Pferd importieren/ aus dem Ausland kaufen?

6 Antworten

Das ist immer Glückssache. Wie in Deutschland auch.

Es gibt inzwischen einige, die sowieso regelmäßig nach Spanien und Portugal fahren, um Pferde einzukaufen und zu verkaufen. EquiArt, Dancing Horses/Emilia Schlotterbeck, Lea Jell, NativeHorses bzw. Tanja Riedinger, Arien Aguilar mit QuatroCavalos, usw. Jemand, der dir also ein soweit gesundes Pferd verkaufen kann, und das nach deinen Wünschen auch aussucht und du hier auch die Gelegenheit bekommen kannst, es vorher kennen zu lernen, das gibts öfter als man denkt.

Einfach blind ein Pferd kaufen als unerfahrene Person - nein, bitte nicht. Aber z.B. über Equiart ein Pferd von dort kaufen - kein Problem.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

du musst halt selber hinfahren zum aussuchen.

der importvorgang ist faktisch derselbe, als wenn du ein auto privat importieren willst, ausser dass das auto nicht in quarantäne muss.

privatimport ist echt eine komplizierte angelegenheit mit dem ganzen papierkram und so. aus bestimmten ländern bekommst du als privatmensch auch grosse schwierigkeiten, eine transportgenehmigung zu erhalten.

ich würde ein importpferd über einen etablierten profihändler bestellen, der viel erfahrung im importgeschäft hat. man kann ja trotzdem selber hinfahren zum aussuchen und lässt das geschäft über den händler abwickeln. das ist sehr viel einfacher und da die importhändler immer kontingentweise kaufen und transportieren, kostet dich das pferd eigentlich auch nicht mehr, als wenn du den restlichen kram und den ganzen ärger noch obendraufrechnest.

ich würde mich beim pferdekauf aber erst mal im eigenen land umsehen - und in deutschland möglichst in einem umkreis von nicht mehr als 100 kilometern.

was die meisten nämlich vergessen - die pferde aus dem ausland verstehen kein deutsch - das kann schon bei dialekten schwer werden. so habe ich einmal ein pony erlebt, das von der nordseeküste nach süddeutschland kam und habe mehrere importpferde aus den niederlanden und frankreich direkt nach dem import erlebt.

schon die neue umgebung ist meist ein problem und die pferde sind gestresst. wenn dazu noch unvertraute klänge der menschlichen sprache kommen und das pferd ja erst mal gar nicht weiss, was es soll, kann es gefährlich werden, weil manche pferde dann sehr schnell mit panik reagieren. die niederländischen pferde spreche ich einfach die ersten wochen auf niederländisch oder plattdeutsch an, mit den französischen rede ich rein über körpersprache und begleite diese mit dem entsprechenden wortlaut. trotzdem steht man die ersten wochen oder auch monate quasi immer neben einer tickenden zeitbombe.

wobei glücklicherweise pferde sehr viel schneller sprachen lernen, als menschen.

ich kenne auch pferde, die vier- und fünfsprachig reagieren. zweisprachig sind bei uns alle pferde (deutsch und schweizerdeutsch), etwa die hälfte dreisprachig (zuusätzlich englisch oder französisch). das heisst, wenn man zum beispiel beim longieren mit neutraler körperhaltung gangartenwechsel fordert, reagieren sie richtig auf den wortlaut.

und wir haben einen, der leider etwas zuviel ungarische oder rumänische schaufelsprache gelernt hat.

wenn du ein pferd aus spanien importierst, solltest du also spanisch können, wenn du eins aus irland importierst, solltest du im zweifelsfall sogar gälisch lernen, wenn du ein pferd aus island importierst, musst du isländisch können.

und das bravste pferd ist natürlich völlig widersetzlich oder panisch oder aggressiv und übergriffig, wenn es unter sprachstress steht und nicht weiss, was es soll. deswegen ist es immer noch dasselbe pferd wie vorher.

kein pferd aus dem ausland wird also bei ankunft so sein, wie du es am heimatort besichtigt hast. es kann bis zu zwei jahren dauern, bis es wirklich angekommen ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Kann gut gehen oder man kann auch furchtbar auf die Nase fallen. Ich habe früher selbst Pferde aus Island und Spanien für Kunden importiert, allerdings nur von Höfen/Gestüten, mit denen wir lange Jahre zusammen gearbeitet haben und ich war mehr als 1x vor Ort um mich zu überzeugen, wie es da abläuft.

