Mendelsche Regel?
Hallo Leute, ich hätte eine Frage zu den mendelschen Regeln, die ich noch nicht ganz verstehe. Meine Hauptfrage ist: Was genau sind die Erkenntnisse, die Mendel mit seinen Experimenten gewonnen hat, und warum sind diese so wichtig? Ich verstehe die drei Mendelschen Regeln (Uniformitätsregel, Spaltungsregel und Unabhängigkeitsregel) inhaltlich, aber ich sehe nicht ganz, welchen praktischen Nutzen diese Erkenntnisse haben.
Besonders die dritte Regel, die Unabhängigkeitsregel, verstehe ich so, dass dadurch neue Kombinationen von Erbanlagen entstehen können, weil die Gene bei der Meiose unabhängig voneinander verteilt werden. Aber wofür genau ist dieses Wissen wichtig? Was wollte Mendel mit seinen Forschungen überhaupt erreichen?
Außerdem frage ich mich, wie sich Mendels Erkenntnisse auf den Menschen anwenden lassen. Er hat ja mit Erbsen experimentiert, aber wie überträgt man dieses Wissen auf den Menschen?
3 Antworten
Moin,
da musst du dich zunächst einmal in die Situation VOR Mendel hinein versetzen.
Damals wusste man im Grunde nichts über Erbgänge, über Vererbung oder ähnliches.
Man wusste nur ganz Oberflächliches, wie zum Beispiel, dass es oft eine Art Familienähnlichkeiten bei bestimmten Merkmalen gibt.
Mendel wollte nun wissen, ob es bestimmte Gesetzmäßigkeiten bei der Weitergabe von Merkmalsausprägungen gibt. Er war dabei frei von Erwartungen. So hätte zum Beispiel herauskommen können, dass immer die Merkmalsausprägung eines bestimmten Elternteils vererbt wird (zum Beispiel immer nur die des Vaters oder immer nur die der Mutter). Vielleicht ergab sich auch immer eine Art Mischung der Merkmalsausprägungen der beiden Eltern?! Oder...
Tja. Und dann suchte Mendel nach einem geeigneten Untersuchungsobjekt.
Das Untersuchungsobjekt musste...
- ... leicht zu unterscheidende Merkmale haben
- ... bei diesen Merkmalen möglichst nur zwei Varianten besitzen
- ... in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Nachkommen hervorbringen
- ... uneingeschränkt kreuzbar sein
Na ja, und da kamen ihm die Erbsen und Bohnen in seinem Klostergarten gerade recht. Das waren Pflanzen, so dass es keine Probleme damit geben sollte, die Pollen der einen Pflanze auf die Narbe einer anderen Pflanze zu übertragen, so dass die uneingeschränkte Kreuzbarkeit gegeben war.
Außerdem zeigten die Erbsen viele leicht zu unterscheidende Merkmale mit stets nur zwei Varianten, etwa
die Erbsenform: glatt oder schrumpelig-kantig
die Erbsenfarbe: grün oder gelb
Schote: voll oder eng
Schotenfarbe: grün oder gelb
Blütenfarbe: weiß oder lila
...
Und schon konnte er loslegen. Zuerst stellte er reine Linien her. Dazu kreuzte er Pflanzen mit gleichen Merkmalen so lange untereinander, bis immer wieder die gleichen Merkmale in gleicher Art vorlagen.
Danach kreuzte er die reinen Linien, die sich aber in einem (oder mehreren) Merkmalsausprägungen voneinander unterschieden, miteinander und schaute, wie die jeweilige Merkmalsausprägung vererbt wurde.
Dabei stellte er unter anderem fest, dass das Geschlecht keine Rolle spielt. Es ist eben nicht so, dass sich immer nur die Merkmalsausprägung des Vaters (oder der Mutter) durchsetzt.
Außerdem fand er heraus, dass sich bei seiner Merkmalsauswahl immer eine Variante gegenüber der anderen Ausprägung durchsetzt. Diese Variante nannte er „dominant”, die andere „rezessiv”.
Er stellte aber auch fest, dass die unterdrückte rezessive Ausprägung in späteren Nachkommen wieder zum Vorschein kommen kann. Sie ist also höchstens unterdrückt, aber nie ganz verschwunden.
Alle seine Erkenntnisse fasste er in drei Regeln zusammen, die du heute noch lernen sollst.
Das Gute an den Mendelregeln ist, dass sie für alle Lebewesen gelten. Scheinbare Abweichungen haben stets eine andere Erklärung, die sich dann aber wieder mit den Mendelregeln deuten lassen.
Dadurch ist es möglich, zum Beispiel auch beim Menschen bestimmte Erbgänge nachvollziehen zu können und dadurch auch vorhersagbar zu machen.
Menschen mit angewachsenen Ohrläppchen können nur angewachsene Ohrläppchen vererben. Sie sind reinerbig-rezessiv. Darum können zwei Eltern, die beide angewachsene Ohrläppchen haben, keine gemeinsamen Kinder mit freien Ohrläppchen haben.
Oder wenn beide Eltern die Blutgruppe 0 (Null) haben, dann kann keines ihrer gemeinsam gezeugten Kinder die Blutgruppen A, B oder AB haben usw.
Das ist dann wichtig, wenn es in der Ahnengeschichte eines Paares, das Kinder bekommen möchte, irgendwelche Anomalien („Erbkrankheiten”) gibt. Denn wenn man weiß, wie solche Merkmale vererbt werden, kann man einerseits den potenziellen Eltern ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit sein wird, dass eines ihrer Kinder betroffen sein wird.
Andererseits können sich potenzielle Eltern darüber informieren (lassen), welche Maßnahmen auf sie zukommen, wenn ihr Kind betroffen sein sollte, um sich vorzubereiten oder - gegebenenfalls - auch gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können.
Und dann ist es doch manchmal einfach nur interessant, Erbgänge nachvollziehen zu können, weil man die Regeln kennt, nach denen sie ablaufen. Oder auf Erbgänge zu stoßen, die den Mendelregeln zu widersprechen scheinen, um diese dann zu erforschen...
So oder so, es ist interessant und gehört zu einer umfassenden (Schul-)Bildung.
LG von der Waterkant
Es geht um die Weitergabe von Erbinformationen, da spielt es keine Rolle, um was es sich genau handelt, zum Beispiel ist es bei Menschen erkennbar, welche Augenfarben, Blutgruppen, Haarfarben, Erbkrankheiten und so weiter auftreten


Mendel hat Dinge über Erbanlagen herausgefunden, bevor es den Fachbereich Genetik überhaupt gab.
Er hat nur durch Auszählen von Kreuzungsexperimenten auf die Beschaffenheit von Erbanlagen geschlossen, nämlich dass es z.B. 2 Erbanlagen für jedes Merkmal gäbe ("AA", "Aa", "aa"), die sog. Allele. So dass die Zahlenverhältnisse Sinn machten. Dass es wirklich zwei Allele je Merkmal gibt, wurde erst nach seinem Tod bestätigt.
Das macht den Abt Mendel zu einem Biologievisionär. Er kam zu seinen Ergebnissen mit einfachen Untersuchungsmethoden und der Schärfe des Verstandes. Und erfuhr erst nach seinem Tod soviel Anerkennung für sein Wirken, dass er schon immer in Schulbüchern steht und ihr ihn lernen müsst :)