Konzentrationsschwierigkeiten beim Üben (Klavier)?

4 Antworten

Vielleicht besteht dein Problem darin das du allgemein zu wenig Zeit zum nachdenken/ für dich hast, da du möglicherweise zu viele Verpflichtungen/ Beschäftigungen hast, die dich beim Nachdenken stören. Ich denke mal das Bedürfnis in verschiedener Dauer und Intensität nachzudenken ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und kann bei dir stärker ausgeprägt sein als bei anderen.


pianogirl393 
Beitragsersteller
 21.05.2025, 20:22

Nee, ich denke echt schon den ganzen Tag nach 😅

Kann halt nur nicht damit aufhören 🙈

Also im Unterricht an sich geht es manchmal, aber eben nicht immer

Mir gefällt dieser Youtubekanal zum Klavierüben sehr gut:

https://www.youtube.com/@torsten-eil-klavier/videos

Der Lehrer erklärt auch, warum Schüler bestimmte Fehler beim Üben machen. Oft sind es Missverständnisse zwischen Schüler und Lehrer oder der Schüler hat eine bestimmte Vorstellung im Kopf, die er nicht äußert, die ihn am Üben hindert.

Mir (Geige) hat es sehr geholfen, Profis und fortgeschrittene Schüler beim Üben zu sehen (da gibt es auf YT auch zig Videos, die man finden kann). Ich hatte auch die Vorstellung, leichte Stücke muss ich schnell durchgehen, damit ich weiterkomme, damit darf ich mich nicht aufhalten, ich muss immer das ganze Stück durchspielen, ich habe nicht genug Zeit, um einzelne Abschnitte zu üben. Ich habe quasi so geübt, als ob immer jemand hinter mir stünde, der sich darüber lustig macht, dass ich noch nicht weit/ gut genug bin.

Es hat extrem lange gedauert, bis ich ohne Stress üben konnte. Ohne Scham, ohne das Gefühl, nach einem Fehler NOCH schneller spielen zu müssen, um den Fehler endlich loszuwerden.

Ich würde dir raten, dich mental auf das Üben vorzubereiten. Schreibe dir einen Übeplan. Schreibe dir verschiedene Übungen auf. Bspw. "Takt 1 sehr langsam spielen, Note für Note, aber in korrektem Tempo. Dann mit korrekter Artikulation."

Ggf. auch nur zwei Noten nacheinander so lange üben, bis die perfekt sind. Stück oder erste Zeile einmal durchspielen, notieren, WAS du verbessern möchtest und WIE und dich dann erst mal auf das WIE konzentrieren. Schwierige Stellen immer wieder isoliert üben, ggf. auch bei jeder Übunssession am Anfang und am Ende. Also, du bleibst nicht bei der schwierigen Stelle hängen, sondern übst sie über Tage immer wieder isoliert, bis sie gut klappt und gehst parallel im Stück weiter.

Du fängst also nicht am Klavier an zu üben, sondern mit einem Blick in deine Notizen: Was ist heute dran?

Mit einer Entspannungsübung - bewusst den gesamten Körper entspannen, ruhig atmen.

Ggf. schaust du vorher ein Video, bei dem jemand langsam eine Stelle übt und verbessert - täglich das gleiche, bis du das wirklich verinnerlicht hast.

Dann setzt du dich ans Klavier und spielst dich erst mal ein! Je nach Lernstand kann das auch nur ein Ton sein, den du ein paar mal im exakten Rhythmus wiederholst oder eine ganz einfache Tonleiter. Danach am besten eine Tonleiter in der Tonart des aktuellen Stückes. Es gibt ganz Bücher (und sicher auch Artikel und Videos) zum Thema "Übungsaufbau". Man muss da von den Profis nicht alles übernehmen, weil die sich oft eine ganze Stunde einspielen, aber man kann Anregungen holen.

Wenn du merkst, dass du abschweifst, mache kurz Pause und nimm dir dann vor ZWEI Töne korrekt zu spielen. Wenn das gut geht, hänge die nächsten beiden an. EINEN Takt. Einen kurzen Abschnitt. Wiederhole den langsam und konzentriert so lange, bis du ihn kannst.