Mittlerweile mach ich das nicht mehr, auch weil ich der Meinung bin, dass gerade Isländer von der Insel (die auch vorher oft schon genug Probleme hatten...) unser Klima hier, sprich die immer heißeren Sommer, nicht mehr gut packen. Bei den Spaniern und auch den Lusis ist es so - meine zwei Spanierdamen kamen damals übrigens noch per Schiff... - dass ich diesen Modehype einfach nicht mehr unterstützen möchte. A) führt das zu immer schlechteren Haltungsbedingungen und teils wirklich üblem bzw. immer noch üblerem Umgang in den Herkunftsländern selbst und B) enden zuviele davon als Wanderpokal oder letztlich schlimmeres, weil es halt vorne und hinten nicht passt.

Grundsätzlich gibt es genug Leute, die Pferde rein von Videos und Fotos kaufen, AKU macht dann der TA vor Ort und Transport kann man über Agenturen buchen bzw. Unternehmen wie zB Ingo Müller, der hat seine MA in Island die dort die Formalitäten abwickeln und das Pferd auf den Flug bringen. Angeflogen für die Isis zB wird Liege in Belgien, dort holt ein Transporter die Tiere ab und verteilt sie auf die DACH-Region. IdR dauert es dort auch gerne mal länger, weil erst noch die Zollformalitäten abgewickelt werden müssen.

Ob das Tierwohl nun gefährdet ist, würde ich nicht sagen. Stressig ist es natürlich allemal, aber zumindest der Transporter ist weit komfortabler als ein Hänger, in dem ja auch diverse Menschen ihre Pferde ohne Not stundenlang durch die Lande karren.

Und nein, natürlich hast du keine Garantie und auch keinerlei Handhabe, wenn das Tier nicht deinen Vorstellungen entspricht. Ein Isi runter von der Insel darf nie wieder zurück und mit jmd aus dem Ausland bzw. Drittland zu prozessieren - viel Spaß. Das funktioniert idR nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
lynnmary1987  05.12.2023, 07:08

Auch auf welcher Grundlage sollte man prozessieren? Du hast einen schwarzen Wallach bestellt und einen schwarzen Wallach bekommen. AKU war und ist OB.

Dass das Tier nach dem Transport vollkommen durch den Wind ist und ohne professionellen Beritt nie wieder für einen Freizeitreiter handhabbar wird? Hm. Risiko. Kann man kaum einklagen.

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Hjalti  05.12.2023, 07:37
@lynnmary1987

Was genau meinst du? Natürlich gibt es Grundlagen, auf welchen prozessiert werden kann wenn diese im Vertrag vereinbart wurden - machen halt viele nicht. Und ist sehr zeit- und kostenintensiv über Ländergrenzen hinweg solche Verträge anzufechten/einzuklagen, Beweislast/Beweispflicht, etc. Allerdings habe ich auch schon erlebt, dass so etwas stattgefunden hat und es bis zum Prozess kam.

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lynnmary1987  05.12.2023, 07:40
@Hjalti

Ja, genau das meine ich ja... Wie beweist man, dass das gekaufte Pferd das beim Kunden komplett irre ist, vorher OK oder eben nicht OK sondern geschönt war?

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Hjalti  05.12.2023, 07:41
@lynnmary1987

Ah, ok. Jetzt hab ich kapiert, was du meinst - sorry, Leitung heute morgen etwas länger... - ja, da hast du recht.

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lynnmary1987  05.12.2023, 07:47
@Hjalti

Das kann einem übrigens auch bei einem Pferd passieren wenn es beim Händler "ums Eck" gekauft wird. Probereiten, vollkommen OK, AKU wunderbar.

