Nach welchen konkreten Kriterien entscheiden Ärzte, ob sie um das Leben eines Patienten kämpfen oder ihn sterben lassen?

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Ärzte sind dazu da, das Leben ihrer Patienten zu retten, mit allen möglichen Therapien, die zur Verfügung stehen.

Ausnahme, falls es sich um eine Erkrankung handelt, die kurativ nicht mehr zu therapieren ist, z.b. ein metastasiertes Pankreas/Oesophaguskarzinom, d.h. die Erkrankung ist austherapiert und eine Heilung ist nicht mehr möglich.

Auf Grund dessen ist eine PV in jungen Jahren schon sehr sinnvoll, wo man seine Wünsche detailliert äußern kann. Eine PV gilt ab dem Zeitpunkt, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist.

Es stellt sich die Frage! Möchte ich eine Reanimation, eventuell eine Dialyse, eine enterale Ernährung über eine PEG, eine parenterale Ernährung über den Portkatheder etc. oder eine exzellente, palliative Begleitung, mit Linderung jeglicher Symptomatik, wie Schmerzen, Dyspnoe, Ängste usw., mittels der richtigen Medikation.

Mit den richtigen Medikamenten kann man alle Symptome beheben, zumindest sehr gut lindern. In sehr seltenen Fällen reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann steht für die Finalphase, als Ultima Ratio, eine tiefe, palliative Sedierung zur Verfügung. Der Patient spürt nichts mehr und schläft ohne jegliche Symptomatik in den Tod hinein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Rapunzel324  19.06.2025, 08:32

Dankeschön für den Stern!

Wenn er austherapiert ist und es keine Aussicht auf eine Heilung gibt.

Das schließt nicht aus, das Leben bis zum Tod medikamentös erträglich zu gestalten. Was auch gemacht wird.

Eine konkrete Entscheidungsvorlage gibt es da nicht.

Zuerst wird geprüft, ob eine medizinische Indikation vorliegt. Das bedeutet: Gibt es überhaupt eine realistische Chance, dass eine Behandlung dem Patienten hilft? Kann die Krankheit vielleicht noch geheilt oder zumindest gestoppt werden? Oder lässt sich der Zustand zumindest so stabilisieren, dass dem Patienten noch Lebenszeit mit einer gewissen Lebensqualität bleibt?

Wenn die Schäden im Körper jedoch so weit fortgeschritten sind – etwa bei einem schweren Multiorganversagen – und keine wirksamen Therapien mehr zur Verfügung stehen, dann wäre eine Fortsetzung der Behandlung nicht mehr sinnvoll. In solchen Fällen darf die Behandlung laut medizinischer Ethik und deutschem Recht sogar nicht fortgeführt werden.

Der wichtigste Maßstab bei all dem ist der Wille des Patienten. Liegt eine Patientenverfügung vor, ist sie rechtlich bindend. Auch frühere Aussagen – ob mündlich oder im Gespräch mit Angehörigen – müssen berücksichtigt werden. Wenn es keine klare Aussage gibt, versuchen die Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit den Angehörigen den sogenannten mutmaßlichen Willen des Patienten zu erkennen: Hätte er in dieser Situation gewollt, dass alles medizinisch Mögliche getan wird?

Eine weitere wichtige Rolle spielt die Prognose: Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass der Patient überlebt? Und wenn ja, mit welcher Lebensqualität? Gerade nach einem Herzstillstand oder bei schweren Hirnschäden ist es oft absehbar, ob eine Rückkehr ins Leben mit Bewusstsein und Selbstständigkeit überhaupt noch möglich ist.

Neben diesen medizinischen Einschätzungen geht es auch um die Frage: Was bringt die Behandlung – und was richtet sie vielleicht an? Wenn eine Maßnahme wie etwa eine künstliche Beatmung nur dazu führen würde, das Sterben zu verlängern und unnötiges Leid zuzufügen, dann ist sie nicht im Sinne einer verantwortungsvollen Medizin. Ziel jeder Behandlung sollte sein, entweder zu heilen, zu lindern oder zumindest eine Lebenszeit mit Würde zu ermöglichen – nicht aber, das Leben um jeden Preis zu verlängern.

Solche Entscheidungen werden immer im Team getroffen.

Letztlich bedeutet das: Ärzte kämpfen um jedes Leben – aber nicht um jeden Preis.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Facharzt

Auch nach Möglichkeit.

Passiert ein Unglück und ein Arzt steht vor 3 Verletzten:

  1. hat sich nur den Finger gebrochen
  2. hat eine tiefe Schnittwunde im Oberschenkel
  3. hat kein Beine mehr

In dem Fall wird sich zuerst um Patient Nur 2 gekümmert. Der hat nämlich Überlebenschancen - würde aber ohne sofortige Behandlung wahrscheinlich schnell verbluten

Patient 3 verblutet wahrscheinlich auch wenn ihm sofort geholfen wird und Patient 1 kann auch einige Stunden auf eine Behandlung warten ohne Schäden vom Warten davon zu tragen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung

Ärzte müssen auch stets die vorhandenen Ressourcen im Blick haben. Reichen die nicht aus, werden die Ressourcen nur den Patienten mit einer guten Überlebenschance zur Verfügung gestellt. Das würde beispielsweise bedeuten, daß ein sehr schwer verletzter oder erkrankter Patient mit geringen Überlebenschancen zugunsten weniger schwer erkrankten Patienten aufgegeben wird.


Rapunzel324  17.06.2025, 10:03

Sogenannte Triagen gelten in Notaufnahmen, nach MTS.

Der Schweregrad der Erkrankung/Verletzung wird innerhalb von kurzer Zeit erkannt. Mittels entsprechender Kategosierung wird eine Einstufung der Behandlung vorgenommen.

Man orientiert sich an Farben!

Rot > sofortige! Behandlung.

Orange > sehr dringende Behandlung etc.