Passe ich beruflich (fast) nirgendwo hin?
Ich bin gerade etwas frustriert, weil ich (mal wieder) das Gefühl habe, (beruflich) selten irgendwo hinzupassen.
Noch bin ich in einem Forschungsprojekt angestellt, aber der Vertrag läuft demnächst aus und kann nicht mehr verlängert werden. Darüber hinaus arbeite ich noch selbstständig. Meine Selbstständigkeit macht mir großen Spaß, aber wirft (noch) nicht genug Geld ab. Daher suche ich gerade einen neuen Angestelltenjob in Teilzeit. Ich dachte an Verwaltungsarbeit, vielleicht an einer Uni, denn in dem Bereich habe ich einige Jahre Erfahrung (auch im Verwaltungsbereich). Leider waren meine Bewerbungen bisher erfolglos, u.a. weil meine Wirtschaftskenntnisse den Arbeitgebern nicht ausreichen oder besondere Computerkenntnisse (z.B. SAP) verlangt werden, die ich (bisher) nicht habe.
Eigentlich habe ich auf Lehramt studiert, weil ich gern unterrichte. An der Uni habe ich zeitweise als Dozentin gearbeitet und arbeite auch in meiner Selbstständigkeit im Bildungsbereich (sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern und Jugendlichen). Immer bekomme ich positives Feedback und Leute erzählen mir, was für eine tolle Dozentin/Lehrerin ich sei. Meine Ausbilder im Lehramtsreferendariat sahen das leider nicht so. Ich bin gar nicht erst zur 2. Staatsprüfung zugelassen worden, weil mein Notenschnitt 5-6 war.
Dieses Semester nehme ich an der Uni, an der ich arbeite, zum Spaß an einem Kurs teil, weil mich das Thema interessiert und ich mich damit noch nie wirklich beschäftigt habe. Heute nach der Stunde heute rief mich die Dozentin zu sich und sagte, ich würde über eine so besondere Expertise verfügen, dass ich einfach in der Wissenschaft arbeiten müsse, um mein Talent nicht zu vergeuden. Sie will mich mit einigen Wissenschaftlern aus ihrem Fachbereich bekannt machen, weil sie meint, ich würde mich hervorragend für interdisziplinäre Arbeit eignen. Naja, vielleicht bringt es ja was. Allerdings habe ich schon sooo oft gehört, ich sei so besonders, aber eine wirkliche wissenschaftliche Karriere habe ich bisher doch nicht gemacht.
Ich habe es sooo unglaublich satt!!!
Unheimlich viele Leute sagen mir, ich sei eine tolle Lehrerin/Dozentin, aber das Lehramtsreferendariat habe ich doch nicht geschafft.
Von klein auf bewundern Leute mein Wissen und fragen mich, ob ich hochbegabt sei (bin ich nicht). Ich bin halt sehr wissbegierig und fleißig. Trotzdem hat mein vieles Wissen und Können beruflich nie für einen längerfristigen Job gereicht. Der Job in der Forschung, den ich die letzen drei Jahre machen durfte, war ein seltener Glücksfall für mich.
Für "normale" Jobs bin entweder überqualifiziert oder mir fehlt irgendeine besondere Qualifikation (ein wirtschafts- oder rechtswissenschaftlicher Abschluss z.B.).
Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich schon Jobs für "Geringqualifzierte" gemacht habe (habe z.B. als Putzfrau oder Zeitungszustellerin gearbeitet), weil es die einzigen Jobs waren, die ich zu dem Zeitpunkt bekommen habe.
2 Antworten
Es ist schwer, deine vielfältigen beruflichen Belobigungen in Einklang zu bringen mit dem gescheiterten Referendariat. Allerdings fällt mir bei der Lektüre deines Schreibens etwas auf, was vielleicht auch in deiner Lehramtsausbildung einen schädlichen Einfluss hatte: Du machst sehr viele verschiedene Sachen, bist aber fachlich nirgendwo "zu Hause". Du machst einen Kurs an der Uni "zum Spaß", Du bist irgendwie selbstständig aber primär aus finanziellen Gründen suchst Du einen Job. Du arbeitest mal als Dozentin an der Uni. hast dich aber offensichtlich nicht um eine Promotion bemüht. Dir wird Talent bescheinigt aber Du kannst dieses Talent offensichtlich nicht praktisch - beruflich umsetzen. Nimm mir bitte die offenen Worte nicht übel aber ich würde dich - zumindest nach dem Eindruck, das dein Schreiben bei mir hinterlässt - auch nicht einstellen. Was tun? Zu deiner Selbstständigkeit kann ich nichts sagen, da Du hierzu keine Einzelheiten mitgeteilt hast. Aber unabhängig davon scheint es mir hoch an der Zeit zu sein, dass Du dir klar wirst, was Du in deinem beruflichen Leben machen willst. Und wenn diese Klarheit besteht, dann gilt es die Voraussetzungen zu schaffen, um in dem angestrebten beruflichen Bereich die größtmögliche Kompetenz zu haben. Das könnte ein Zusatzstudium sein, die schon angesprochene Promotion, freiwillige Praktika, usw. Und etwas wünsche ich dir: Dass Du mit dem beruflichen Ziel sowie der erweiterten beruflichen Kompetenz, eine Leidenschaft für eine bestimmte angestrebte Tätigkeit entwickeln kannst und die Fähigkeit, damit auch Arbeitgeber zu überzeugen.
Auf jeden Fall danke für die Antwort. Ich habe übrigens promoviert. Während meiner Promotionszeit habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni gearbeitet und eben auch Seminare als Dozentin gegeben. Die Selbstständigkeit war bisher halt auf Nebenerwerb angelegt, weil ich ja im Hauptjob in dem Forschungsprojekt gearbeitet habe bzw. immer noch arbeite.
Scanner-Persönlichkeit?