Pferd rennt in den Galopp, was tun?
Hallo zusammen, ich habe folgendes Problem:
Meine momentane Reitbeteiligung, eine 12 jährige Fellpony-Stute, hat große Schwierigkeiten auf den Punkt anzugaloppieren und dann versammelt weiter zu laufen.
Auf dem Platz sieht das dann so aus: Wir traben normal im Arbeitstempo, ich nehme die Zügel etwas auf und sie weiß schon was kommt und wird schneller. Ich versuche sie weiterhin so zu reiten, dass sie nicht „auseinander fällt“ und gebe dann die Galopphilfe. Daraufhin geht sie erstmal in den Stechtrab und man muss noch ein oder zweimal mehr treiben, damit sie wirklich anspringt. Wenn sie dann galoppiert braucht sie meistens eine zirkelrunde, bis sie langsam etwas ruhiger wird, sie ist zwar jederzeit durchparierbar, aber rennt halt einfach in piggy-pacer Tempo, von kontrolliertem Galopp ist da eher weniger die Rede.
Ich weiß, dass diese Probleme wahrscheinlich daher kommen, dass sie sehr unausbalanciert ist, wahrscheinlich auch einfach „schlecht geritten“ ist. Leider bin ich nur 2x die Woche da und weiß auch nicht wirklich, wie die Besitzerin reitet, denke aber dass sie da auch nicht ganz unschuldig ist, da sie die Ausbildung nicht so genau nimmt.
Im Gelände ist es zwar ähnlich, allerdings nicht so extrem und sie springt meistens einigermaßen auf den Punkt an, trotzdem nicht versammelt. An der Longe ebenso, mit der Zeit wird es aber schlechter, da ihr dann die Kraft schwindet.
Ich versuche viele Übergänge zu reiten, Schritt-Trab, Halt-Trab, Trab-Halt etc. und den Galopp nur im Gelände oder zwischendurch zum Testen auf dem Platz abzufragen, aber irgendwie wird es nicht besser. Wir haben auch ein paar Hügel, wo wir Popo-Training machen, aber ich glaube ich bin einfach zu selten da und/oder die Besitzerin zieht es nicht konsequent durch, oft lässt sie sie auch einfach nur eben in der Halle laufen und stellt sie wieder in den Offenstall.
Habt ihr sonst noch Tipps was man da machen könnte, oder muss ich mich damit abfinden? Es ist halt nicht mein Pferd und ich habe es der Besitzerin zwar schonmal gesagt, allerdings will ich ihr ja auch nicht vorschreiben was sie zu tun hat…
Liebe Grüße
2 Antworten
„Daraufhin geht sie erstmal in den Stechtrab und man muss noch ein oder zweimal mehr treiben, damit sie wirklich anspringt.“ DASS ist der Fehler! Du mußt den „Stechtrab“ im Keim ersticken und darfst auf keinen Fall „ein oder zweimal“ noch mehr treiben. IMMER das Tempo im Trab erst zurück führen, ehe du einen erneuten Versuch, anzugaloppieren, startest.
Bei vielen Pferden hilft es, aus dem Schritt anzugaloppieren. Dann muß man allerdings auch konsequent darauf achten, dass das Pferd aus dem Schritt heraus anspringt, ohne zwischendurch ein paar Trabtitte zu rennen. Das gelingt oft am ehesten aus einer Volte heraus, oder „durch die ganze Bahn wechseln“ gleich am Wechselpunkt in die 2. Ecke hinein.
Noch besser: qualifizierten Unterricht nehmen, Schultervor erarbeiten und aus dem Seitengang heraus angaloppieren. Dabei hast du auch gleich Graderichtung und Balance geschult. Aber bitte NUR mit gutem Unterricht, denn schlecht geritten schaden Seitengänge mehr, als das sie nützen.
Und spar dir den Gedanken, was die Besitzerin sonst macht. Das gibt nur schlechte Stimmung, und hilft dir nicht. Tu du einfach, was du kannst! 👌
Die Disziplin wäre egal. Allerdings gibt es im Westernbereich wohl noch weniger Reitlehrer, die mit dem Erarbeiten guter Grundlagen wirklich vertraut sind, als im klassischen Bereich. Wenn das mit dem Pferd aus dem Schritt nicht klappt, ist das natürlich keine weiteren Versuche wert.
Was mir aber im Moment noch einfällt, worauf du mal bewusst achten könntest : dass man die Beine am Pferdekörper entlang schiebt, und nicht vom Pferdeleib löst, wenn man die Position verändert (von „am Gurt“ zu „hinterm Gurt“, oder so).
Nie, nie, wirklich nie ein Pferd aus einem Trab über Tempo angaloppieren lassen! Zurück führen zum Schritt oder Halten, wenn auch nur ein Tritt beschleunigt wird.
