Kurzstrecke im Winter schlecht?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo!

  • Wie du schon richtig gesagt hast, ist ein Auto heute in erster Linie ein Transportmittel bei jedem Wind und Wetter.
  • Die meisten Fahrzeuge, die sich heute auf den Strassen befinden, sind Turbomotore.
  • Fast alle Dieselmotore sind heute Turbodiesel, viele kleinvolumige Benziner sind Turbomotore.

Also keine Seltenheit, sonder die Regel.

Das wirklich Schlechte an Kurzstrecke im Winter ist, dass der Motor nicht auf Temperatur kommt - das gilt aber für alle Motoren - und dass die Batterie wahrscheinlich nicht vollständig geladen wird, auf Grund der vielen Verbraucher bei Kälte.

Den Turbo an sich trifft das nicht unbedingt, da ja auf Grund der auch geringen Motordrehzahlen im Winter (kalter Motor, verhaltenes Fahren usw) der Turbo gar nicht richtig gefordert wird.

  • Sehe da keinen Grund für grösseren Verschleiss bei Turbomotoren. Auf was auch hinauf? Turbodiesel müssten ja im Winter sterben, wie die Fliegen. Und gerade Turbodiesel halten motormässig sehr lange.

Ausser, ich fahre wie ein Vollidiot. Damit kann ich aber jeden Motor ruinieren.

LG Bernd

Hallo, grundsätzlich sind Kurzstrecken für Verbrennungsmotoren Gift. Egal ob Saug.- oder Turbomotor. Da im kalten Zustand (Warmlaufphase) eine größere Kraftstoffmenge benötigt wird, setzt sich immer ein wenig Kraftstoff an den Zylinderwänden ab, vermindert somit die Schmierung und erhöht den Verschleiß. 

Turbo-Motoren leiden unter Kurzstrecken deutlich stärker als es ein Saugmotor tut, erschwerend dazu kommt hinzu das die wenigsten wirklich wissen wie ein Turbo-Motor gefahren werden muss um den Verschleiß zu verringern. Bei längeren Fahrten mit höherer Last (Autobahn) sollte man einen Turbo-Motor auch ein paar Minuten nach laufen lassen ehe man ihn abstellt. Man sollte also z.B. auf der Autobahn nicht erst mit 120km/h + fahren, auf den Rasthof an die Zapfsäule fahren und direkt den Motor ausschalten, das tut keinem Turbo gut. 

Einen Turbo-Motor muss man unbedingt langsam warm fahren und am Ende wieder kalt fahren, beides ist bei kurzen Strecken nicht möglich da er nicht mal richtig warm wird. Fährt man solche strecken sollte man seinen Gasfuß unter Kontrolle halten und wirklich nur behutsam fahren, dann bewegt man sich allerdings auch in einem Drehzahlbereich in dem der Turbo nicht mal richtig zu arbeiten beginnt.

Ein Saugmotor hat ähnliche Eigenschaften denn auch dieser muss erst warm gefahren werden ehe man ihn unter hohe Last setzt, natürlich muss man auch diesen kalt fahren. Der Vorteil ist allerdings das diese Motoren deutlich verschleißärmer gefahren werden können und das Öl relativ gesehen wieder schnell auf normaler Temperatur ist (nach größerer Last). Bei einem Sauger kann man aufs Gas drücken sobald das Öl und das Wasser die richtige Temperatur hat, das geht relativ schnell. Fährt man z.B. einen Turbo-Diesel sollte man um die 30 km fahren ehe man zu sehr aufs Gas drückt. Generell sollte man Turbo-Motoren aber erst ab etwa 30 - 40 km richtig unter last setzen.

Turbo-Motoren halten je nach Fahrweise in etwa 140.000 bis 160.000 km, für gewöhnlich fallen diese aber schon deutlich eher aus da sie einfach falsch gefahren werden. Ich kenne viele die ihren Turbo bereits bei 120.000 und weniger tauschen mussten, auf der anderen Seite gibt es auch solche die den ersten Turbo weit über die 200.000 bringen, das liegt dann aber häufig daran das diese Fahrer wissen wie sie ihren Motor richtig fahren. Das sollte man sich besonders dann im Hinterkopf behalten wenn man sich einen gebrauchten kauft da man nicht wissen kann wie der Vorbesitzer gefahren ist und so kann es relativ schnell zu weiteren kosten kommen wenn der Turbo defekt ist. Diese kosten können zwischen 1.500€ und 3.000€ liegen, je nach Fahrzeug/Hersteller.

