Meinung zu Natascha Kampusch?

11 Antworten

Hallo amydeey,

ich habe weder das Buch gelesen noch den Film gesehen, ich kenne den Fall durch Interviews. Ungereimtheiten mag es da geben, aber die halte ich in einem solchen Fall für völlig normal. Eine zu logische, „aus einem Guss bestehende“ Geschichte würde mich eher misstrauisch machen.

So weit ich weiß, steht ihre Entführung und Gefangenschaft als solche nicht in Zweifel.

Menschen erleben Schlimmes und gehen unterschiedlich damit um. Bekannt ist das berüchtigte Stockholm-Syndrom, das letztlich eine - womöglich für Außenstehe unverständliche und irrationale - Überlebensstrategie darstellt. Das müssen wir nicht alles verstehen, aber eines können wir tun: Uns anständig verhalten.

Das heißt in so einem Fall: Froh sein, dass wir nicht von einem derart invasiven Eingriff in unser Leben betroffen sind.

Zweifel an der Geschichte des Opfers weitgehend für uns behalten. Wer leidet Schaden, wenn wir dies tun, vielleicht aber Recht hätten? Äußern wir die Zweifel jedoch lautstark und haben nicht Recht, tun wir dem Opfer eines Verbrechens erneut Unrecht.

Dem Opfer eines Verbrechens nicht vorschreiben wollen, wie es sich als 'ordentliches' Opfer zu verhalten habe, ist das Allerletzte, was wir tun sollen, besonders wenn die Befolgung solcher Rat-Schläge (Schreibweise beabsichtigt) vielleicht bequem für uns, aber nicht hilfreich für das Opfer selbst ist.

Jemanden, der z.B. vergewaltigt wurde und darüber reden will, zum Schweigen verdammen zu wollen, ist eine zweite Vergewaltigung, und a propos verdammen, bewegen wir uns dadurch auf einer Autobahn, die ACDC einst besungen haben.

Im übrigen hat jemand, der so etwas (üb)erlebt hat, jedes verdammte Recht auf jeden verdammten Cent, den er oder sie damit verdienen kann.

Die Wunden heilt es so oder so nicht, aber wenn schon traumatisiert, dann nicht auch noch zusätzlich arm, wie es übrigens den Opfern der Colonia Dignidad noch immer ergeht.

Mein Mann hat bei dem Film mitgedreht. Er fand sie sehr authentisch. Lasst sie einfach in Ruhe. Sie hat genug mitgemacht.

Gerade ein neues Interview von Frau Kampusch in der Zeitung entdeckt:

https://text.derstandard.at/2000081940624/Kampusch-ueber-Hassposter-Als-wuerde-ich-einen-Bombenguertel-tragen

Darin erzählt sie, dass sie neben den ganzen Beschimpfungen im Netz auch in der Bahn beschimpft wird. Frau Kampusch wurde sogar vor ihrer Haustür von einer Frau angegriffen, weil sie ja angeblich ihr eigenes Baby getötet habe...

Sie beschreibt auch die Rolle der Medien, die die Hasskommentare im Netz mit gelogenen Geschichten anstacheln.

Die Klatschpresse macht Geld damit, den Hass gegen Frau Kampusch zu schüren und das Opfer eines wirklich schweren Verbrechens wird damit immer wieder in den Dreck gezogen. Mit schlimmen Folgen!

SlowPhil  02.09.2018, 01:12

Was ein erneutes schweres Verbrechen darstellt. Die Verursacher gehören zur Hölle geschickt.

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Ein Verbrecher hat im Prinzip ein Leben, oder besser gesagt mehrere Leben (auch die der nahen Angehörigen) ruiniert. Das ist ein riesiges Verbrechen.

Deshalb tut mir Frau Kampusch sehr leid, und ich gratuliere ihr zu allem, was sie macht, um sich ein Leben aufzubauen. Ich gehe aber davon aus, dass es nicht ganz einfach ist.

Meiner Meinung nach sollte niemand sich über sie das Maul zerreissen.

Wenn man sich das Maul zerreissen will, dann bitte über den Täter.

Mir persönlich ist die ganze geschichte egal.

Und es ist schon lang her.

Ich finde es auch in Ordnung Geld damit zu machen wie sie es tut.