Liegt hier eine Personifikation vor?
Hier schleiche ich die Mauern lang,
Die droh’n, auf mich herabzufallen.
Nachtschwärmer kreuzen meinen Gang
Und taumeln in durchlärmten Hallen.
Ist das Drohen hier ein Zeichen für eine Personifikation?
5 Antworten
Ich sehe das wie RMDav, also keine Personifikation.
Die Mauern bedrohen niemand, sondern der Erzähler befürchtet (wieso auch immer), dass sie auf ihn hinabfallen könnten.
Wenn man sagt, "es droht ein kalter Winter zu werden", ist das ja auch keine Personifikation.
Würde sage Ja, weil hier unbelebte Dinge (die Mauern) mit einer menschlichen Eigenschaft versehen werden: Sie "drohen". Mauern können von Natur aus nicht drohen, da Drohen eine bewusste Handlung ist, die nur Lebewesen oder denkenden Wesen zugeschrieben werden kann.
Ja klar, du hast schon Recht damit, Drohen ist hier nicht im Sinne einer bewussten Drohung gemeint. Trotzdem liegt hier immer noch eine Personifikation vor, weil eine menschliche Handlung ("drohen") auf die Mauern übertragen wird, die eigentlich keine Intention oder Handlung ausführen können. Die poetische Sprache verleiht den Mauern damit eine aktive Rolle und verstärkt die bedrohliche Stimmung.
Auch wenn "drohen" hier keine absichtliche Drohung bedeutet, bleibt es ein Stilmittel, das Unbelebtes belebt erscheinen lässt – und das ist typisch für eine Personifikation. Korrigiere mich gerne. Kann auch sein dass ich ganz falsch liege
Ich sehe die Interpretation bei den dargestellten Geräuschen. Das lyrische Ich schleicht Mauern entlang - Nachtschwärmer taumeln in durchlärmten Hallen, aber kreuzen seinen Gang. Schleichen ist leise, die Hallen sind laut. Warum? Verursachen die Nachtschwärmer den Lärm? Warum sind sie nachts unterwegs und warum taumeln sie? Von welchen Hallen ist die Rede? Denkt das lyrische Ich vielleicht die Steine könnten vom Lärm zerfallen? Darauf würde ich mich bei der Interpratation stützen.
Drohen hat mehrere Bedeutungen. "etwas droht zu geschehen" bedeutet einfach nur, dass es Anzeichen gibt, dass es passieren wird. Es ist keine Handlung und somit keine Personifikation. Eine Personifikation wäre z.B. "die Mauern wachsen in die Höhe" oder "die Mauern beugen sich über mich" um bei einem bedrohlichen Bild zu bleiben.
Nein, das meint nicht drohen im Sinne von Drohung, sondern im Sinne von Ankündigung. Das lyrische Ich empfindet die Mauer als unsicher, vielleicht sieht es Steine herabbröckeln.
Würde sage ja, da eine Mauer an sich ja nicht drohen kann.
Ne, sieht aus wie ein Reim bei jedem 2. Satz.
P. S.: Ich sag da spaßeshalber immer "Nachtsperma" ;)
Drohen hat hier eine andere Bedeutung. Das hat nichts mit einer Drohung zu tun.