Pferd selbst an-/ einreiten? Erfahrungen?

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Das ist ein verdammt kompliziertes und riskantes Projekt. Aber ich habe es "gewagt" nach über 20 Jahren Reiterfahrung (!) und mir zwei Jungpferde gekauft und die beiden zugeritten. Sie sind traumhafte Tiere, da gibts mal nichts. Der Kerl springt inzwischen problemlos M-Niveau und drüber, die Stute ist eher das Vielseitigkeits/Dressurpferd und wird von meiner Tochter auf Dressurturnieren bis L und Vielseitigkeit A vorgestellt. Ich bin sehr stolz auf die beiden, die ihrem Weg von der Arbeit an der Hand bis ins Viereck oder den Parcours so toll gemeistert haben. Durch die Ausbildung haben wir einen sehr guten Draht zu einander, das Vertrauen ist einfach stark, wenn man sich von der ersten Stunde an kennt und alles zusammen erarbeitet. Ich würde das jeder Zeit wieder so machen! Ich habe zwei ausgezeichnete, nervenstarke Partner gefunden.

Im Prozess der Ausbildung selbst, waren sie hin und wieder echte Nervensägen. Er, eher rüpelig, spät gelegt, frech, übermütig. Sie, unsicher, schüchtern, schreckhaft. Da wurde die Arbeit manchmal zur Zerreißprobe. Ich bin mit Pferden aufgewachsen, kenne das "brechen" nach der alten Schule von meinem Großvater, habe das immer gehasst und mich daher für die sanftere Variante entschieden, die ich schon mit meinen Jahren im Sattel und in einer Reitschule auf Natural Horsmanship Basis gelernt habe. Das hat mir viel geholfen.

Wenn man als ungeübter Reiter ein Jungpferd einreiten will sollte man das auf keinen Fall ohne professionelle,erfahrene Hilfe tun. Viele Pferde werden, meiner Meinung nach, zu rabiat und eilig zugeritten und werden dadurch in ihrer Entwicklung behindert. Ein guter Reitlehrer/Bereiter kann das Tier oft besser einschätzen, sieht Fehler im Gebäude, die ausgearbeitet werden müssen und erkennt auch die Grenzen deines Pferdes schneller. Und das ist viel wert! Mein drittes Pferd habe ich "umgeschult", von Western auf English und musste quasi bei null anfangen weil der erste Besitzer sie völlig verritten hat. Stumpf im Maul, mit schiefem Becken und Fehlstellung in den Hinterbeinen habe ich sie als 5 Jährige bekommen und musste diese Fehler des Erstausbilders erstmal wieder los werden. Der hatte sie 3 Jährig innerhalb weniger Wochen "ausgebildet" und damit völlig überfordert. Sei also bitte vorsichtig und hol dir im Zweifel Hilfe vom Fachmann, bevor du deinem Pferd schadest. Wenn du aber alles richtig machst, dir und deinem Pferd Zeit lässt und es behutsam angehst, kannst du eine Bereicherung für den Rest deines Lebens finden. Wenn ich mir meine so anschaue, wie sei sich von ungestümen Halbwüchsigen zu kraftvollen, gesunden Sportlern, Partnern und Freunden entwickelt haben, dann ist das nur noch von der Entwicklung meiner Kinder zu toppen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – auf einer Farm aufgewachsen, heute eigenen Hof
Lisa17122008 
Fragesteller
 12.03.2014, 10:54

Vielen Dank für diese tolle Antwort. Man merkt bei dir wirklich, dass du mit deinem Herzen bei deinen Pferden bist wirklich schön so etwas zu hören :-) Und genau DAS ist der Grund, wieso ich mir stark überlege mein Pferd selber auzubilden... Ich bin nunmal Freizeitreiterin und sehe das leider oft genug bei mir am Stall, dass unsere Turnierreiter ( Das ist jetzt ABSLOUT nicht auf alle Turnierreiter bezogen !!!) jede Woche irgend ein neues PFerd unterm Popo haben und einfach der Bezug zum Tier fehlt und das möchte ich einfach vermeiden. Ich möchte, dass mein Pferd mir vertraut wie keinem Zweiten und wir zusammen durch Dick und Dünn gehen können :-)

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sukueh  12.03.2014, 11:04
@Lisa17122008

Nun ja, aber das liegt doch an deiner Auswahl des Ausbilders. Klar, gibt es welche, da übernehmen dann Assistenten oder Auszubildende einen Teil der Aufgaben, es gibt aber bestimmt noch mehr wie nur meinen Trainer, der tatsächlich alles selber macht und sich dann allenfalls noch von seiner Frau unterstützen lässt. Ist auch ein Turnierreiter. Hängt aber doch von dir ab, welchen Trainer DU dir aussuchst. Wenn ich weiß, dass ist so ein Trainer, bei dem ständig die Azubis auf den Trainingspferden hocken, dann würd ich zu so einem gar nicht erst hingehen. Das ist meiner Meinung nach kein Argument, weil es doch am Besitzer des Pferdes liegt, wen er mit der Ausbildung beauftragt. Zwingt einen ja schließlich keiner, sein Pferd zu jemandem zu geben, der das Pferd so ausbildet, wie es einem selber nicht zusagt....

