Lehrerin von häuslicher Gewalt erzählen?

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Sich an eine Lehrerin deines Vertrauens zu richten ist eine gute Idee.

Sowas ist einfach ein unhaltbarer Zustand, du sagst ja selber, dass du es nicht mehr aushältst. Du sagst ja selber, es ist für dich quasi normal, der menschliche Körper kann psychisch und physisch nämlich jede Menge aushalten. Nur irgendwann ist es einfach zu viel...

Viele Lehrer sind da sehr offen hören einem zu und klären wie es weitergehen kann. Einzelne reagieren aber auch mal abweisend, weil es sie schlicht nicht interessiert (das sind aber meist auch Lehrer an die man sich nie wenden würde) oder weil sie selber zu beschäftigt sind (vielleicht mit einen Problemen), dass sie es einfach nicht schaffen deine Probleme noch mit zu bedenken. Die Masse ist da aber sehr offen und hilft oder vermittelt notfalls weiter. Selbst FALLS also die eine Lehrerin nicht hilft, habe den Mut dich an noch eine andere Person zu wenden.

Je nach dem wie akut die Gefahr für dich zu Hause ist, sprich wie oft dein Vater gewalttätig wird, desto schneller wird gehandelt. Das könnte sogar bedeuten sofort vorsorglich aus der Familie genommen zu werden, bis der ganze Vorgang geprüft ist.

Vermutlich wird die Lehrerin sowieso vorschlagen, sofort das Jugendamt einzuschalten. Oft wird da aber auch angeboten, dass dies im Beisein der entsprechenden Lehrerin oder des Vertrauenslehrers passiert, da es eben einfacher ist vor einer bekannten Person der man vertraut zu sprechen, als vor einer fremden Person vom Jugendamt.

Dir sollte klar sein, dass normale Lehrer keine Schweigepflicht haben und wenn dir Gefahr droh entsprechend handeln müssen, selbst falls du es in dem Moment nicht willst. Da kann man zwar ggf. kleine Absprachen treffen, aber dann muss eben gehandelt werden.

Wichtig ist dass du geschützt wirst. Vielleicht merkt dein Vater dann ja, wie falsch sein Verhalten war und ändert sich, vielleicht nicht. Ebenso könntest du allgemein einfach mal versuchen Kontakt zu deiner Mutter zu suchen, vielleicht hatte sie versucht sich zu melden und dein Vater hat alles blockiert. Nur selten haben die Eltern kein Interesse, meist versuchen sie sich einfach nur selber zu schützen oder werden blockiert und am Kontakt gehindert und geben irgendwann auf.  

Suche dir also bitte unbedingt Hilfe.

Gehe am besten zur Lehrerin und sage, dass du privat ein paar Probleme hast ob sie evtl. nach Schulschluss oder so mal Zeit hätte zum reden, da du nicht weißt an wen du dich sonst wenden sollst. Oft meinen die nämlich, dass man es direkt erzählen soll und ich denke dafür ist eine Pause und danach direkt störende Mitschüler der falsche Rahmen.

Ich drücke die Daumen, dass es dir bald besser geht und du endlich sicher bist.

Wichtig ist es vor dem 18 Geburtstag zu reagieren, denn dann ist das Jugendamt noch zuständig. Danach wird man in solchen Fällen leider oft alleine gelassen (man darf nicht einfach ausziehen, Geld bekommt man nur in Härtefallen aber die Prüfung dauert ewig sprich man kann nicht weg, das nicht gehen wird aber manchmal als Beweis gesehen, dass es nicht so schlimm sein kann, wieder kein Geld zu gehen, neuer Antrag usw. ein ewiger Teufelskreis). Ich kenne einen Fall da ging es erst mit 17 los und die Betroffene suchte erst mit 18 nach Hilfe, sie hat am Ende bei den Eltern einer guten Freundin kostenlos mit gewohnt, da sie ja nicht mal Geld für Essen hatte und kein Amt hat es groß interessiert, der Fall sei noch in Prüfung und vorher gebe es kein Geld (Unterhalt, Kindergeldzahlung an sie, Verpflegung, Wohngeld o.ä.)... 

Vermutlich wird es bei dir auf eine betreute Wohngruppe hinauslaufen, wenn dein Vater sich nicht schnell drastisch ändert.

Ich würde mich freuen, wenn du später (nach dem Gespräch) mal als Kommentar berichtest wie es gelaufen ist und wie es weiter geht.

JuliaJay0 
Fragesteller
 14.11.2017, 12:34

Ich habe gestern mit meiner Lehrerin gesprochen und sie hat dann das Jugendamt informiert. Erstmal kann ich für ein paar Tage bei einer Freundin wohnen und danach ziehe ich in eine Pflegefamilie, wenn meine Mutter nicht gefunden wird.

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Guten Abend Julia Jay,

wenn es wirklich so grassierend ist, wie Du es beschreibst, kann ich Dir nur raten, mindestens zu deinem Lehrer zu gehen.

Allerdings würde ich Dir eher raten, Dich beim Jugendamt zu melden, damit keine größeren Probleme entstehen.

Gegebenenfalls hilft dir das Amt auch, deine Mutter oder Verwandte zu finden, wo du unterkommen kannst.

Deine Gesundheit geht über alles Andere.

Ich wünsche Dir trotzdem einen schönen Abend!

Mit freundlichen Grüßen

Dultus

Hallo Julia Jay

Also erstmal möchte ich dir sagen, dass ich es ganz toll von dir finde dass du dir Hilfe holen möchtest. In deiner Situation ist das ganz bestimmt nicht einfach. Also, Hut ab! Viele trauen sich das nämlich nicht.