Dann ist das Pferd zu Hause. Zuerst mal vorsichtig am Platz reiten. Alles super... solange man keine Gerte in die Hand nimmt... und ja kein anderes Pferd am Platz ist! Und dann wird die Liste an Dinge die man auf einmal doch nicht machen kann mit dem Pferd immer länger obwohl man ein "fertiges" gekauft hat und keinen halbrohen Schleudersitz.

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Hjalti  05.12.2023, 07:55
@lynnmary1987

Das stimmt. Nur hat man es vor Ort deutlich leichter und ist auch für "Lieschen Müller" uU finanzierbar, wenn jmd denn den Klageweg deshalb beschreiten wollte. Immer blöd, wenn es so läuft.

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ich würde es nicht machen. Es sei denn, ich kann die Landessprache oder der Verkäufer und ich können beide sehr gut Englisch. Und ich würde es nur machen, wenn ich entsprechende seriöse Verbindungen in das jeweilige Land habe. Sonst nicht. Und wenn alles stimmt, ist das Pferd dann mit Sicherheit keine cent billiger als Pferde gleiche Rasse, die hier gezogen werden.

Ich weiß nicht, ob das immer noch in ist. Aber vor einigen Jahren wurden mal viele Spanier importiert. Alle vergleichsweise preiswert und sehr viele krank.

pony  04.12.2023, 20:16

es werden eher mehr, weil in spanien immer mehr pferde ausgesetzt oder einfach nicht mehr versorgt werden - wegen der inflation und schwieriger wirtschaftsbedingungen.

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Ich kenne mehrere Leute die das so gemacht haben und WAHNSINNIGES GLÜCK HATTEN.

Ein Pferd ungesehen aus Island zu kaufen ist jetzt nicht mal so was wahnsinnig ungewöhnliches. Wenn man es aber mit ein wenig Verstand machen möchte, dann sollte man jemanden vor Ort haben der das Pferd für einen aussucht und vorzugsweise macht der das entweder professionell oder man kennt die Person persönlich und diese hat Ahnung von Pferden.

Ich kenne mehrere Leute die auf Island Ausbildungen zum Bereiter oder Wanderreitführer gemacht haben und die haben dann auch für Bekannte vor Ort nach Pferden gesucht. Mein eigenes Pferd war schon in Österreich als ich es gekauft habe und ich konnte es selbst besichtigen. Aber es stammt auch von einem Händler der auf "Bestellung" in Island für einen einkaufen geht. In so eine Person sollte man schon investieren wenn man so was vor hat zu machen.

Man bekommt auf Island fürs gleiche Budget schon immer noch bessere Pferde. Plus Transport ist man dann aber wieder auf den gleichen Kosten. Wirklich was ersparen tut man sich damit also nicht.

Eine andere Stallkollegin hat eine damals 2 jährige spanische Stute ungesehen aus Spanien gekauft - ohne den Händler zu kennen, ohne Ankaufsuntersuchung. Ja, so was machen gerade 18 gewordene Pferdewirtschaftsschülerinnen mit ihrem Maturageld wenn sie so richtig blöd sind. Sie hatte wirklich mehr Glück als Verstand und hat zumindest eine gesunde Stute bekommen. Natürlich in dem Alter völlig roh. Jetzt ist sie 4 und wird langsam eingeritten. Zumindest dabei hat sie genügend Verstand um sich entsprechend Hilfe zu holen.

Eine AKU gibt es überall - wenn man eine haben will und auch dafür bezahlt! Wenn der "Händler" keine machen lassen möchte, dann sollte man eh schon wissen, dass man hier besser die Finger davon lässt.

Wie viel ein Transport kostet... kommt drauf an WAS ich von wo, wohin haben möchte. Hengst zb ist immer mehr Risiko - der Transport von Hoden kostet also quasi extra.

Wie lange ein Pferd am Stück transportiert werden darf, regelt die EU. Ich denke es sind 8 Stunden aktuell für Pferde. Ein Pferd von Island nach Wien zu holen dauert ca 4-6 Wochen wenn man die Quarantänezeiten und Wartezeiten am Flughafen mit ein rechnet. Da kann man sich denken, dass das nicht lustig ist für die Tiere.