Lebt jeder in seiner eigenen Realität oder ist Realität objektiv?

10 Antworten

Realität und Moralvorstellungen sind zwei unterschiedliche Dinge. Moralvorstellungen sind sozial konstruiert (dennoch würden wohl die meisten Leute sagen, dass zumindest einige davon sehr sinnvoll sind). Man kann sie nicht "der Anschauung entnehmen", man lernt sie in der eigenen sozialen Gruppe.

Die Realität erschließt sich einem Menschen nicht komplett (wir haben z.B. keinen Sinn für Radioaktivität, da müssen wir den Messgeräten vertrauen, und ohne Messgerät erkennen wir diesen Teil der Realität gar nicht).

Wir erkennen immer nur einen Teil der Realität, und auch das nicht fehlerfrei.
Ich brauche eine Brille. Andere vielleicht ein Hörgerät, und wiederum andere sind farbenblind. Unsere Erkenntnis ist also nur partiell und auch fehlerbehaftet.

Dennoch würden wir darüber übereinkommen, wenn da in 10 m Entfernung ein Baum steht. Da steht ein Baum. Ok. Der ist wohl Teil der Realität und verschwindet auch nicht, wenn wir nicht dran denken.

Moralvorstellungen sind nicht so konkret wie der Baum, sie existieren aber als z.T. ungeschriebene Regeln in unseren Köpfen. Manchmal ist das auch sinnvoll. Dennoch kann es Fälle geben, wo wir uns fragen: muss das sein?

Muslimische Frauen tragen oft ein Kopftuch, für uns ist das aber in aller Regel unnötig. Und so kann das auch umgekehrt gehen: wir spazieren gerne durch den Wald. Für Menschen aus dem Nahen Osten ist das aber ungewohnt (sie kennen das so nicht - für sie ist das neu). Für uns ist das so normal, dass wir nicht großartig drüber nachdenken. Das ist eher eine Gewohnheit als eine Moralvorstellung, aber auch Gewohnheiten sind wie Moralvorstellungen kulturabhängig.

Naturgesetze sind ja zum Beispiel zeitlos gültig.

zumindest bis zu dem Tag, an dem sie widerlegt oder relativiert werden.

Es gibt Moralvorstellungen, die man in eigentlich (fast) allen Kulturen wieder findet. Da haben sich auch schon die alten Griechen Gedanken drüber gemacht. Und dann gibt es eben unterschiedliche Vorstellungen.

Im politischen Alltag bestimmt derjenige, was Realität ist und was nicht, u.a. auch was objektive Realität ist, der die Macht hat und folglich richten sich sämtliche Wertvorstellungen auch danach aus, was die Macht dazu zu administrieren hat.

Moral hat mit Realität nichts zu tun, und ob Naturgesetze unveränderlich sind ist auch fraglich. Objektiv sind nur Objekte an sich. Sobald Subjekte diese Objekte benennen oder bewerten, wird es bereits Subjektiv.

drkock 
Fragesteller
 04.09.2023, 18:30

Wasser ist nass. Denkst du, dass Wasser irgendwann nicht mehr nass sein wird? Und wieso hat Moral nichts mit Realität zu tun? Moralvorstellungen entwickelt man, wenn man eine bestimmte Vorstellung von der Realität hat.

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OmniosX  04.09.2023, 18:35
@drkock

Ist Wasser nass? Was ist denn Nässe? Nässe ist die Benetzung oder Durchtränkung eines Objektes mit Feuchtigkeit. Wenn du ein einzelnes Wassermolekül nimmst, ist das nass? Nein es ist Gas. Benetzt Wasser sich selbst? Auch nicht. Was ist mit Wasser in der Luft, ist es da nass? Was ist mit gefrorenem Wasser, ist das Nass? Wenn ich mich mit Wasserabstoßenden Gel einreibe, und das Waser mich nicht berühren kann- ist es dann nass?

