Politisch engagieren mit 14 bzw. 15?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Möglich ist das natürlich, aber du solltest dich vorher informieren, was in Frage kommt. Die Parteienlandschaft in Deutschland ist groß und deckt jedes Spektrum ab, da findest du sicher etwas. So etwas finde ich generell super, wenn man mitmischen will, aber dann sollte die Partei auch inhaltlich zu den eigenen Vorstellungen und zu einem selbst passen. Es ist wichtig, sich vorab zu informieren und das nicht "mal eben so" übers Knie zu brechen - man tritt einer Partei nicht einfach so zwischendurch bei, sondern sollte wissen, wofür sie steht und ob man ihre Politik und ihre Personen gut findet und vertreten kann. Politik und Parteiarbeit ist immer ein Kompromiss, man sollte nicht zu idealistisch sein.

Erste unverbindliche und kostenlose Informationen bekommst du über die jeweilige Kreisgeschäftsstelle (gibt es von jeder Partei, siehe auf deren Homepage) und dann geht's ab zum Orts- oder Stadtverband. Für manche kleinere Partei gibt es "nur" einen Kreisverband, auch Jugendorganisationen sind meist kreisweit gebündelt, weil es vor Ort allein zu wenige Leute wären. Zur Mitarbeit in einem Gremium oder in einem Vorstand etwa des Ortsverbands ist niemand verpflichtet, wenn er es nicht möchte. Ich bin auch Mitglied einer Partei, arbeite aber derzeit nicht aktiv mit - war mal Gemeinderat.

Allerdings wird man es nicht leicht haben: Engagieren kann man sich vom Ding her schon, aber in der Regel wird es nicht so gern gesehen sein, weil da meist die "Altvorderen" die Sache unter sich ausmachen und jeder Neueinsteiger nicht so wirklich willkommen ist, auch wenn es anders betont wird.

Es wird vielleicht sogar Jahre dauern, bis man da Fuß fasst - ich kann dir aber empfehlen, bei Interesse vielleicht öfters die einzelnen Events zu besuchen und Interesse zu zeigen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, damit sie dich mal persönlich als Typ kennen lernen und dein Gesicht kennen - und dann bei Vorstandswahlen als Beisitzer oder Kassenprüfer zu kandidieren ... gewählt wird man sicher, weil es immer schwerer wird, solche Posten zu besetzen. Dann kann man auch mal zu einer Delegiertenversammlung gehen und sich einbringen, lernt Leute kennen und zieht immer größere Kreise. Das kann helfen und ich wünsche dir viel Erfolg sowie alles Gute für 2024!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
charlieluvsu 
Fragesteller
 17.01.2024, 19:33

Danke erstmal für sie ausführliche Antwort, damit ich erstmal ein paar Ideen bekomme.

Ich möchte aber nur nochmal sagen, dass ich mich mit diesem Thema schon länger beschäftige und mich auch schon mit verschiedenen Parteiprogrammen und dessen Vertreter auseinandergesetzt habe.

Für mich ist das keine Entscheidung die ich einfach so treffe, sondern etwas wo ich mir sicher sein will.

Ich möchte nicht einer Partei beitreten und dann heraus finden das viele ihrer Punkte gar nicht mit meinen Vorstellungen übereinstimmen. Auch wenn natürlich nicht immer alle Wünsche und Ansprüche erfüllt werden können.

Jedoch bin ich dankbar für die Anregung und muss mich nochmal intensiver mit einer Zukunft in der Politik auseinandersetzten, da für mich das Engagement in der Politik etwas für meine "Teenagerjahre" gewesen wäre. Ich sehe mich nämlich im Berufsleben eher in Richtung Technik und Maschinenbau.

Wäre es dennoch sinnvoll sich zu engagieren, auch wenn ich es nicht zum Beruf machen will?

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Suche Dir ein Partei aus in Deiner Stadt oder in erreichbarer Nähe, bei der Du mitarbeiten möchtest.

