Liebe nicht mehr als Chemie - Erzählt es mir!?

8 Antworten

Moin,

Ich bin Psychotherapeut und kann dir da ein paar Gedanken zu sagen. Also grob gesagt: ist Liebe nur Chemie?
Klar antwort: Jain!

Man muss hier ein wenig unterscheiden. Der Begriff Liebe wird heut zu Tage ziemlich inflationär gebraucht. Die meisten meinen, wenn sie sagen "Ich liebe dich", "Ich bin verliebt in dich".

Und ja. Da hätten sie sogar recht. Verleibtheit ist ein rein chemischer Prozess. Sowohl das Dopamin steigt (Alles ist einfach nur toll), das Noradrenalin steigt (starkes Herzklopfen) und das serotonin sinkt (In Verbindung mit dem hohen Noradrenalingehalt muss man zwanghaft an die andere Person deken und das sexuelle Verlangen steigt).

Man kann Verliebtheit sogar mit einer Art drogenrausch bezeichnen. Alles ist toll und wunderschön und aus Zuckerwatte. Der Partner ist einfach nur perfekt und überhaupt gibt es auf der ganzen Welt keinen besseren Partner.
Interessant ist, dass Fehler des anderen anscheinend vollständig übersehen werden.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Verliebtheit dafür da ist, sich an den Partner zu binden. Und dafür ist es praktisch, wenn erst einmal alle Fehler ausgeblendet werden und nur die guten Seiten gesehen werden.

Jetzt kommt aber das große Aber: Nach spätestens zwei Jahren ebt diese Verliebtheit ab und geht in echte Liebe über. Diese kann man bis heute nicht wirklich Orten und sie ist auch kein rein chemischer Prozess mehr.
Echte Liebe lässt sich im Gegensatz zu Verliebtheit an echten Dingen fest machen, die derjenige auch benennen kann. Verliebtheit ist ja meistens eher oberflächlich und oft auch unbegründet. manche verlieben sich ja schon nach  einem einmaligen Treffen oder sogar nach dem ersten sehen.

Wie du siehst kann ich dich beruhigen. Echte Liebe ist keine Chemie, sondern ein Gefühlszustand, der viele Fassetten hat und den du auf Charaktereigenschaften oder anderen Dingen deines Partners fest machen kannst.
So, ziemlich lang. Aber ich hoffe, dass ich dir helfen konnte.

Frage mich, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse du meinst, nach denen das Gefühl der Liebe nur eine chemische Reaktion sein soll. Sicherlich geschehen im Körper chemische Reaktionen, die mit diesem Gefühl zu tun haben, dass Liebe aber nicht mehr ist als das, ist keine naturwissenschaftliche, sondern eine materialistische Aussage.

Liebe ist eine Chemische Reaktion und diese Reaktion findet in eine Areal des Gehirnes Statt den man auch das "Limbische System" nennt. Dieser Teil unseres Gehirns kennt uns oft besser als wir uns selbst kennen und steuert den Menschen oft unbewusst. Das macht es durch Gefühle. In dem Moment in dem du etwas fühlst, ist immer ein bestimmter Cocktail aus Hormonen dafür verantwortlich und auch Liebe ist ein Gefühl und ebenfalls von einen Hormon Cocktail ausgelöst worden. Allerdings wird es nur dann ausgeschüttet, wenn das Limbische System meint, dass es für ihn Sinn ergeben würde. Liebe ist mit unter auch eine Form von Macht, denn Liebe macht abhängig. Das Gefühl von Liebe oder man sagt auch "Anziehung" ist das mächtigste Gefühl, das ein Mensch überhaupt spüren kann und ist sogar noch stärker als das Gefühl von Hunger. Das bedeutet Liebe kann das Hunger Gefühl dominieren. Oft bemerken wir es, wenn wir bei Liebeskummer plötzlich Appetitlosigkeit verspüren. Das Gehirn empfindet dieses Gefühl in dem Moment als wichtiger als Hunger. Wie wichtig das Gehirn es einschätzt, hängt von der Psychischen Verfassung von einem selbst ab. Also die Art und weise wie derjenige Denkt und wie man mit diesem Problem umgeht und wie viel Gewichtung man dem ganzen zuschreibt.

