Können sich Dynamiken wie in der NS-Zeit heute wiederholen?
Die NS-Zeit ist lange hinter uns und die Schrecken dieser Zeit werden in Geschichte und im TV gelehrt, zum einen dass sich diese Zeit nicht wiederholt und zum anderen, dass sie nicht in Vergessenheit gerät - soweit so gut und man kann nur hoffen dass sich sowas nicht wiederholt.
Doch ich frage mich: Wenn heute wieder jemand auftaucht, der verspricht dass die Wirtschaft, der Lebensstandard und die Probleme der Menschen beseitigt werden - würden die Menschen wieder darauf hereinfallen?
Oder wäre es auch möglich wieder einen Sündenbock wie die Juden damals zu definieren und gleichermaßen Hass zu schüren? - Die Zeit von Corona, als galt "Geimpft gegen Ungeimpt" haben mich da teilweise erschaudern lassen, als Familien, Freundschaften aufgeben wurden, weil man sich von der Politik instrumentalisieren ließ und mit dem anderen nichts mehr zu tun haben wollte. Von der Politik gegebene und verdrehte Wahrheiten (welche sich mittlerweile als Unwahrheiten herausgestellt haben) wurden als Grundlage für den Hass und Ausgrenzung der Mitmenschen genutzt.
Ich dachte auch lange Zeit, dass es in der heutigen aufgeklärten Gesellschaft ja nicht möglich sein sollte, dass wir wieder soweit kommen, doch zum einen die Corona-Zeit als auch der stark erstarkende extremistische Rand Links als auch Rechts, welcher den Menschen die Lösung aller Probleme verspricht lassen mich stark daran zweifeln, dass Menschen aus der NS-Zeit gelernt haben - im Gegenteil: In Zeiten von Social-Media war es nie leichter Menschen gegeneinander aufzuhetzen, zu emotionalisieren und einen Sündenbock darzustellen...
Die gefühlte Aufgeklärtheit und Erhabenheit über diese Zeit und Dynamik ist denke ich eine gefährliche Illusion
Seht ihr das ähnlich?
11 Antworten
Oder wäre es auch möglich wieder einen Sündenbock wie die Juden damals zu definieren und gleichermaßen Hass zu schüren?
Die NSDAP war auch eine Partei der Verschwörungstheorien. Solche Parteien haben wir auch heute, zwei davon sogar im Bundestag.
Die Leute schaffen es doch nichtmal, sich die Politik und die politischen Verantwortlichen der letzten Jahrzente zu merken, wie sollen sie es dann auf die Reihe kriegen, die gesellschaftliche Erfahrung, die vor ~7 Dekaden gemacht wurde, in ihre Haltung, Meinung, Gesinnung einfließen zu lassen?
Man sieht doch aktuell sehr gut wie empfänglich die Leute für Propaganda, Feindbilder, Polarisierung und Hetze sind. Genau damit hat das Ganze damals angefangen. Eingebettet in ein sowieso schon vorhandenes klima des Antisemitismus. Heutzutage wäre es dann nicht die Juden, sondern die Flüchtlinge, Migranten oder Muslime.
Ich muss nicht lange darüber sinnieren, um feststellen zu können, dass eine solche Entwicklung sich in Deutschland problemlos in dieser Schärfe wiederholen kann. In vielen anderen Ländern der Welt gibt es artverwandte Entwicklungen, die als zusätzlicher Katalysator dienen können:
"Die anderen machen es doch genau so, dann können wir das erst recht!"
Ah stimmt. Trump hats ja vorgemacht mit seinen krassen Drohungen in Richtung seiner politischen Gegner.
Während der NS-Zeit wurde ein gewaltiger Manipulationsapparat geschaffen, um Menschen von ihren politischen und moralischen Werten zu entfremden. Die Idee des "Volkskörpers", bedroht von äußeren Feinden, das Schaffen eines gemeinsamen Feindbildes und die Suche nach einfachen Lösungen für tiefgehende Krisen, all dies wurde geschickt genutzt, um die Massen zu beeinflussen. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme der 1920er Jahre machten viele empfänglich für die Versprechen einer neuen Ordnung. Heute stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen wie wirtschaftliche Unsicherheit, hohe Arbeitslosigkeit, Inflation und die Auswirkungen der Globalisierung, die politische Bewegungen und populistische Parteien fördern.
In der Corona-Pandemie haben wir gesehen, wie schnell sich Gesellschaften entlang polarisierten Linien spalten können. Die Spaltung zwischen "Geimpften und Ungeimpften" hat tiefe Risse in der Gesellschaft sowie in Familien und Freundschaften hinterlassen. Ein moralischer Sündenbock wurde geschaffen, der für die Krise verantwortlich gemacht wurde. Diese Mechanismen, die Erzeugung von Angst, das Betonen von Unterschieden und das Erfinden von Feindbildern, sind auch heute noch so möglich wie damals. Doch unabhängig davon, wie sich die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten entwickeln, gibt es wesentliche Unterschiede zur NS-Zeit. Heute leben wir in einer offeneren, global vernetzten und demokratischeren Welt. Die internationale Gemeinschaft und die europäische Integration wirken als Schutzschild gegen extremistische Bestrebungen, da viele Staaten auf gemeinsamen Werten wie Demokratie und Menschenrechten basieren.
Was uns von der NS-Zeit unterscheidet, ist, dass wir heute besser darauf vorbereitet sind, auf diese Bedrohungen zu reagieren. Die Aufklärung über die Gefahren von Hass, Extremismus und Rassismus ist stärker im kollektiven Bewusstsein verankert. Wir müssen jedoch wachsam bleiben. Politische Institutionen, Bildung und die Zivilgesellschaft spielen eine entscheidende Rolle, um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken. Doch deine Besorgnis ist berechtigt. Die Geschichte zeigt, dass politische und gesellschaftliche Dynamiken von vielen Faktoren beeinflusst werden, von Krisen über Ideologien bis zu menschlichen Schwächen. Unsere aufgeklärte Gesellschaft schützt uns nicht davor, Fehler zu wiederholen. Im Gegenteil, es liegt an uns, aus der Vergangenheit zu lernen und kontinuierlich darauf zu achten, dass alte Fehler nicht erneut gemacht werden.
LG aus Tel Aviv
"Was uns von der NS-Zeit unterscheidet, ist, dass wir heute besser darauf vorbereitet sind, auf diese Bedrohungen zu reagieren. Die Aufklärung über die Gefahren von Hass, Extremismus und Rassismus ist stärker im kollektiven Bewusstsein verankert."
Ich mache regelmäßig die Erfahrung, dass ich die Leute aus entsprechenden Kreisen nicht mehr mit Rationalität, Argumenten und seriösen Quellen überzeugen kann. Ich betrachte das Ganze daher weitaus pessimistischer.
Diese Aussage betrifft auch nicht die Menschen mit dem Bewusstsein für Rechtsextremismus, sondern die Gegenseite!
Okay? Damit kann ich mir aber nicht die wachsende "Gefahr" durch die Afd und deren medialen Anhang erklären.
Dummheit ist zwar nicht vererbbar, wird dennoch aber nie aussterben!
Solche Dynamiken können sich leider immer wieder wiederholen.
Krieg gegen die eigene Art begleitet die Menschen seit eh und je.
Was sie bisher daraus "gelernt" haben, ist eher katastrophal als vorbildlich.
Sozialverhalten: eher Note 5-6.
Überlebenschance: Note ?
Wer der heute in Deutschland Lebenden (ausgenommen vielleicht die hierher Geflüchteten) weiß noch aus eigener Erfahrung vom Leid, das Krieg mit sich bringt?
Was man persönlich nicht kennt, schätzt man vielleicht falsch ein. Und denkt sich aus seiner friedlichen Bubble heraus, dass es "mal wieder an der Zeit wäre" für Veränderungen / Verbesserungen, "für uns / das Volk", sich das, was gerade nicht so dolle ist, "nicht einfach so gefallen zu lassen" usw.
Unzufriedenheit nährt den Wunsch nach Veränderung.
Bin ich in meinem Paradies nicht mehr alleine, fühle ich mich schnell belästigt und will die vermeintlichen Störenfriede verjagen - natürlich nur, um wieder in Ruhe und Frieden in meinem Paradies weiterleben zu können.
Diese Verhaltensweisen haben sich in tausenden von Jahren leider nicht verändert.
Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie klug so eine Denkweise ist.
Was die "Verarbeitung der Vergangenheit" betrifft:
Hochmut kommt vor dem Fall.
Ich erschrecke über Berichte von Menschen, die Krieg (NS-Zeit und andere) erlebt haben und frage mich, welcher "Virus" die Menschheit da befällt und ob die meisten Menschen wirklich so leben wollen.
Ich fand es auch erschreckend, was menschlich in der "Krisenzeit Corona" passierte.
Und ich finde es erschreckend, was in der "Krisenzeit jetzt" (obwohl ich die "Krise" nicht wirklich definieren kann und demzufolge das Massengejammer nicht ganz verstehe) menschlich so alles passiert.
Demut wäre angebrachter.
Und solche Verhaltensweisen wie Dankbarkeit, Anteilnahme, Hilfeleistung, Achtung, Respekt und Ehre.
Das würde vor schlimmer Zukunft besser schützen.
Bauernfängerei hätte dann weniger Chancen.
Wir sind doch nicht blöd - oder?
sind wir wirklich eine so aufgeklärte Gesellschaft ?
ich bin da nicht überzeugt
wir alle sind anfällig für Neuigkeiten und Sensationen, sofern diese uns entsprechend präsentiert werden - kleines Beispiel die Dubai-Schokolade und in früheren Zeiten die Hula-Hoop-Reifen - jeder musste sie plötzlich haben, egal was es kostet : ganz nüchtern betrachtet kommt man aber ganz gut auch ohne sie aus oder?
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und jetzt nimm mal an, die Lebenssituation in DE verändert sich, es droht Arbeitslosigkeit, keine Wohnungen, Altersarmut, alles keine rosigen Aussichten und plötzlich kommen ein paar "Weltretter", die uns verkünden, die momentanen Politiker taugen allesamt wenig und sind schuld an der Misere, aber sie, die "Weltretter" haben das einzig richtige Konzept für eine bessere Welt:
wen würdest du wählen, wenn du bereits selber mit all den negativen Fakten Bekanntschaft gemacht hast, die ich oben genannt habe ?
die Antwort darauf ist wohl überflüssig - und ausgesprochene Warnungen, Aufklärungen und Belehrungen nützen da gar nichts - Strafanzeigen übrigens auch nicht
Und natürlich die bösen bösen Grünen.