Krankmeldung gerechtfertigt?
Hallo, in meinem Leben läuft grad alles nicht so richtig. Meine Mutter hat die Diagnose Krebs bekommen (Lebenserwartung 1-2 Jahre) meine Freundin hat sich heute getrennt und in der Arbeit läuft es ebenfalls absolut schlecht. Überstunden Stress etc. Ich schaff es psychisch nicht.. ist da eine Krankschreibung gerechtfertigt?
8 Antworten
Ich würde an deiner Stelle erstmal probieren deine Überstunden weg zu bekommen, du hast letztlich auch Anspruch auf deine Stunden. Du solltest dir dafür deinen Vorgesetzten schnappen und ihn fragen. Vielleicht kannst du sie ja auch zeitnah nehmen und einfach paar Tage daheim bleiben. Wenn du krank wärst, wärst du ja schließlich auch nicht da (das sag ihm aber nicht so...).
Ansonsten ist eine Krankschreibung natürlich gerechtfertigt, wenn du dich nicht in der Lage fühlst zu arbeiten. Es ist auch eine der Pflichten des Arbeitnehmers auf sich zu schauen, da du die Arbeit ja gut und zur Zufriedenheit Aller machen musst und willst. Das geht nicht, wenn du gesundheitlich (auch psychisch) angeschlagen bist. Außerdem musst du auf dich soweit achten, dass du langfristig auch die vorgegebene Arbeitsleistung weiter bringen kannst.
Wenn das schon länger geht überlege dir doch mal auf Kur zu gehen. Wenn du die letzten 4 Jahre keine gemacht hast, wird das sicherlich von der Krankenkasse genehmigt. Dann kannst du dir 3 Wochen Auszeit vom Alltag und der Arbeit nehmen und gleichzeitig was für deine Gesundheit tun. Ansprechpartner hierfür ist auch dein Arzt, die Kur muss man bei der Krankenkasse beantragen. Sicherlich hättest du gute Chancen, dass du sie genehmigt kriegst. Eine Kur hat auch nicht gleich den "psychischen Touch", den man gerne mal unter Kollegen hat wenn jemand immer wieder mal tageweise krank ist und man merkt, es geht ihm nicht gut. Du könntest ja auch gegenüber dem Arbeitgeber sagen, dass du wegen deines Rückens gehst, weil du seit Kindheit damit immer wieder mal Probleme hast, das müssen die ja dann alles nicht wissen, wenn du das nicht möchtest.
Es gibt hierzulande richtig schöne Kurkliniken, die einem Hotel von der Einrichtung her in nichts nachstehen. Wenn du das mit deinem Hausarzt besprichst und beantragst, musst du so oder so erstmal auf die Rückmeldung warten und viele Kurkliniken haben eine Warteliste (vor allem die richtig Schönen, z.B. an der Ostsee). Also du musst dann nicht gleich die Woche drauf oder übernächste Woche hingehen und es ist ja trotzdem noch nichts entschieden.
Es würde dir sicherlich echt gut tun.
Dann lässt du dich mal 3 Wochen so richtig von der Arbeit gern haben und da das oft vorzeitig bekannt ist, kannst du gleich in der Planung mit deinem Chef reden, dass du die Tage danach nahtlos deine Überstunden nehmen willst. Dann bist du statt 3 Wochen eben 4 Wochen weg, dann ist das auch erledigt. Dann hast du ohne Gehaltseinbußen einen Monat ohne Arbeit und kannst gleich auch diese Zeit sinnvoll nutzen. Und - dein Urlaubsstand bleibt trotzdem der Selbe.
Weil Urlaub sollte man richtig genießen können und nicht psychisch angeschlagen daheim sitzen.
Lieben Gruß
Bevor Du in einen Burnout steuerst, sprich mal mit Deinem Hausarzt. Denn es kann tatsächlich sinnvoll sein, dass er Dich eine Zeit aus der Arbeit rauszieht.
Ja, du kannst dich krankschreiben lassen aber wenn du die Zeit nur damit verbringst, dich zu betäuben oder passiv abzuwarten, wird sich nichts grundlegend ändern. Dann beginnt der Kreislauf bald von vorn.
Krisen sind kein Zufall. Sie sind ein innerer Aufschrei: So geht es nicht weiter. Dein Körper, dein Umfeld, deine Beziehungen.. alles signalisiert dir, dass du stehen bleiben und hinsehen musst.