Für Kurzstrecke ist ein Sauger deutlich besser geeignet, allerdings kann man sagen das kein Verbrenner mit dauerhafter Kurzstrecke gut umgehen kann das liegt aber nicht nur direkt am Motor sondern eben auch an den ganzen anderen Komponenten die da mit rein spielen.

Consistency 
Fragesteller
 08.11.2017, 18:02

vielen dank für die ausführliche Erklärung!

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theCapsicum  08.11.2017, 18:49

Was für Autos kennst du denn bitte? Das Nachlaufen des Turbos lösen Autos schon länger selbst und es ist im Normalfall kein Problem einen Turbomotor deutlich länger als nur 160.000km zu fahren. 

Steig mal in einen AUDI, VW oder BMW ein. Der Turbo ist da schon seit vielen Jahren nicht mehr das kritischste Teil am Auto.

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olfinger  09.11.2017, 03:17
@theCapsicum

Turbolader sind nachwievor ein deutlicher Schwachpunkt in einem Fahrzeug, das liegt bei neueren Motoren aber zum Großteil am Bediener. Kurzstrecken wie vom Fragesteller gefragt sind für Turbolader ein Todesurteil

Natürlich sind aktuelle Turbo-Systeme nicht mehr so anfällig wie sie noch vor einigen Jahren waren, das aber bedeutet noch lange nicht das man mit einem solchen Motor einfach so fahren kann ohne die Technik im Hinterkopf zu haben. Jeder der sich keine Gedanken darüber macht ist ein willkommener Gast in jeder Werkstatt, braucht sich dann aber nicht wundern wenn dann die Rechnung kommt.

Ein Turbolader kann durchaus seine 200.000 km fahren, das bedeutet aber das dieser auch entsprechend behandelt wird. Jemand der sein Auto ordentlich fährt und pflegt wird damit keine bis nur wenige Probleme haben. Der Otto Normalverbraucher der sich einfach ins Auto setzt und drauf los fährt wird sich irgendwann darüber wundern warum der Bordcomputer einen Motorfehler meldet und in den Notlauf wechselt. 

Zudem sollte man im Hinterkopf behalten das die wenigsten Turbolader die getauscht werden müssen auch tatsächlich einen Defekt haben. Für gewöhnlich werden diese mit relativ geringen Aufwand aufbereitet und als solcher wieder verkauft. Es gibt genug unwissende die sich einen neuen Turbolader andrehen lassen für deutlich höhere kosten anstatt einen aufbereiteten zu nehmen der günstiger, aber nicht weniger schlecht wäre.

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Hallo,

Kurzstrecken sind generell mit hohem Verschleiß behaftet.

Denn der Hauptknackpunkt ist das Motoröl,dieses muss erst einmal seine Arbeitstemperatur erreichen.

Auch wenn heutzutage die Mehrbereichsöle einen großen Temperaturbereich abdecken, also das Motoröl schon recht früh voll wirksam ist, bleibt bei Beginn immer ein Zwischenbereich, wo es nicht ganz so wirksam ist.

Um einen optischen Vergleich dafür zu haben....nimm einmal Magerine aus dem Kühlschrank.Die ist dann noch sehr stabil und du kannst sie nicht gut verteilen, erst wenn sie wärmer wird, ist sie streichzart .

Das gleiche ist auch so mit dem Motoröl.Je kälter es  ist, desto mehr ist es "steif".So kann es nicht alle Schmierstellen schnell erreichen und es kommt zur Reibung Metall  auf Metall.

Erst wenn es durch den wärmer werdenden Motor seine richtige Temperatur bekommt,kann es alle Schmierstellen erreichen und seiner Aufgabe nachkommen.

Genau deswegen soll man ja auch bei kalten Motor hohe Drehzahlen vermeiden, damit der Schmierfilm nicht reißt und es zu einem kapitalen Motorschaden kommt.

Daher Motor starten und sobald er rund läuft ,mit gemäßigten Drehzahlen losfahren.

Anhand des Kühlwasser-Thermometers sieht man dann, wann der Motor seine Betriebstemperatur hat (das ist je nach Fahrzeugtyp  zwischen 3 und 12 Kilometer Fahrtstrecke.

jeder Kaltstart verursacht mehr Verschleiss als Warmstarts, Turbo hin oder her