Alle Bundestagsparteien z.B. haben auch eine Abteilung für Jugendliche.

charlieluvsu 
Fragesteller
 17.01.2024, 19:48

Und was könnte ich da bewirken? Was mache ich mit der Jugendpartei und was für Möglichkeiten bieten sich denn da?

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Ist schwer, da in Jugendorganisationen du nicht jeden Tag aktiv bist, lediglich bei Veranstaltungen. Diese sind vielleicht zweimal monatlich. Widersprecht mir gerne wenn ich falsch liege. Meineserachtens würde sich für deine Ausrichtung am besten ein anderes Umfeld anbieten. Um dein Talent beim debattieren einsetzen zu können, musst du schon einen gewissen Rang bei deiner Partei haben, das geht nicht von heute auf morgen. Also sei geduldig und engagiere sich im öffentlichen Leben währenddessen. Sprich vielleicht mit den Menschen auf der Straße und diskutiere mit ihnen. Bei Jugenddebattiert lernst du nicht wirklich das, was du brauchst. ( meine Meinung eigene Erfahrung)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Gyzmomolito935  17.01.2024, 20:17

Dem letzten Punkt widerspreche ich. Wir hatten damals ein Siegerseminar, von dem wir alle sehr profitiert haben. Die Themen sind tatsächlich eher langweilig, aber die Strategien wende ich auch heute noch gerne an.

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Gyzmomolito935  17.01.2024, 20:49
@GrubHertha

Ja. Ich war aber auch gänzlich unvorbereitet. Hab davor nur im Unterricht oder im Internet debattiert und nie sonderlich darauf geachtet, wie ich meine Argumente anordne und vorbringe. Eher so "Drauf und mit allen Mitteln kleinreden". Wenn du davor schon auf einem hohen Niveau warst, hat es dir vielleicht weniger gebracht.

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Ich war selbst bei Jugend debattiert und dabei gar nicht so unerfolgreich. Sonderlich politisch ist das nicht. Wir haben zum Beispiel über Computerspiele oder Heizlüfter debattiert. Du kannst es aber natürlich trotzdem versuchen. Eine Erfahrung ist es wert. Ich bin damals ganz spontan dazu gekommen, habe mich nicht vorbereitet und hab so lange mitgemacht, wie ich Spaß daran hatte.

Politisch kannst du dich sehr gut engagieren. Suche dir erst eine Richtung. Mache dir deine Schwerpunkte bewusst. Sie werden sich vermutlich mit der Zeit ändern, aber für den Anfang ist es ganz praktisch. In meinem Fall waren das damals die Themen Kommunismus, Tierrechte, Klimawandel, Rassismus, Sexismus, Homophobie etc. Dabei wird sich vermutlich eine Richtung zeigen, zu der du tendierst. Vielleicht findest du ja sogar eine Partei, der du inhaltlich entsprichst. Das kann ich dir auch empfehlen. Mache dich mit den verschiedenen Parteien vertraut: lese Programme, nehme Kontakt zu Mitgliedern auf und schau schon mal nach Jugendorganisationen in deiner Nähe. Wenn es außerparlamentarisch sein soll, kannst du auch da recherchieren. Linke Netzwerke sind meiner Erfahrung nach eher jünger im Durchschnitt. Da fällst du mit 15 gar nicht mal so sehr auf. F4F ist ein guter Ansprechpartner, oder die FDJ, wenn sie bei dir vertreten ist. Es gibt die sdaj, young struggle und diverse andere Gruppen.

Wenn du noch gar nicht weißt, wo du dich organisieren möchtest, kannst du auch zu Demos gehen oder einen Debattierclub besuchen.

Ich habe für mich relativ schnell die Linke entdeckt. Die suchen immer nach Nachwuchs und daher habe ich eine Abgeordnete im Landtag aus meinem Landkreis angeschrieben, woraufhin sie mich zu einem Praktikum eingeladen hat. Ich bin mit ihr zu Terminen gegangen und war sogar mit im Land- und Kreistag. Im Endeffekt bin ich nicht beigetreten aber die Erfahrung nimmt mir niemand.

Solltest du sonst noch Fragen haben, kannst du mir bei dem Thema aber gerne schreiben. Darf auch privat sein :)