Nach 20 Jahre wieder ein Auto fahren. Kann das gut gehen?

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Autofahren kann man eigentlich nicht verlernen.

Was man aber verlernen kann ist nicht überängstlich zu sein. Es gibt Leute, die irrationale Dinge tun, weil sie sich andauernd vor allem erschrecken. Würde ich meine Tante ans Steuer lassen, die dauernd als Beifahrer schon PASS AUF schreit und instinktiv ne Vollbremsung mit ihren Füßen mimt, wäre das Auto am ersten Tag schon Schrott, weil sie eben verlernt hat, echte Gefahren von keinen Gefahren zu unterscheiden. Die bremst bei allem und geht sofort in die Eisen (als Beifahrer) und mit so einer Art gehört man einfach nicht ans Steuer.

Auch Reaktionen kann man also verlernen.

Ich empfehle dir, erst einmal auf den Verkehrsübungsplatz zu fahren. Danach fährst du dann durch die kleinsten Dörfchen die du finden kannst. Du musst immerhin auch ein Gefühl für das Auto bekommen. wie bremst es, wie kuppelt es, kommt die Kupplung schnell oder langsam, wie fahre ich an einem Berg an, wie fühlt sich eine Vollbremsung mit dem auto an? (ABS oder nicht etc).

Ich fahre Auto seit ich 18 bin (werde bald 36), aber es gibt z.B. in Kassel Ecken, da kriege ich die Krise, weil ich eben ein Landei bin und das nicht kenne, wenn sich Leute dreist vordrängeln, oder dass ein Kreisel gleich drei Spuren hat, die sich überkreuzen. Da schwitze sogar ich, obwohl ich fast täglich fahre. Wäre das nicht jedes Mal so weit weg, würde ich einfach üben fahren, aber bei den Spritpreisen und der Entfernung geht das nicht.

Der Schlüssel ist also, sich langsam ranzutasten und sich erst einmal mit dem betreffenden auto sicher zu fühlen. Erst dann - und nur dann - kannst du dich an verkehrsreichere Orte wagen, wenn du dich mit deinem Auto sicher fühlst und es beherrschst. Wenn ich nen Leihwagen von A nach B bringe, fahre ich erst einmal ne Weile Probe, bis ich mich an das Auto gewöhnt hab. Ich würde nie einfach in ein Auto steigen und sagen: "So, dann bretter ich jetzt mal durch die Kasseler Innenstadt".

PS: Wie Moritz schon sagte, kann einen auch die Technik überfordern - ich fahr nen alten Polo, daher habe ich da nicht dran gedacht. Bin mal nen ganz neuen Audi gefahren, der dir die Geschwindigkeit in der Windschutzscheibe anzeigt. Das hat mich derbe irritiert. Auch der Spurhalteassistent, der Tempomat etc. Das ist Schnickschnack den ich nicht brauche, der mich aber beim Fahren abgelenkt hat. Daher umso wichtiger: Wenns ein neues Auto ist, lern es kennen, damit dich nichts beim Fahren ablenkt.

Nach 20 Jahren das erste Mal wieder zu fahren, sollte definitiv nicht im öffentlichen Verkehrsraum passieren. Nicht nur, weil man das Fahren quasi komplett verlernt hat und alles wieder neu ausprobieren muss, sondern auch weil der Straßenverkehr sich deutlich verändert hat. Für mein Empfinden werden immer häufiger Regeln missachtet, Leute bedrängt und genötigt, ist der Straßenverkehr einfach deutlich asozialer geworden in den 11 Jahren, die ich Autofahrer bin. Und schon damals hat sich mein Vater beschwert, wie viele Leute sich nicht an Regeln halten.

Des Weiteren, wie die anderen schon geschrieben haben: Moderne Technik braucht auch Gewöhnung. Allein schon, nicht irritiert aufs Display zu starren und den Verkehr zu missachten, wenn dir dein Auto mit einer schönen Animation mitteilt, dass du bei Gelegenheit das Wischwasser auffüllen solltest. Kombiniere so eine Ablenkung mit allgemeiner Unerfahrenheit, ggf. Überforderung... nicht gut.

Wenn du es unbedingt machen willst, dann nur mit sehr gutem Versicherungsschutz. Sowohl bei der Vollkasko als auch bei der Haftpflichtversicherung alles, was geht.

Und dann nicht in einer Stadt fahren, sondern die ersten paar Stunden nur über Land. Dann langsam in größer werdende Städte rein tasten.

und Fahrstunden kann ich mir aktuell finanziell nicht leisten.

Ganz ehrlich: Dann lass' auch das mit dem Carsharing. Autofahren ist eben teuer und wenn man das sowieso ohne Notwendigkeit macht, sondern nur weil man Lust drauf hat, sollte man wirklich nicht in der Verlegenheit sein, dass ein paar hundert Euro arg wehtun.

Man kommt aus der Übung. Insbesondere weil die Carsharing Autos meist sehr modern sind und einen nach 20 Jahren überfordern kann.

Nimm lieber ein paar Fahrstunden. Fahrschulen bieten das an.

Ja, das kann klappen! Gibt es nicht das gleiche Auto noch, das du vor 20 Jahren gefahren bist oder das immerhin dem sehr ähnlich ist in der Bedienung?.

Ich habe auch den Führerschein, bin die letzten Jahre aber nicht gefahren und habe dann festgestellt, dass ich z.B. uralte Polos noch problemlos fahren kann, während ich mich in Neuwagen, ohne richtiger Handbremse , Parkknopf, Abstandswarner und den ganzen Schnickschnack total unsicher fühle.

Deswegen gebe ich dir den Tipp, kaufe dir das Auto, dass du vor 20 Jahren gut fahren konntest, dann kannst du dort sicherlich auch heute noch gut mit fahren. Denn im Prinzip verlernt man das Autofahren nicht. Es ist nur die Umstellung, dass moderne Autos völlig anders sind, als man es von früher gewohnt war. Nur zu :-)

Ich würde an deiner Stelle tatsächlich auch ein paar Fahrstunden nehmen. Dann bist du auf der sicheren Seite, weil in den Fahrstunden der Fahrlehrer die Verantwortung trägt. Der sagt dir dann, was du gut machst und was du ggf. noch üben solltest. Und vielleicht sagt er auch nach einer Stunde "perfekt!"

So teuer kann das auch nicht sein, du musst ja keine Prüfungen machen.

Das ist alles besser, als wenn du dann mit einem fremden Fahrzeug völlig überfordert und voller Angst vorm Gaspedal mit 70 auf der Landstraße Schlangen hinter dir herziehst.