Meint ihr, ich sollte mich meinen Eltern outen, dass ich asexuell bin? Ich bin männlich und fast 18 Jahre alt.?

tippsforqueers  25.10.2024, 21:57

Denkst du denn, dass sie es verstehen und akzeptieren würden?

Steinbockmann20 
Beitragsersteller
 25.10.2024, 22:18

Meine Mutter ja Vater nicht so aber was soll ich machen

7 Antworten

ich frage mich, ob du dich damit für den Moment überhaupt outen musst

anders als z.B. Homo- oder Transsexualität, was früher oder später auffallen dürfte, kannst Du als Asexueller doch sogar einen (aus Sicht deiner Eltern) „normalen“ Partner haben (sofern Du nicht auch aromatisch bist) ohne dass deine Eltern wissen müssen, was bei euch im Bett läuft (oder eben nicht) - und selbst wenn nicht, bist du halt Single, und kannst wenn es dir unangenehm ist, dich zu outen immer noch sagen, du hast noch nicht den/die Richtige(n)

kurz gesagt, es liegt an dir, aber du hast auch keinen Druck, dich outen zu „müssen“


Religionskritik  29.10.2024, 20:47

mal wieder eine Antwort voller Klischees und Vorurteile. Toll.. *facepalm*

Religionskritik  29.10.2024, 21:05
@TomEF98
anders als z.B. Homo- oder Transsexualität, was früher oder später auffallen dürfte, kannst Du als Asexueller doch sogar einen (aus Sicht deiner Eltern) „normalen“ Partner haben

Hier (auch Asexuelle können sich in Beziehungen, die von anderen als "normal" angesehen werden, unwohl fühlen und bezüglich der Partnerwahl "unnormale" Konstellationen präferieren),

immer noch sagen, du hast noch nicht den/die Richtige(n)

hier (zu solchen Ausreden gezwungen zu sein, geht Asexuellen schon lange auf den Sack)

aber du hast auch keinen Druck, dich outen zu „müssen“

und hier (unter welchem Druck andere Menschen stehen oder auch nicht, kannst du wohl kaum beurteilen, zumal auch Asexuelle von der Außenwelt durchaus zu einem Outing gedrängt werden können).

Hallo Steinbockmann20,

es ist wieder mal höchst amüsant, wie viele Leute über uns Asexuelle sehr viel Meinung bei null Ahnung haben...

Sowas wie sich outen find ich grundsätzlich unnötig. Ich hab meinen eltern ja auch nie gesagt, dass ich heterosexuell bin.

Als heterosexueller Mensch hat man ja auch nicht das Problem, vom Standard abzuweichen und demzufolge unter Mitmenschen zu leben, die automatisch davon ausgehen, dass man selber genauso heterosexuell wäre wie sie. Oder habe ich bei den Heterosexuellen da irgendwas verpasst? Genau besagte Mitmenschen sind der Grund, warum wir Nicht-Heterosexuelle uns immer und immer wieder auf's Neue outen müssen. Wenn es nach uns ginge, bräuchte es wirklich keine Coming-outs.

anders als z.B. Homo- oder Transsexualität, was früher oder später auffallen dürfte, kannst Du als Asexueller doch sogar einen (aus Sicht deiner Eltern) „normalen“ Partner haben [...]

Das kann man so pauschal nicht behaupten. Neben aromantischen können auch etwa homoromantische Asexuelle nicht mal eben so problemlos eine heteroromantische Partnerschaft eingehen. Vielleicht will oder kann es mache asexuelle Person auch gar nicht, obwohl es aufgrund ihrer potentiellen romantischen Orientierung rein theoretisch möglich wäre. Man kann niemandem in den Kopf blicken. Daher finde ich es gegenüber uns Asexuellen sehr anmaßend, uns zu sagen, wir könnten Beziehungen jedweder Form haben, also bräuchten wir uns nicht als asexuell zu outen. Da könnte ich den ganzen Heteros ja sonst auch um die Ohren hauen, dass sie genauso homosexuellen Sex haben können, weshalb sie sich nicht stur auf Heterosexualität festlegen müssen.

Nun aber zurück zu Deiner Frage:

Genau so wie Dir ging es mir auch Ewigkeiten lang. Bei jeder größeren Familienfeier musste ich mir ständig aufdringliche Fragen reinziehen wie "Wann stellst Du uns denn endlich eine Freundin vor?", "Wie sieht es denn bei Dir mit Kindern aus?" etc. Mit der Zeit hat mich das so gestresst, dass ich immer mehr nach Ausflüchten suchte, um mich vor Begegnungen mit der werten Verwandtschaft zu drücken.

Eines Tages ist mir aber tatsächlich mal die Hutschnur geplatzt und ich habe ihnen auf die Gefahr hin, dass sie dann mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, direkt klar gemacht, was bei mir Sache ist:

Ich finde nichts und niemanden sexuell anziehend/erregend, will grundsätzlich keinen Sex, keine romantische Beziehungen und keine Kinder. Ihr könnt mich deswegen von mir aus jetzt gerne für "unnormal" halten oder sonst was über mich denken, das kümmert mich schon lange nicht mehr.

