Sissy ist aktive Frauenfeindlichkeit und für mich damit als Kink für devote, heterosexuelle Männer, die in einer Gesellschaft der Gleichberechtigung aufgewachsen sind, nicht mehr nachvollziehbar.
Kerngedanke bei Sissyfication ist den männlichen Partner dadurch zu demütigen, dass er feminine Kleidung tragen muss. Warum ist sichtbare Weiblichkeit aber überhaupt abwertend? Das ganze Setting funktioniert also nur, solange man das Dasein der Frau grundlegend als minderwertig wahrnimmt, etwas was sich in meinen Augen für modern sozialisierte Subs verbietet. Wenn Sub aber seine Partnerin als gleichwertig oder sogar höherwertig erlebt, ist das Annähern an ihr Geschlecht nicht länger eine Herabwürdigung, sondern Selbsterhebung. Damit landet man aber bei jüngeren Männern bei Femboys.
Femboys haben Freude am Spiel mit den Geschlechterrollen, ohne dabei Weiblichkeit abzuwerten. Das Weibliche wird also nicht als niederwertige verstanden, sondern als gleichwertig. Weiblich verstandene Kleidung tragen zu müssen, ist dann aber auch gleichzeitig eben keine Erniedrigung. Das mancher Femboy trotzdem devot einer Herrin dienen möchte, ist dann für diese Femboys ein individuelles und schönes Gefühl.
Schwierig wird nun das lustvolle Spiel mit weiblichem Äußeren für Männer, die dem klischeehaften Zielbild von Femboys nicht entsprechen, die also nicht androgyn, schmal und eher jung sind. Da gehört Reflexion dabei, was am Spiel mit Geschlechterrollen den Reiz ausmacht. Mit Kommunikation und Offenheit Weiblichkeit als wertvoll zu empfinden, kann auch der Fetisch auf Kleidungswechsel noch immer erfüllend sein. Die Antwort der Pauschalabwertung durch weibliche Kleidung passt aber nicht mehr in diese Zeit.
Der unreflektierte Sissy-Kink ist ewiggestriger Macho-Scheiß.