Wenn das mit der Konzentration gar nicht klappt, stelle deinen Handytimer auf 2 min. Übe 2 min einen Takt oder notfalls 2 Töne. In diesen 2 min ist nichts anderes wichtig. Das machst du so viele Male oder Tage hintereinander, bis du diese 2 min konzentriert schaffst. Das ist beim nächsten Mal deine Einspielsektion. Und dann hängst du 2 min und 2 weitere Töne an.

Schraube alles so lange runter, bis du es konzentriert üben kannst. Höre immer auf, wenn du merkst, dass du abschweifst oder verkrampft wirst. Mache dann kurz etwas andres (hole dir ein Glas Wasser oder stelle eine Maschine Wäsche an) und komme dann zum Klavier zurück.

Suche dir ganz einfache Übungen und mache die jeden Tag, bis du sie entspannt und konzentriert durchführen kannst. Ziel ist nicht die Übung an sich, nicht, am Klavier besser zu werden, sondern erst mal diese Entspannung, diese Haltung zu verinnerlichen.

Bedenke: Man lernt leider auch die Haltung mit!

Ich hatte nach einer längeren Pause ohne Lehrer wieder mit der Geige angefangen mit ganz einfachen Etüden. Und ich kam nicht weiter. Das Schwerste war immer die erste, super einfache Etüde, die jeder Schüler nach maximal 4 Wochen hätte spielen können. Täglich übte ich die, und immer verhaspelte ich mich und jedes Mal wurde ich verkrampfte, am Ende schon, wenn ich nur daran dachte.

Ich habe dann einen Cut gemacht und diese Etüde wirklich extrem langsam Ton für Ton mit dem besten Ton gespielt, den ich hinbekommen habe und es so nach und nach geschafft, da wieder durchzukommen. Der Fehler war gewesen, dass ich gar nicht die Etüde geübt hatte, sondern (unbewusst) geübt hatte, mich bei der Etüde total zu verkrampfen, zu stressen, da durchzuhasten und zu hoffen, dass s irgendwie besser würde. Gelernt habe ich dann das Stressen und das Verkrampfen, nicht das Besserwerden.


pianogirl393 
Beitragsersteller
 21.05.2025, 20:38

Bei mir ist das Problem, ich kann mich leider auch ganz gut ohne die notwendige Technik durchmogeln 🥲

Und Töne lerne ich halt relativ schnell.

Sprich ich komme durch, bin nicht zufrieden, weil es an einigen Stellen eben nicht perfekt läuft, hab aber zum Beispiel ne zu schwach ausgeprägte Muskulatur, was den kleinen Finger betrifft, der knickt bei mir einfach weg. Und ich müsste das üben, was aber dann erstmal wehtut. Und ich habe so schon über die Hälfte der Tage Schmerzen beim Üben (zumindest jetzt auf dieses Jahr bezogen). Muss aber auch im Moment 5 Stücke gleichzeitig üben, wodurch mir ein bisschen die Zeit für's Einspielen fehlt

Das Problem ist vermutlich keines des Übens bzw. kein musikalisches. Es ist ein psychisches. Klavier spielen ist Kopfsache. Ist der Kopf nicht frei, klappt es nicht. (Es sei denn, man ist Profi, der unter Stress zu arbeiten gewohnt ist.) Ich habe auch 'zig Baustellen aktuell im Kopf. Die Übeeffektivität leidet enorm darunter. Bekomme den Stress unter Kontrolle. Ablenkungsstrategien und dergleichen. Notfalls professionelle Hilfe, je nachdem was konkret schief läuft. Sobald dein Schlaf wieder ruhiger ist, klappt auch das Üben wieder besser, garantiert.

Alles Gute. lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über fünfunddreißig Jahren.

pianogirl393 
Beitragsersteller
 21.05.2025, 22:22

Oh oh, dann sieht es für die nächste Zeit echt erstmal schlecht aus 🥲

Aber gut, ergibt Sinn 😅

Takte deine Übungseinheiten in Abschnitten von wenigen Sekunden, also:

Takt 1 (4x)

Takt 2 (4x)

Takt 1+ 2 (4x)


pianogirl393 
Beitragsersteller
 21.05.2025, 20:28

Taktweise zerstückelt es aber zu sehr. Also hab zwar auch paar Stellen, an denen ich Technik üben muss, aber selbst da wäre es sehr schnell langweilig, wenn ich es so arg unterteile. Und für Ausdruck funktioniert das ja gar nicht (insgesamt auf's Gesamtbild des Stücks bezogen)