Wenn du einfach weitermachst wie bisher, verpufft jede Pause. Was du brauchst, ist kein kurzes Ausatmen, sondern eine ehrliche Konfrontation mit dir selbst:
Was willst du wirklich? Was lässt du dir gefallen, das längst über deine Grenze geht?
Wovor flüchtest du, wenn du „funktionierst“?
Schreib dir auf, was du verdrängst. Schreib dir auf, wovon du träumst. Und sei radikal ehrlich: Lebst du dein Leben oder das, was andere von dir erwarten?
Wenn du finanziell etwas Luft hast: Überlege, ob es Zeit ist, ganz auszusteigen und neu anzufangen. Nicht blind kündigen aber bewusst prüfen, was dir deine Lebenszeit wert ist.
Wenn deine Freundin gegangen ist, wenn deine Mutter krank wird dann ruft das Leben: Jetzt bist du dran. Nicht, um dich aufzugeben, sondern um dich zu finden...
LG
Sandy
In akuten Be- und Überlastungssituationen kann dein Hausarzt dir natürlich deswegen auch eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigen! Das ist absolut legitim und ist für die allermeisten Hausärzte auch wirklich keine Seltenheit mehr...
Wichtig ist dabei allerdings, dass man die Zeit zum Durchatmen, die man dadurch gewinnt, neben der Entspannung und Erholung auch dafür nutzt, sich intensiv Gedanken darüber zu machen, was man wie ändern kann, um im Anschluss daran besser mit diesen Belastungen zurecht zu kommen. Und dass man die Lösungen, die man dabei entwickelt, dann auch in die Tat umsetzt.
Nicht alles kann man dabei ändern, das ist klar. Aber in deiner Gemengelage aus Belastungen wäre eben der Job durchaus eine Stellschraube, an der du drehen kannst, wo Veränderungen möglich sind! So, dass du dann in Zukunft nicht mehr in so eine Situation gerätst.
Tut mir sehr leid, insbesondere die Diagnose deiner Mutter. Krebs ist ein A.. chloch.
Ja, wenn Du nicht mehr kannst, dann ist eine Krankmeldung gerechtfertigt. Manche Menschen können sich in solchen Situationen gut durch die Arbeit ablenken, bei anderen geht das nicht.
Ich hatte vor einem Jahr so eine Phase... Ohnehin schon Krise im Job, dann wurde das Haus, in dem ich wohne verkauft der neue Vermieter fing mit Psychoterror an, um uns Altmieter rauszuekeln, was bei dem aktuellen Wohnungsmarkt halt doppelt schwierig ist. Oben drauf wurde eine Geschwulst entdeckt und musste operiert werden, unklar, ob Krebs oder nicht, das hab ich erst nach der OP erfahren können (zum Glück keiner!). Kaum war das Gesundheitliche rum und ich war auf dem Weg, mich zu fangen, starben innerhalb von zwei Wochen zwei Freunde von mir - unerwartet und plötzlich, an Aneurysma und Herzklappenfehler. Ich wollte auch einfach nur eine Pausentaste fürs Leben drücken.
Meine Ärztin hat mit mir alle Optionen durchgesprochen, ich habe Tabletten zur Beruhigung bekommen, weil ich nur noch unter Dauerstress stand und hat mich dann auch krankgeschrieben, weil sie meinte: "An der Stelle können wir grad für Entlastung sorgen. Die anderen Sachen sind schwieriger zu beheben."
Ich war dann vier Wochen krankgeschrieben, danach drei Wochen in meinem geplanten Urlaub, danach ging es auch wieder mit der Arbeit.
Ich denke, Du wirst ein gutes Gespür für Deine Kräfte haben - der Liebeskummer ist eklig, aber wird sich legen. Die Krankheit deiner Mutter ist ein Fakt und gemeinsam Zeit zu verbringen, sich um sie zu kümmern, das sollte Vorrang haben. Mach da keine Abstriche, diese Zeit wirst du nie nachholen können. Arbeiten kannst du noch genug.
Vielleicht kannst du dich ein bis zwei Wochen krankschreiben lassen und dich ein bisschen sortieren für die nächsten Monate. Z. B. mit dem Arbeitgeber reden, dass du konsequent Überstunden abbauen wirst, vielleicht auch temporär Stunden reduzieren willst für die Zeit, in der deine Mutter krank ist.
Gesundheit und Familie gehen vor. Wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit!