist eben auch die Partizipation mit den Eltern- die müsst ihr mit ins Boot holen. Und wenn sie so engagiert in der Arbeit als Elternbeirat sind, dann sollen sie euch auch in der Arbeit unterstützen.

Ich weiß, es klingt alles einfacher als es ist. Nun soll man denen, die einem das Leben schwer machen, auch noch in den Allerwertesten kriechen. Es ist viel Wut und Enttäuschung bei euch augestaut. Als Erzieher hat man oft das Gefühl gegen windmühlen kämpfen zu müssen. Wir leben jetzt ungefähr seit knapp einem Jahr mit ,,nölenden" Eltern. Uns wird heute immer noch vorgeworfen das wir mit dem Jahresausflug nicht den Wünschen einiger weniger Eltern entsprochen haben, sondern die Kinder demokratisch entscheiden ließen wo es hingeht. Aber so langsam wird es besser, da sie sehen das es ihren Kindern gut geht und die Lüdden gern zu uns kommen. Das wir auch die Eltern ernst nehmen, und ja- einige der Alten Eltern- zum Wohle Aller- die Einrichtung verlassen haben. Alles braucht seine Zeit und die Gerüchteküche versiegt langsam, weil die neuen Eltern sehen das wir gute Arbeit leisten.

Es kann der Erzieher nicht in Frieden arbeiten, wenns den ,,bösen" Eltern nicht gefällt. (frei nach dem Spruch- es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenns dem bösen Nachbarn nicht gefällt).

Ich wünsche euch ein gutes Durchhaltvermögen! Mit kollegialen Grüßen- anni


Sonnenschein128 
Beitragsersteller
 02.12.2013, 11:22

Wow das ist ja eine ganze Menge was ihr da geschrieben habt!!! Danke schon mal, da ,muss ich mich jetzt erstmal durcharbeiten ;)

Ich melde mich dann wieder :)

Einen schönen Tag wünsche ich euch und tausend Dank für so viel Unterstützung!!

Euer Sonnenschein 128