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TheWiseLady  12.03.2014, 11:09
@Lisa17122008

Ich weiß absolut was du meinst. Dieser "Durchsatz" an Sportgeräten ist in vielen Ställen erschreckend. Ich bin erst neulich auf dem Platz einer Mutter an die Gurgel gesprungen (das bitte nur als Metapher verstehen ;) ), die ihre Tochter mit einem neuen Sportpony auf den Platz schickte und auf die Frage wo denn den die Stute aus der letzten Saison geblieben ist antwortete: "Die ist den Ansprüchen einfach nicht mehr gerecht geworden." Dazu muss man sagen, dass die Stute 13 Jahre alt war und bis L ausgebildet, mit der Tochter aber nur E Dressuren gelaufen ist. Und die eher schlecht. Da stellt sich doch die Frage wer hier wem nicht gerecht geworden ist.

Aber auch wenn du dein Pferd dicht selbst ausbildest, kannst du so eine Basis aufbauen, da gibt es auch viele tolle Beispiel (auch unter den Turniergängern). Und andersrum: Nur weil es selbst ausgebildet ist, heißt das nicht, dass du definitiv einen Kumpel fürs Leben hast. Das ist eben eine Frage des Glücks, des Könnens und der Geduld. Aber ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, wie auch immer du dich entscheidest, dass du so einen Freund in deinem Pferd findest und ihm auch selbst ein treuer Freund sein kannst.

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Um ein Pferd auszubilden, langt es meiner Meinung nach nicht, über gute reiterliche Fähigkeiten zu verfügen, sondern man MUSS auch die Fähigkeit haben, dem Pferd beizubringen, wie es auf bestimmte Hilfen zu reagieren hat. Dies erfordert auch die Fähigkeit, auf jede Situation richtig reagieren zu können. Ziel der Ausbildung sollte ja ein rittiges und williges Pferd sein, welches Spaß an der "Arbeit" hat und so gymnastiziert ist, dass es durch das Reiten keine körperlichen Schäden davon trägt, sondern über die notwendige Muskulatur verfügt.

Jeder gute Ausbilder wird zugeben (wenn auch nicht immer öffentlich), dass er am Anfang seiner Laufbahn Fehler gemacht hat, die zu Lasten der Pferde gingen bzw. das er einiges hätte anders machen müssen. Das ist meiner Meinung nach nachvollziehbar, führt aber für mich zu dem Schluss, dass die Ausbildung von Pferden etwas ist, für das ich mir einen Profi hole, um eben ein gutes Gesamtergebnis zu bekommen. Ich schraube ja schließlich auch nicht selber an meinem Auto herum, nur weil ich Auto fahren kann :-)

Aus dem eigenen Umfeld kann ich auch sagen, dass die durch einen Profi durchgeführte Ausbildung, die natürlich den Reiter mit einschließt, bei einer sorgfältigen Auswahl eines guten Ausbilders im Gegensatz zu einer Ausbildung Marke "Eigenbau" ein wirklich williges und gut gerittenes Pferd hervorgebracht hat, das Spaß daran hat, mit dem Menschen zu arbeiten. Das selbstausgebildete Pferd, welches dann immer wieder von anderen Leuten unterstützend geritten worden ist, scheint dagegen nicht ganz so viel Spaß zu machen. Es fehlt definitiv an der Rittigkeit und auch was die Gymnastizierung des Pferdes angeht, schaut es eher mau aus.

Ich bin der Meinung, selbst wenn ich jetzt kein Reiter mit Turnierambitionen bin und mit meinem Pferd überwiegend "Freizeitmäßig" unterwegs bin, sollte das Pferd eine gute Ausbildung bekommen, die erstens zur Gesunderhaltung des Pferdes und zweitens auch zur Sicherheit des Reiters dient. Ein gut ausgebildetes Pferd lässt sich - entsprechende Fähigkeiten des Reiters natürlich vorausgesetzt - meiner Meinung nach einfach besser und sicherer reiten, weil es im Zuge der Ausbildung gelernt hat bzw. haben sollte, gut an den Hilfen zu stehen, heißt, sich jederzeit händeln zu lassen. Dies erfordert natürlich in der Regel, dass man nicht nur einen Grundberitt durchführen lässt, sondern die Ausbildung weitergehen lässt.

Vertrauen zum Pferd zum Ausbilden reicht meiner Meinung nach alleine nicht aus. Die Voraussetzungen zum "lehren" sollten meiner Meinung nach beim Menschen vorhanden sein.

