Mesomere Grenzstruktur von Thiosulfat?

1 Antwort

Die rechte Grenzstruktur ist falsch, denn der untere Sauerstoff verletzt die Oktettregel (er hat zehn Elektronen: vier aus der Doppelbindung zum S und sechs aus den ein­sa­men Elektronenpaaren). Umgekehrt hat der linke Schwefel nur sechs Außenelektro­nen, statt wie erwünscht acht oder mehr.

Richtig wäre es, die Doppelbindung statt nach unten nach links zu schreiben, also zwi­schen die beiden S-Atome. Dann hat jeder Sauerstoff acht Elektronen, der linke Schwe­fel auch acht und der zentrale Schwefel 12.

Eine andere richtige Grenzstruktur bekommst Du, wenn Du ausgehend von Deiner fal­schen rechten dem unteres Sauerstoff ein einsames Elektronenpaar wegnimmst und die­ses zu einer S=S-Doppelbindung verwendest. Dann hat der zentrale Schwefel 14 Elektronen, was auch OK ist.

Insgesamt hat Thiosulfat einen Haufen Grenzstrukturen. Du hast dabei jeweils die Wahl, ein peripheres Atom entweder mit einer Einfachbindung (und drei einsamen Paa­ren) oder einer Doppelbindung (und zwei einsamen Paaren) ans Zentralatom zu hän­gen. Da der Schwefel 8 bis 18 Elektronen verträgt, kannst Du buchstäblich jede Kom­bi­na­tion als legale Grenzstruktur verwenden, auch wenn natürlich nicht alle gleich viel zur realen Struktur beitragen.

(Bezüglich der Anzahl der Grenzstrukturen unterscheiden sich Sulfat und Thiosulfat nicht wirklich, nur die Gewichte der Grenzstrukturen sind verschieden — die Bindung zwischen den beiden S-Atomen hat überwiegend Doppelbindungscharakter).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik