Leben retten ohne Führerschein?

7 Antworten

Fahren ohne Fahrerlaubnis ist eine Straftat und grundsätzlich verboten!

Ganz bestimmt würden die Umstände, die zu dieser "Schwarzfahrt" geführt haben, auch berücksichtigt werden. Ich glaube auch nicht, dass der Lebensretter tatsächlich strafrechtlich verfolgt und verurteilt würde.

Die Problematik ist wahrscheinlich eher zivilrechtlicher Natur.

Wer keinen Führerschein hat, gilt allgemein als nicht geeignet zum Führen von KFZ im Straßenverkehr.

Wer haftet für Schäden, die auf dem Weg vom Unfallort ins Krankenhaus verursacht werden - z.B. aufgrund unzureichender Fahrpraxis.

Häufig ist es sogar besser, den Verletzten nicht unnötig zu bewegen. In diesem Fall bräuchte der Helfer nur bis zum nächst möglichen Haus, Tankstelle, usw. zu fahren, um von dort den Notdienst zu kontaktieren.

Wurde dem Helfer die Fahrerlaubnis entzogen, ist das Szenario sicher nicht so gefährlich wie bei einem Fahrer, der gänzlich keine Fahrpraxis hat und die eigenen Fähigkeiten überschätzt.

Soll heißen: Solche Fällen können immer nur individuell und unter Berücksichtigung aller Umstände verhandelt und entschieden werden.

Angenommen, es handelt sich bei der Verletzung um einen Unfall mit illegalem Feuerwerk an Silvester. Vor wurde bereits gefeiert und getrunken. Dürfte der Helfer nicht mehr fahren, weil er getrunken hat, aber ansonsten auch ohne Führerschein fahren dürfte?

Der Verletzte blutet stark. Allerdings stellt sich im Krankenhaus heraus, dass es sich um eine nicht lebensbedrohliche Fleischwunde handelt. Ein Laie wird in dieser Situation emotional gestresst sein und trotz bester Absichten, die falschen Entscheidungen treffen.

Hierfür mich sicher niemand, auch der Gesetzgeber keine Verantwortung übernehmen. Das müsste jedoch ggf., wenn er im Voraus, das Fahren ohne Fahrerlaubnis ausdrücklich erlaubt.

Den Notruf kann man auch ohne Netzabdeckung mit dem Handy absetzen

Es gibt meistens Menschen in der Nähe, die man ansprechen kann, dass die dann den Notarzt rufen.

Selber mit dem Auto fahren zu wollen, grenzt für mich an gefährliche Körperverletzung. Du kannst Dich weder um den Patienten kümmern, noch ihn versorgen, noch genau erkennen, wie gefährlich verletzt der Patient ist, noch wirklich Auto fahren und das dann noch in einer Stress-Situation. Auch eine kleine Wunde kann ernorm bluten und die Schwere der Verletzung lässt sich für Dich als Laie kaum erkennen.

Grundsätzlich wäre das im Rahmen eines sog. rechtfertigenden Notstandes möglich: Man darf kleinere Vergehen begehen, wenn es notwendig und angemessen ist und es keine andere Option gibt um eine akute Gefahr abzuwenden, Menschenleben zu retten oder so. § 34 StGB.

ABER:

Staatsanwalt und Richter haben hinterher sehr viel Zeit, deine Entscheidung zu hinterfragen. Also ob es wirklich gar keine andere Möglichkeit gab, dem Menschen zu helfen.

  • Krankenhäuser sind normalerweise nicht im Nirgendwo fernab jeglicher Ortschaften. Warum musstest du durch Ortschaften hindurch fahren, warum war es nicht möglich, am erstbesten Haus anzuhalten und dort zu klingeln, dass jemand den Rettungsdienst ruft?
  • Warum war es keine Option, an einer großen Straße zu winken, dass jemand anhält der heutzutage normalerweise ein Handy hat... oder wenigstens einen Führerschein, also dass er fahren kann und nicht du fahren musst?
  • Gab es für dich wirklich klare Anhaltspunkte für die Annahme, dass die Verletzungen akut lebensbedrohlich waren?

Im Grunde kannst du dich nicht mehr auf den rechtfertigenden Notstand berufen, sobald irgendjemand aufzeigt dass du eine legalere Option gehabt hättest.

Die einzige Ausnahme, wann du ohne Fahrerlaubnis Auto fahren darfst, ist wenn eine unmittelbare Gefahr von schwerer Körperverletzung oder dem Tod bevorsteht, die ausschließlich durch das Fahren des Autos verhindert werden kann. Dies gilt dann als übergesetzlicher Notstand. Bei leichter Körperverletzung oder anderen Notständen darfst du trotzdem kein Auto fahren ohne Führerschein. Auch nicht wenn es um eine Millionen Euro geht.