Ich habe also aus meinem Umfeld die Erfahrung gemacht, dass es schon schwierig ist, ein Pferd selbst anzureiten, da bei den meisten Leuten die besonderen Fähigkeiten, die es dazu braucht, einfach nicht vorhanden sind. Hat man dann durch selbst rumbasteln erstmal gewisse Probleme geschaffen, brauchts viel länger, diese wieder wegzubekommen und in der Regel dann auch doch die Hilfe von einem Profi. Ich frage mich dann immer, was das wohl mit dem Vertrauen des Pferdes zum Menschen anstellt. Zuerst bekommt das Pferd etwas in einer gewissen Art und Weise gezeigt, die sich dann als falsch herausstellt, wonach das Pferd dann wiederum anders lernen muss. Ich finde das verwirrend für das Pferd. Mir war immer wichtig, dass mein Pferde - gerade zu Beginn - eine klare Linie gezeigt bekommen, die erwiesenermaßen "richtig" ist und sie darauf vertrauen können, dass das, was der Mensch ihnen beizubringen versucht, tatsächlich auch Gültigkeit hat und nicht - mangels "so funktioniert es wohl doch nicht" - sich ständig umstellen muss. Ich habe das Glück, einen guten Ausbilder gefunden zu haben, der natürlich auch den Faktor Mensch in seine Pferdeausbildung mit einschließt und bin mit meinem Pferd wesentlich glücklicher als Bekannte, die es selbst probiert haben (und derzeit einen Käufer für dieses Pferd suchen, weil es doch nicht "das" Pferd für sie geworden ist, obwohl selbst gezogen).

pony  23.03.2014, 17:05

du kannst zum anreiten sogar ein lausiger reiter sein - wenn du nur stille sitzen kannst und gleichgewichtssinn hast und nicht zu einer seite hängst.

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Also ich(13) ein bisschen mehr als ein Jahr getitten bin habe ich eine Anfrage bekommen ob ich mich trau eine shettystute einzureiten meine Freundin hätte sehr gute reiterfahrung und hat mir Tipps gegeben das erste was Du machen solltest ist an Gewicht Sattel und Berührung zu arbeiten am besten erst mal schabracke oder pad drauf (Nicht zu fein und ängstlich) drauf und wieder runter, drauf und wieder runter usw (aber ACHTUNG was von einer Seite klappt klappt noch lang nicht auf der anderen also bitte auch von der anderen seite) dann kannst Du anfangen das gleiche mit einem Sattel zu machen (ich rein das einfach auf bitte übe mehrere Tage an einer Sache wenn die sicher sitzt kannst Du weiter machen) wenn das klappt sattelgurt so zu das er nicht mal den Bauch berührt auf zu auf zu... Dann so das er den Bauch berührt auch wieder auf zu auf... Irgendwann kannst Du ihn dann ganz fest machen und bitte führ dein Pferd dass es lernt das es auch mit Sattel laufen kann jetzt fang am besten an (ich hoffe du bist beweglich ) dein Bein oder Fuß an den Po zu legen wenn dein Pferd davor keine Angst mehr hat Fuß in den Bügel und wieder raus (wie gesagt alles oft wiederholen und auch von der anderen Seite) am Besten legst Du dich erstmal ohne Sattel über das Pferd irgendwann kannst du sitzen (bitte nehmen dir eine Person mit die dein Pferd hält) und dann mit viel Geduld an die Hilfen auf YouTube findet man auch tolle Sachen oder Pferdeprofies AIF VOX helfen marnchmal auch weiter. Und denk immer daran viel Geduld von der anderen Seite auch arbeiten Sachen wiederholen langsam angehen und auf das Pferd achten oft Loben und Belohnen und nicht vergessen immer kuscheln danach. viel Spaß und Glück :)

Auch ich bevorzuge eine Ausbildung, bei der der Profi den Pferdebesitzer stetig über einen langen Zeitraum begleitet, aber der Pferdebesitzer am Pferd sitzt bzw. mit dem Pferd arbeitet. Der Profi kann mal zeigen, wie er einen Schritt meint, aber die Schritte gehen muss der Pferdebesitzer. Das dauert länger, aber das Ergebnis rechtfertigt das.

Ich kenne viele Profis, die eben aufgrund des Ergebnisses möglichst nie auf ein fremdes Pferd steigen oder mit dem Pferd direkt selbst am Boden arbeiten, sondern den Besitzer anleiten, ihm dann "Hausaufgaben" geben und korrigieren, wenn etwas missverstanden wurde. Und ich sehe bei genau denen top Ergebnisse, grade auch, wie die Besitzer an ihren Aufgaben wachsen. Diese Erfahrung, die sie da sammeln, ist Gold wert für die lange Zeit nach dem Beritt, in der sie vielleicht auch mal einen oder mehrere Schritte zurück müssen, um etwas neu aufzubauen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Aus deinen Kommentaren lese ich ja schon raus, das du Erfahrung mit jungen Pferden hast und genügend professionelle Hilfe vor Ort. Dann würde ich das an deiner Stelle selber machen mit Hilfe - quasi Beritt vom Boden aus.

Denn das "weggeben" zum Beritt ist immer Stress für die Pferde. neue Umgebung, keine richtige Bezugsperson und je nach Größe des Betriebs "Massenabfertigung". Pfleger richtet Pferd, Bereiter sitzt ne halbe Stunde drauf und übergibt es wieder.

Mit den erforderlichen reiterlichen Fähigkeiten und einem guten Trainer finde ich die oben genannte Möglichkeit die schönste.