Doch die Aussage "für seine Gefühle kann man nichts" ist meiner Meinung nach eine faule Ausrede. Denn für deine Gefühle kannst du sehr wohl etwas, deine Gefühle sind nicht etwas was einfach so entsteht, Gefühle sind von Einflüssen und deiner eigenen Psychischen Verfassung mit abhängig, ein bestimmter Teil der Gefühle sind bereits vorprogrammiert und genetisch bestimmt, wie z.b. das du jemanden aufgrund seines Geruches attraktiv findest oder das du als Mann eine Frau attraktiv findest, heiß Aussieht und z.b. Merkmale hat wie pralle Brüste, lange Beine und volle Lippen. Denn diese Dinge Signalisieren Fruchtbarkeit und der Geruch gibt die unterbewusst Informationen über das Immunsystem deines Gegenübers, riecht er/sie gut, passen die Gene für das Immunsystem zusammen, riecht er/sie nicht gut, passen diese nicht zusammen und nicht selten will man nicht mehr weiter was von dem Gegenüber wissen. Das bedeutet ABER NICHT, das du deine Gefühle schutzlos ausgeliefert bist. Du kannst dich bewusst mit entscheiden ob du dich zu jemanden hingezogen fühlst oder nicht und die Gefühle sind auch mit davon abhängig.

Gefühle funktionieren auch nicht wie Schalter, wenn das Hormon ausgeschüttet wird fühlst du dich so und wenn nicht dann nicht. Das ist nicht so. Es kommt auch auf die Menge an und addiert sich mit aus allen Einflüssen. Wenn du dich z.b. zu jemanden hingezogen fühlst, weil er/sie bestimmte Eigenschaften hat aber du denkst "das mit ihr/ihm passt nicht." werden auch dann Hormone ausgeschüttet, die dem mehr oder weniger entgegen wirken.

Im Großen und ganzen sind Gefühle, Hormone etc. Dafür da um dich zu motivieren 2 Grundlegende Ziele des Lebens zu erreichen auf die sich das gesamte Verhalten aufbaut 1. Überleben, 2. Reproduzieren.

altin123 
Fragesteller
 02.04.2017, 21:13

Danke erstmal für diesen Informativen Text. 

Wie gesagt, diese "Lösung" war mir ansich klar. Finde diese Vorstellung ein bisschen unbefridigend :@

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einmensch23  02.04.2017, 21:42
@altin123

Kann ich verstehen, hatte es damals selbst so empfunden, einfach weil es bedeutet sich mit dem Thema Gefühle auseinandersetzen zu müssen und mit Gefühle haben gerade wir Männer eher wenig am Hut :D

man muss es wirklich sagen, Frauen können um einiges besser mit zwischenmenschlichen Interaktionen umgehen, als wir Männer und setzen sich daher auch viel mehr mit Gefühlen auseinander als wir Männer es tun. Man sagt auch deshalb "Frauen sind emotionale Wesen." Das ist wirklich irre interessant, Frauen haben einen direkten Draht zu ihren Gefühlen und können deshalb mit Gefühle viel besser umgehen.

Das hat aber einen evolutionären Grund. Vor Millionen von Jahren musste sich meistens die Frau um den Nachwuchs kümmern, während der Mann auf der Jagd war. Daher wurde bei der Frau eher der emotionale Teil des Gehirns immer ausgeprägter, während bei dem Mann es eher der logische Teil war. Doch wär sich nur ein bisschen mit dem Thema befasst hat, weiß das sich Gefühle und Logik so gar nicht mit einander vertragen. Wenn du z.b. eine logische Diskussion mit einer Frau gewinnst, verlierst du meistens dafür die Frau. Deshalb bringt es z.b. nichts mit einer Frau darüber zu diskutieren das man logisch gesehen der beste Partner für einen währe. Ironischerweise erzeugst du genau damit emotional das komplette Gegenteil.

Das Problem eine Beziehung aufrecht zu erhalten haben Frauen im Gegensatz zur Männerwelt eher weniger.

Ich meine, stell dir mal folgende Situation vor: Du befindest dich in einem Club und unterhältst dich mit einer wirklich unglaublichen Frau und plötzlich passiert es! Ihre Freudinnen wollen ins Bad, also geht sie ins Bad. Ihre Freundinnen wollen Tanzen also geht sie tanzen. Kurz: Sie ist leicht ab zu lenken.

Immer wenn sie weg ist, wirst du unsicher und fragst dich "kommt sie wider? Was denkt sie jetzt? Wird das noch etwas mit uns?" und ironischerweise baut das IRRE viel Anziehung auf. Ironischerweise beginnst du also damit sie noch mehr zu wollen nicht wahr?