Seitdem ist diesbezüglich tatsächlich Ruhe im Karton. Zudem hatte ich gerade von solchem Gerede um den heißen Brei herum, dass ich beispielsweise...

[...] noch nicht den/die Richtige(n)

... hätte, schon längst die Schnauze voll.

Wenn Du es für Dich - aus den gleichen Gründen wie ich damals - als notwendig erachtest, Dich als asexuell zu outen, dann tue es. Gegenüber meinen engsten Verwandten (Eltern und Geschwister) tat ich es per Brief, um nicht unterbrochen zu werden bzw. ausreden zu können, da besonders meine Mutter in persönlichen Gesprächen sehr zum Dazwischenquatschen neigt.

Nein, du fühlst dich dann nicht frei.

Doch, das tust Du. Mir jedenfalls fiel eine enorme Last von den Schultern, als endlich raus war, was mit mir ist. Warum ich mich verhalte, wie ich mich verhalte. Meine abwesende sexuelle Orientierung tat nämlich ihr Übriges dazu. Seit die Menschen in meinem direkten Umfeld von manchem, was mich als Menschen ausmacht (wozu auch meine Asexualität gehört), wissen, kommen sie und auch ich selber mit mir wesentlich besser klar. Gerade vor meinem Coming-out stand ich psychisch unter sowohl äußerem als auch innerem Druck, was sich insbesondere durch Selbstisolation und abweisendem Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber wiederspiegelte. Ein Coming-out nach außen hin kann für eine nicht-heterosexuelle Person also sehr wohl befreiend sein. Es ist Mumpitz, zu behaupten, man würde sich von irgendwelchen Meinungen anderer Leute abhängig machen, nur weil man ihnen eine Tatsache über sich mitteilt.

[...] aber du hast auch keinen Druck, dich outen zu „müssen“

Woher wollen Außenstehende das denn bitte wissen? Unter dem Druck zu einem Coming-out können durchaus auch wir Asexuelle stehen.

Liebe Grüße,

Matsi.


TomEF98  29.10.2024, 21:14

Danke für diese ausführliche Erklärung. Ich selbst bin schwul, deshalb zumindest annähernd mit der Materie vertraut, und habe auch Freunde, die selbst asexuell sind.

Ich habe den Eindruck, Menschen fassen das irgendwie einfacher auf, als Homo- oder Transsexualität, unabhängig davon verstehe ich, dass man unter ähnlichem Druck steht.
Ungeachtet dessen ist es eine sehr individuelle Entscheidung, Informationen über das Familiäre Umfeld sind leider nicht gegeben - zumindest in einem sehr konservativen Umfeld wäre es da sicher die einfachere Option, es vielleicht noch so lange für sich zu behalten, bis man auf eigenen Beinen steht (eigene Wohnung…) - ich kenne selbst Leute, die nach ihrem Outing verstoßen wurden, Daher kann ich an dieser Stelle auch keine klare Empfehlung dafür geben!
Und was das „Versteckspiel“ angeht - ich habe es selbst eine Zeit lang mit, zumindest Teilen meiner Familie gespielt, auch als ich schon einen Partner hatte… Ich bin mir tatsächlich sicher, dass es Asexuellen (die nicht homoromantisch sind) zumindest tendenziell leichter fällt

Also ich kenne deine Eltern nicht und weiß nicht, wie sie zu dem Thema stehen. Meine Eltern haben ganz cool reagiert und gemeint, dass es ok ist, so lange ich glücklich damit bin. Es kommt ganz auf ihre Einstellung an. Eltern, die eher konservativ eingestellt sind, verstehen es nicht, Eltern, die eher liberal sind schon eher. Versuch es einfach mal. Aber wenn sie dir mit dummen Sprüchen kommen sag einfach ja vielleicht. Sie werden es irgendwann schon merken, wer recht hatte, aber dank sind sie wenigstens gewarnt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst asexuell - und komme klar damit

Versuchen würde ich es in jedem Fall, wenn sie dir damit auf die Nerven gehen.

Aber bist du auch aromantisch?

Weil man kann ja trotzdem einen Partner/Partnerin haben, auch wenn man asexuell ist :)

Fakt ist: keine Ahnung, ob sie sich etwas darunter vorstellen können oder es akzeptieren.

Aber wenn du für dich das Gefühl hast, es ist die richtige Entscheidung: dann mach das.

Manche reagieren da leider sehr mit Unverständnis.

Hab ein Outing auch mal abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass mein Gegenüber es nicht verstand.

Aber das soll dich davon nicht abhalten :)

Viel Erfolg.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst asexuell und kann von daher ganz gut mitreden^^

Du solltest Dein Coming-Out bei Deinen Eltern haben wenn Du Dich genervt fühlst von Sätzen wie, wann bringst Du denn eine Freundin mit.

Dann wissen sie woran Deine Eltern sind.

Wie Windoofs10 schon sagte, heißt es nicht das Du keine Partnerschaft haben kannst. Du wirst als mit Asexualität nur keine Nachkommen zeugen.