Mit Schwester über Probleme reden?
Hi,
Ich bemerke, dass es meiner kleinen Schwester nicht gut geht. Sie hat auch schon Andeutungen gemacht. So richtig spricht sie aber nicht. Ich denke niemand versteht ihre Gefühle besser als ich, da ich in denselben Verhältnissen aufgewachsen bin. Wir haben eigentlich immer gelernt über Probleme zu schweigen.
Es ist das typische Szenario: Alkoholkranker Vater, Co-Abhängige und gleichzeitig psychisch erkrankte Mutter, die uns das Bild einer heilen Familie vermitteln wollte, die wir natürlich nicht waren. Vor ein paar Jahren ist unser Papa dann an Suizid gestorben.
Wir haben noch nie darüber gesprochen und auch fast noch nie in unserem Leben voreinander geweint. Das Thema mit der Krankheit unseres Vaters war ja immer absolut Tabu, deswegen haben wir eigentlich gelernt alles mit uns selbst auszumachen. Ich weiß aber, dass sie da sensibler ist als sie vorgibt zu sein. Ich merke, dass sie das innerlich noch nicht verarbeiten konnte. Im Gegensatz zu ihr habe ich zumindest in der Therapie über meine Probleme geredet und habe dort einiges lernen können.
Ich würde wirklich gern mal mit ihr reden, sodass wir uns zusammen ausweinen und uns stärken können. Wir sind nicht alleine damit, sind ja in einem Haus großgeworden. Ich wünsche mir, dass wir uns gegenseitig gehör schenken ohne uns dabei schuldig fühlen zu müssen. Ich habe nur absolut keine Ahnung wie ich das ansprechen kann. Auch nicht wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Wir haben das noch nie gemacht. Sie blockt auch bei jedem Versuch ab. Sie tut so als wäre alles in Ordnung. Aber das ist es nicht, ich merke es ihr an. Was kann ich denn tun, damit sie sich Ballast von der Seele redet?
2 Antworten
Sprich über dich, deine Gedanken dazu, wie es für dich war. Und dann frage sie, wie es ihr selbst damit ergangen ist.
Du hast in der Therapie gelernt darüber zu sprechen, den Stausee zu leeren, damit wieder Fluss in dein eigenes Leben kommt. Du die Zusammenhänge sehen kannst und offener damit umgehen kannst.
Von daher erzähle ihr von deinem Verarbeitungsprozess, was das Ganze mit dir gemacht hat. Das heisst nicht, dass sie selbst auch darüber zu sprechen beginnt.
Aber sie spürt zumindest, dass sie nicht alleine ist, es dir auch so erging und das ist schon mal viel. Es ist tröstlich nicht alleine zu sein mit all dem Aufgestauten.
Viel Glück und alles Liebe.
Ja, eben sprich über den Vater ohne die Bilder vom Suizid zu erwähnen. Nur diese Abgeklärtheit wie du hier die Frage gestellt hast. Eure Familie beschrieben hast.
Erzähle ihr von deinen Fortschritten und nicht von den noch bestehenden Problemen die du immer noch mit dir herum trägst.
Sprich einfach das Thema neutral aus deiner Sicht an. Nimm hier deine Frage als Vorlage. Sie ist differenziert formuliert ohne all zu sehr in die Einzelheiten einzugehen.
Und genau so kannst du ihr helfen, darüber zu sprechen. Das kann dauern aber es wird ihr auf jeden Fall helfen zu spüren, dass man darüber reden kann ohne jemanden zu verraten. Und dass dies eine Erleichterung bringt.
Ich würde sagen du solltest beginnen deiner kleinen Schwester einige Sachen anzuvertrauen. Dann fragst du sie vorsichtig was mit ihr los ist. WICHTIG: du darfst sie nicht drängen.
Was soll ich ihr denn zum Beispiel anvertrauen?
Also sie weiß z. B. von meinen psychischen Krankheiten. Aber um die geht es ja gar nicht wirklich.
Was kann ich ihr denn zum Beispiel sagen? Ich sehe sie am Mittwoch Abend. Soll ich versuchen sie zu fragen, ob alles okay ist?
Tut mir leid für die blöden Fragen
Du könntest ihr sagen wie es dir geht, wie du mit der Sache umgehst. Öffne dich einfach vor ihr. Sag ihr dann dass sie dir vertrauen kann und wenn sie reden will soll sie zu dir kommen da du immer für sie da bist.
Also da ich meinen Vater beim Suizid gesehen habe, hab ich eine PTBS entwickelt. Ich bin dank Therapie wieder stabil, habe aber immer noch Angst darüber zu sprechen. Ich habe es wegen der Krankheit wahrscheinlich anders erlebt und möchte uns nicht unnötig damit belasten.
Deswegen kann ich leider nicht erzählen wie ich es erlebt habe, das würde den Fokus auch wieder zu stark auf meine Probleme lenken, die sie mitbelasten. Ich würde gerne über unseren Vater sprechen, aber ich weiß nicht wie ich dieses Gespräch anfangen soll. Ich möchte auch nicht abdriften in das Thema Suizid.