Logisch gesehen, macht eine Frau es deshalb, weil sie einen Kerl den sie gerade erst kennengelernt hat NIEMALS die höchste Priorität in ihren Leben einräumen würde. Unterbewusst jedoch weiß sie ganz genau das dieses Verhalten Anziehung erzeugt. Das sie dadurch wichtiger erscheint.

Das weiß sie unterbewusst deshalb, weil Frauen vor Millionen Jahren darauf angewiesen waren einen Mann dazu zu bringen seine Zeit mit ihr verbringen zu wollen und genug Anziehung zu spüren um auch nach dem Sex bei ihr zu bleiben. Als schwächeres Geschlecht war sie darauf angewiesen einen Mann emotional an sich zu binden, der sie beschützen und für sie sorgen konnte. Es war also notwendig für das Überleben, einen Mann dazu zu bringen sie zu wollen, sie wert zu schätzen und für sie da zu sein.

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altin123 
Fragesteller
 02.04.2017, 21:57
@einmensch23

 Ich mache mir Gedanken, damit ich die Situation vorhersehen kann. Ich werde nicht Unsicher oder irgendwas in der Art, soll es nicht sein, dann ist es so. Das Leben geht dennoch weiter. 

Dieses Beispiel hinterlässt mir den Eindruck, dass die Sehnsucht nach einem anderen Geschlecht nur ein schmutziges und langeweiliges (Es kann bestimmt auch aufregend für den ein oder anderen sein.) Spiel ist :( 

Aber eins muss man sagen, informativ sind deine Kommentare! :d

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Wie ich hier so lese, kommt mir der schräge Gedanke, das die Liebe am Anfang ein sich selbst verstärkendes System ist, Technisch ausgedrückt so etwas wie ein Bremskraftverstärker. Damit man sich aus einer sehr grossen Menge auf nur einen einzelnen Menschen konzentriert und in diesem Scheinwerferlicht mehr entstehen kann.

Ein ganz entschiedenes jain. Verliebtheit ist eine chemische Reaktion. Aber Liebe geht für mich tiefer, es schon fast eine Lebenseinstellung.

Und warum ich das Mädchen liebe, dass mir mit jedem Bruch ein metaphorisches Messer immer tiefer in die Brust rammt? Keine Ahnung, ich liebe sie halt einfach. Liebe ist eine irrationale Empfindung, es ist schwachsinnig nach rationalen Gründen zu suchen.

Gruß Than

ThanatosBell  02.04.2017, 20:43

Ps: Vielleicht bin ich auch maso und liebe sie deswegen, aber das wage ich zu bezweifeln.

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altin123 
Fragesteller
 02.04.2017, 20:53

Rationalität hält mich am Leben :<

"Unnd warum ich das Mädchen liebe, dass mir mit jedem Bruch ein metaphorisches Messer immer tiefer in die Brust rammt?"

Da könnte es viele Ursachen geben.

Spiegelung der eigenen Mutter/Vater, welche immer eine wichtige Rolle spielen, in der Freundin.  

Oder vielleicht auch anderesrum, die Freundin stellt das komplette Gegenteil da, was einen anziehend Einfluss auf dich hat.

Who knwo's, dennoch Danke. 

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ThanatosBell  02.04.2017, 21:27
@altin123

Joar, mit Rationalität wirst du dir aber keine Freunde machen^^"

Könnte es. Aber nein, wenn überhaupt war es mein Helfersydrom. Sie war ziemlich depressiv and so on. 
Aber egal, ich mag es trotzdem nicht, Liebe in rationale Gründe zu pressen. In Verliebtheit vielleicht, aber nicht in Liebe.

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altin123 
Fragesteller
 02.04.2017, 21:37
@ThanatosBell

Der beste Freund bin ich selbst, hoffe ich. Und der mag die Rationalität :D! 

Ach, kommt mir bekannt vor. Ich versuch auch gern zu helfen, da trifft man auch auf Menschen die sehr gebrochen sind und dann einen unbewusst verletzen. Aber hey, gute Taten sind schöne Taten :3

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ThanatosBell  02.04.2017, 23:30
@altin123

Du bezeichnest dich selbst als besten Freund? ich würde mich selbst eher als Grund all meines Scheiterns bezeichnen, aber gut, jedem das Seine.

Ahh, ich glaube du verstehst nicht ganz, aber egal. Man muss ja nicht die komplette Geschichte wieder und wieder herbeten^^

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