Normalen E-Bass verkehrt herum spielen wie ein Linkshänder?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, also ich finde die Idee nicht schlecht. Es gibt auch Bässe, die weitgehend symmetrisch sind, wie den Höfner 500/1. Dieser Bass wurde durch Paul McCartney bekannt gemacht, der ja auch Linkshänder ist, und es gibt viele preiswerte Nachbauten. Google mal Violin Bass.

Wenn dir der Bass nicht gefällt: bei den meisten Semiakustik-Bässen ist das ähnlich. Google mal Semiakustik Bass.

Bei diesen Bässen brauchst du einfach nur die Saiten umzuspannen, also von vorne gesehen hast du dann die dünnste Saite ganz links statt ganz rechts (die anderen Saiten entsprechend).

Es stimmt tatsächlich: Am Anfang muss man sowieso beide Hände für ihre neue Rolle trainieren und da hat man sozusagen noch die Wahl, welche Hand welche Rolle ausfüllen soll. Du kannst es zumindest mal ausprobieren und wenn du merkst, dass es doch nicht so gut klappt, kannst du so einen symmetrischen Bass schnell wieder zum Rechtshänder-Modell umfunktionieren.

Wenn du dir dann mal einen anderen Bass kaufen willst (Semiakustik eignet sich nicht unbedingt für alle Stilrichtungen), da stimmt es schon, dass du bei Linkshänder-Instrumenten weniger Auswahl hast. Aber das ist dann eine einmalige Anschaffung und von den großen Firmen (Fender z.B.) gibt es von den wichtigsten Modellen auch Linkshänderversionen, also das wäre für mich kein Grund, es nicht zu machen.

Sey123 
Fragesteller
 17.05.2014, 10:14

Danke für deine ausführliche Antwort!

Ich bin halt am überlegen, ob das mit dem kleinen Finger wirklich so schlimm ist oder nicht. Google mal nach Kamptodaktylie, dann weißt du, wie das aussieht. :-/

Eigentlich wollte ich mir ja bei Thomann ein E-Bass Set für 300 Euro mit nem Jass oder Precision Bass kaufen, das gibt es für LH leider so nicht, scheint alles deutlich teurer zu sein.

Über den Semiakustikbass google ich gleich mal, danke! :-)

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WhiskeyAGogo  17.05.2014, 11:56
@Sey123

Also, es gibt natürlich auch die Möglichkeit, den kleinen Finger ganz wegzulassen, das ist dann der sogenannte Kontrabassfingersatz, den man aber normalerweise auf dem E-Bass nicht spielt. Oder auch die Möglichkeit, den Finger entsprechend zu trainieren, wie Django Reinhardt das gemacht hat, der hatte sogar 2 verkrüppelte Finger und wurde trotzdem der größte Gitarrist seiner Zeit. (Google mal Bilder von Django Reinhardt und schau dir seine linke Hand an.)

All das ist möglich, das musst du letzten Endes selbst wissen. Wenn man den Bass in der Art der Linkshänder spielt, umgeht man die Probleme, da man den kleinen Finger der Anschlagshand je nach Spielweise wenig bis gar nicht braucht.

Bei so einem Violin-Bass könntest Du beides mal ausprobieren. Du könntest mal ein paar Wochen als Rechtshänder spielen und ein paar Wochen als Linkshänder und dann gucken, womit Du weiter gekommen bist. Allerdings müsstest Du, um den als Linkshänder zu spielen, ein paar Modifikationen vornehmen, z.B. am Sattel die Nut für die G-Saite weiter feilen, damit die E-Saite da durchpasst.

Diese Einsteigersets taugen in der Regel sowieso nicht viel, das ist kein großer Verlust, wenn du die nicht als Linkshändermodell bekommst.

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Sey123 
Fragesteller
 17.05.2014, 16:09
@WhiskeyAGogo

Hm, also irgendwie möchte ich wenn, dann schon einen richtigen E-Bass kaufen, die anderen Teile sprechen mich irgendwie nicht so an. ;-)

Lehrmaterial ist halt für Rechtshänder auch irgendwie gemacht. Aber gut, da muss man dann wohl umdenken.

Bequemer wäre es also in gewisser Weise, standardmäßig ein Rechtshändermodell zuzulegen und zu hoffen, dass es schon irgendwie hinhaut.

Ich befürchte allerdings, dass entweder der kleine Finger überlastet wird (weil durch die Gelenkfehlstellung die ganze Biomechanik ja auch nicht optimal ist) und/oder ich frustriert werde, wenn vieles nicht so richtig klappt deshalb.

Daher tendiere ich derzeit eher dazu, mir einen E-Bass für Linkshänder zu kaufen, um dieses Handicap einfach geschickt zu umgehen. Hmm...

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WhiskeyAGogo  17.05.2014, 18:28
@Sey123

OK, dann sind wir doch schon mal einen Schritt weiter. Also entweder Rechtshänder- oder Linkshändermodell. Gehen wir doch mal Vor- und Nachteile systematisch durch.