Da zeigt sich schon die fehlende Objektivität der subjektiven Bewertung.

Und nein, Moralvorstellungen sind das Produkt von Bedürfnissen.
In einer Welt wo viele Hunger leiden ist Lebensmittelverschwendung unmoralisch.
In einer Welt wo Überfluss herrscht, kräht danach kein Hahn.

Du hast darüber nicht ausreichend nachgedacht.

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drkock 
Fragesteller
 04.09.2023, 18:44
@OmniosX

Ja, aber es geht nicht um ein einzelnes Wassermolekül, sondern um ganz normales Wasser aus dem Hahn. Wenn ich den Strahl berühre, habe ich danach nasse Hände. Das wird sich auch in 1000 Jahren nicht ändern. Zu Moralvorstellungen: Ja, Moralvorstellungen sind das Produkt von Bedürfnissen. In Indonesien ist beispielsweise Sex vor der Ehe verboten. Im Iran müssen Frauen Kopftuch tragen und Atheisten werden bestraft. In Deutschland ist das nicht so. Manche Leute finden die Gesetze im Iran und in Indonesien gut und andere finden die Gesetze in Deutschland gut. Woher willst du jetzt wissen, welche Gesetzgebung objektiv gut ist?

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OmniosX  04.09.2023, 18:53
@drkock

Woher willst du das Wissen ob das in 1000 Jahren so ist?
Du schließt aus dem was du bisher gesehen und erlebt hast auf das Unbekannte, das ist bereits alles. Es gibt in der Natur bereits gemessene "Konstanten" die sich schleichend ändern, und wir als beschränkte Menschen mit noch beschränkterem Wissen haben nicht die geringste Ahnung was am Grunde der physischen Welt wirklich den Ausschlag gibt.

Woher willst du jetzt wissen, welche Gesetzgebung objektiv gut ist?

Ich will das nicht wissen weil ich die Prämisse das Moral oder daraus folgende Gesetze objektiv sein können bereits grundlegend verneine. Worüber man sich unterhalten kann ist die Frage, welche Regeln und Ideale menschliches Leid der meisten Menschen minimieren bzw. die Lebensqualität maximieren. Da wären wir dann beim Utilitarismus. Und selbst dabei fallen dann spezielle Wünsche des Einzelnen hinten runter, weil sich bestimmte Dinge nicht vereinen lassen. Und dann würde sich noch die Frage stellen ob das Wohl der Vielen tatsächlich das höchste Gebot sein sollte, oder ob eventuell das Überleben der Menschheit, Fortschritt oder Freiheit in Wirklichkeit einen höheren Stellenwert haben.

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drkock 
Fragesteller
 04.09.2023, 19:01
@OmniosX

Ja gut. Ich gebe dir teilweise recht. Danke für deine Antwort.

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Ich leite mir die Antwort ungefähr so her! Es gibt viele Religionen und Glaubensrichtungen. Alle oder viele davon glauben an eine Version ob und wie es für Menschen nach dem Tod weiter geht! Im Christentum kommen alle in den Himmel! Im Islam, Hinduismus usw... passiert etwas anderes, aber auf jeden Fall für alle Menschen dieser Welt!

Warum sollte beispielsweise ein gläubiger Christ nach dem Tod vor Allah stehen, oder ein Anhänger des Islam vor Gott von dem er im Leben vielleicht nie etwas gehört hat! Wenn es nach dem Tod weitergeht dann für alle Menschen gleich; Das muss aber nichts mit der gelebten Religion zu tun haben!

So ist es auch mit dem Goldfisch im Glas wenn ich ihm sage "Alter du siehst die Welt verzerrt!" "Wenn er könnte, würde er antworten "Nein, du!"

Ich denke der Mensch macht sich seine Realität auf Erden teilweise selbst! Wie es aber weiter geht wenn auf Erden das Licht ausgeht, ist für alle gleich und hat nichts mit dem gelebten Glauben zu tun!

Woher ich das weiß:Recherche