Warum nimmst du vor dem angaloppieren die Zügel weiter auf, also gezielt genau dann?
Eine meiner früheren Reitlehrerinnen meinte immer, vor dem angaloppieren Zügel etwas aufnehmen, halbe Parade und dann angaloppieren.
Wenn ich versuche aus dem Schritt anzugaloppieren, fällt sie leider erst recht in den Renntrab. Ich weiß auch nicht ob sie das überhaupt jemals schonmal trainiert hat. Werde mir aber denke ich mal einen gescheiten Reitlehrer suchen.
Da wirst nur mit Trainer weiter kommen. Western Trainer machen im Prinzip nichts anderes. Der Unterricht sieht eigentlich ziemlich gleich aus, bevor es in die Disziplinen geht. Ist ja immer noch ein Pferd und ein Mensch und da müssen erst mal die Grundlagen gelegt werden, bevor man dann spezialisiert.
Den Galopp würde ich in diesem Zustand den Du beschreibst, überhaupt nicht aus dem Sattel abfragen. Meiner versucht auch noch mit Tempo zu lösen, was er noch nicht kann. Daher arbeite ich das mit dem Kappzaum oder Arbeitshalfter an der Hand, bis er zum einen mit einem absolut korrekten Galoppsprung angaloppiert - aus seinem natürlichen Grundtempo in Schritt und Trab und aus dem Halten - und erst dann mal angaloppieren lassen unter dem Sattel. Da sind wir jetzt nach 1 Jahr und fast 3 Monaten kurz davor. Alles andere schult nur Müll. Von meinen Vorbesitzern wurde er auch gesprungen und so natürlich irgendwie angaloppiert. Als ich ihn dann zum ersten Mal ritt, saß ich auf diesem komischen, ungesunden Gehoppel und beschloss, das kann es nicht sein. Lieber dauert's 3 bis 5 Jahre, bevor ich falsches Angaloppieren und falsche Balance in sein Unterbewusstsein einpräge.
Was sagt denn der Besitzer dazu? Du bist dort ja Reitbeteiligung und ich kann mir immer nicht vorstellen, dass den Leuten die Gesundheit ihres Pferdes völlig egal ist.
Da lernst du aber in einem sehr guten Umfeld. Ich konnte dir Sachen erzählen, von lauter „wohlmeinenden“ Besitzern, die auf beiden Augen blind sind, wenn es um das Befinden ihres Pferdes geht. Da wird sogar der Reitlehrer ignoriert, wenn er darauf hinweist, dass das Pferd im Zahnwechsel ist -und weiter auf den Gaul geschimpft, der sich nicht biegen will, und verlangt, dass der Reitlehrer fur Abhilfe sorgt… oder ein Pferd fällt schon hin, weil es ein krummes Bein hat, aber ein Hufpfleger oder Schmied „reicht einmal im Jahr“… da wird der Sattler beschimpft, statt das man sich eingesteht, dass es einfach unmöglich ist, einen Sattel zu schaffen, der den dicken Hintern birgt und dennoch nicht zu lang ist für das Pferdchen. Oder man stellt das Pferd zum Einreiten 6 Wochen in einen Profistall und ist hinterher wütend, dass das Pferd keine fliegenden Wechsel kann - nach der fetten Investition, die man da getätigt hat. Und, der Hit: man zieht seine 2 Zentner mit aller Kraft ohne Aufstiegshilfe an einem zierlichen, relativ kleinen Pferd hoch und schlägt es zur Strafe, weil es „nicht still steht“, während es verzweifelt trippelnd versucht, nicht umzufallen. Ich könnte endlos weiter erzählen. Und nun kommst du und wunderst dich darüber, dass die Leute kein Problem darin sehen, wenn ich Pferd ein wenig rennt……
Na du, ganz ehrlich: die Paarung von Herz und Sachverstand, die du den Pferdebesitzern zutraust, ist in Wahrheit ziemlich rar .
Ich habe leider gar keine Erfahrung in der Handarbeit, da müsste ich mich mal rantasten. Hast du bestimmte Übungen, um genau so einen korrekten Galoppsprung zu erarbeiten?
Bzgl. Der Besitzerin, als ich es ihr gesagt habe kam nur, „ja ich weiß, das macht sie bei mir auch, müssen wir mehr dran üben“ aber mehr als das oder irgendwas konstruktives nicht… Werde sie nochmal konkret fragen, ob sie da irgendwelche Tipps hat, denke aber nicht, weil sonst hätten wir das Problem ja wahrscheinlich nicht.
Vielen Dank schonmal für deine Antwort!
Das hört sich sinnig an, nur leider rast sie, wenn ich versuche aus dem Schritt anzugaloppieren, erst recht im Trab los. Wir haben zwar Reitlehrer am Hof, allerdings unterrichten die überwiegend Western. Ich werde mich nochmal umschauen, vielen Dank schonmal!