Linkshändermodell : Vorteil: Du umgehst dein Handicap

Nachteile:

  • etwas teuerer -> wobei das keine Rolle spielt, einen Bass spielt man sein Leben lang, da machen 100 Euro mehr oder weniger keinen Unterschied

  • Lehrmaterial eher für Rechtshänder ausgelegt -> gewöhnt man sich vermutlich dran

  • es kann sein, dass sich die rechte Hand (bzw. "bevorzugte Hand") tatsächlich besser zum Anschlagen eignet und dass das daher niemals so klingen wird wie es soll. Ob das so ist, wird dir wahscheinlich niemand so richtig sagen können. Und: durch Training lässt sich viel erreichen.

Rechtshändermodell:

Nachteil:

Dein kleiner Finger -> ließe sich umgehen, indem man Kontrabassfingersatz spielt. Gewisse sehr virtuose Parts lassen sich damit vllt nicht spielen. Aber da kann man sich auch auf dem Standpunkt stellen, dass das sowieso nur "Beiwerk" ist und dass es beim Bass sowieso eher auf das solide, songdienliche Begleitspiel ankommt.

Vorteile: liegen auf der Hand

Das ist eine wirklich schwierige Entscheidung. Aber unter'm Strich würde ich glaube ich das auch mal mit dem Linkshändermodell probieren.

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Sey123 
Fragesteller
 17.05.2014, 19:57
@WhiskeyAGogo

Vielen Dank noch mal für deine ausführliche Antwort!

Ich denke auch, dass ich mit dem Linkshändermodell besser fahre, ich schlaf aber mal noch paar Nächte drüber. Hab bei Thomann auch schon ein ganz solides Modell dafür entdeckt - "ESP LTD B-50 Black lefthand".

Deine Überlegungen haben mir auf jeden Fall sehr weiter geholfen :-)

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Einfach verkehrt rum spielen, geht nicht. Dafür sind die Instrumente nicht ausgelegt. Ich bin E-Gitarrist. Jetzt rate mal, welcher Finger mir am Anfang, Probleme bereitet hat!? Der Kleine. Doch mit viel Übung, bekam ich das in den Griff. Heute ist das Greifen, egal mit welchem Finger egal. Ich denke gar nicht mehr darüber nach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Musiker seit der frühsten Kindheit
Sey123 
Fragesteller
 17.05.2014, 11:13

Ja, das glaube ich sofort. :-)

Du musst dir nur vorstellen, mein linker kleiner Finger ist effektiv 1 cm kürzer als er sein sollte durch die Beugung (google Kamptodaktylie) Daher die Frage, ob das mit viel Übung dann doch irgendwie geht oder ich mir nicht viel Frust erspare, wenn ich einfach von Anfang an die Seite wechsle.

Danke für deine Antwort!

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Ganz so ohne weiteres geht das nicht, weil auch die Mechaniken und Saitendurchführungen etc. nicht dafür ausgelegt sind den Bass einfach falschherum zu bespannen. Wenn du eigentlich Rechtshänder bist, dann machst du dir das Leben damit vermutlich auch selbst unnötig schwer. Konsultiere doch einfach mal testweise einen Basslehrer (solltest du wenn du mit dem Bass beginnst sowieso machen) und lass den sich das mal anschauen und beurteilen. Vermutlich fährst du trotz der Einschränkung mit der klassischen Methode besser als mit einem LH-Bass.

Sey123 
Fragesteller
 16.05.2014, 22:32

Also ich hab mal E-Gitarre bei einem Kumpel bisschen ausprobiert und da fiel mir das Greifen mit rechts schon wesentlich leichter, der linke kleine Finger versagte da irgendwie total.

Bevor ich anfange das richtig zu lernen, habe ich ja quasi wirklich noch die unvoreingenommene Wahl zwischen RH und LH.

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SupraX  16.05.2014, 22:36
@Sey123

Bevor ich anfange das richtig zu lernen, habe ich ja quasi wirklich noch die unvoreingenommene Wahl zwischen RH und LH.

Jein. Erstens wirst du dadurch bei der Auswahl der Instrumente stark eingeschränkt (einfach umspannen ist nicht mal eben so möglich und die Auswahl an LH-Instrumenten ist sehr überschaubar. Mal eben vom Bandkollegen oder Kumpel ne Klampfe leihen geht auch nicht...) und zweitens sollte in der Regel schon die dominante Hand die Schlaghand / Greifhand sein. Es geht natürlich schon, es stellt sich aber schon die Frage, ob die Einschränkung wirklich so gravierend ist, dass es sich lohnt linkshändisch zu lernen.

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Sey123 
Fragesteller
 16.05.2014, 23:26
@SupraX

Also wenn man verkehrt herum spielt, muss man auch die andere Gitarrenversion nehmen oder?

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verreisterNutzer  24.05.2022, 20:54

Also ich als Linkshänder kann auch super einen rechtsbass spielen, das kann sogar zum Vorteil werden, weil du mir deinen Fingern auf dem Griffbrett viel schneller bist. Jetzt wo es am die schwierigeren Stücke geht, muss ich mich mehr auf die rechte Hand konzentrieren und üben, aber das macht echt keinen so großen Unterschied

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beim bass ist das nochmal so ne sache.. bei ner gitarre kann mein einfach die saiten vertauschen, bei nem bass könnte dir die dicke der saiten probleme machen.

Üben!

Nur wenn man eine Lefti hat, ist man noch kein Linkshänder. Denk nur daran, welche Schwierigkeiten Linkshänder hatten, denen man früher das Schreiben mit der rechten Hand aufgezwungen hat.