Nun zu deiner Frage: Natürlich kannst du mit deiner Lehrerin darüber sprechen. In der Schule ist sowas an sich sehr gut, weil da Leute sitzen, die mit solchen Situationen möglicherweise auch besser umgehen können als z.B. die beste Freundin oder so. Normalerweise wendet man sich da dann an den Vertrauenslehrer oder eben einen Lehrer, den man ganz besonders mag (oder eben eine Lehrerin, wie in deinem Fall) Ich nehme an, wenn du ihr vertraust und dich ihr öffnen willst, dann muss sie irgendwie Eigenschaften haben, die dir dieses Vertrauen geben und deswegen kannst du dir wahrscheinlich die Frage die du stellst besser beantworten, als ich es kann.

Also: Ich denke sie wird sich schon dafür interessieren (Lehrer übernehmen schließlich auch sowas wie Verantwprtung für ihre Schüler und ich kenne nur wenige (und mit solchen würde ich nicht darüber sprechen) denen egal wäre, wenn du ihnen erzählst dass du zu Hause misshandelt wirst. Wenn du mit ihr sprichst/sprechen willst, dann wird sie dich garantiert nicht stehen lassen, sondern dir zuhören oder eben einen Termin vereinbaren (kann ja sein, dass sie in deisem Moment gerade keine Zeit hast)

Wenn du allerdings wirklich zu Hause misshandelt wirst, dann finde ich es wichtig, dass du weißt, dass die Lehrerin dann wahrscheinlich das Jugendamt informieren wird und dieses weitere Schritte unternimmt (das kann, im Fall von körperlicher Misshandlung, soweit gehen, dass du auch woanders untergebracht wirst), das wäre bei dir, aber dann wahrscheinlich eher eine betreute Wohngruppe in der Nähe (wenn es dort Plätze gibt), wo auch andere Jugendliche mit deinen Problemen sind. Wichtig hierbei wäre es, das alles vor deinem 18. Geburtstag zu machen, denn ab 18 bist du ja erwachsen, d.h. das Jugendamt ist nicht mehr für dich zuständig.

Ich wünsche dir trotzdem alles Liebe und Gute und hoffe, dass du aus dem Gespräch mit deiner Lehrerin (wozu ich dir auf jeden Fall raten würde) eine Hilfe bekommst.

Bevi

Zuerst einmal, es tut mir sehr leid, dass du das erleben musst. Meine Kinder haben auch Gewalt erfahren, ich kenne mich somit notgedrungen damit aus. Es ist schade, dass deine Mutter nicht die Kraft hatte, für dich da zu sein. Die Gewalt hinterlässt Spuren. Es wäre natürlich optimal, wenn sie jetzt mit dir an einem Strang ziehen könnte (falls sie noch das Sorgerecht hat). Es ist sicher schwer, dass du da jetzt alleine durch musst. Du kannst aber auch sehr stolz sein, dass du dich schützt. Rückblickend kann dir das auch sehr helfen.

Was kannst du tun?

Du hast mehrere Möglichkeiten.

Die Kinderschutzhotline anrufen.

Die Polizei anrufen.

Eine Frauenberatungsstelle anrufen und einen Termin machen.

Dich einem Arzt anvertrauen und darum bitten, dass er eine Kinderschutzmeldung macht.

Wenn du Verletzungen hast, lass diese dokumentieten. Beim Arzt oder noch besser einer Rechtsmedizin.

Wenn du da schnell raus willst, pack deine wichtigsten Dinge in deinen Ranzen und geh mit ihnen zur Schule. Dann direkt ins Schulbüro und sag, dass du nicht wieder zurück gehen wirst und bitte sie dass sie alles notwendige in die Wege leiten.

Es wäre gut, wenn du jemanden hättest, wo du schon zeitweise hin könntest, aber falls nicht, dann muss das Jugendamt was organisieren. Sei stur und verweigere dich, dass du zurück gehst.

Das Jugendamt kann nach SGB 8 auch Hilfen zur Erziehung anbieten. Da müssen die Sorgeberechtigten zustimmen. Bei Gewalt (auch psychischer) kann die aber auch mit Druck durchgesetzt werden. Google mal danach und überleg dir, ob dir das helfen würde. Ich denke aber nach meinen Erfahrungen, dass es das beste ist, wenn du komplett von dem Gewalttäter weg kommst.

Wenn du weg bist, organisieren dir möglichst sofort eine Psychotherapeutin. Wenn es geht, eine die sich mit Trauma auskennt.

Lass dich nicht zu Kontakt mit deinem Vater zwingen oder überreden. Versuch gegen dein eventuell schlechtes Gewissen anzukämpfen und knick nicht ein. Gewalt macht das Gehirn ganz unlogisch. Hab Mitleid mit dir, nicht mit dem Gewalttäter. Selbst dann, wenn er weint, jammert, bettelt und sich als Opfer darstellt. Das machen die häufig.

Wenn es Gewalt gibt, dann kann man nur gehen. Und sich danach um seine eigene psychische Gesundheit kümmern. Du solltest, meiner Meinung nach, auf keinen Fall in dieser Situation bleiben.

Schreib bitte, wie es gelaufen ist. Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe!

Selbstverständlich kannst Du Dich Deiner Lehrerin anvertrauen, bitte mache das auch! Als Vertrauensperson wird sie Dir den richtigen Rat geben, was Du tun kannst und an wen Du Dich wenden solltest (ggf. Jugendamt).