Kind weint ständig?

mxriq  23.07.2022, 00:59

Wie alt ist dein Sohn?

Juju25927 
Fragesteller
 23.07.2022, 01:01

2 jahre

3 Antworten

Ich würde das vorsichtshalber mal dem Kinderarzt vortragen. Vielleicht gibt es irgendeine Störung, die dafür verantwortlich ist und auf die man speziell reagieren muss.

Es könnte aber auch schlicht sein, dass deine Versuche, ihn zu trösten, die Sache hinauszögert. Dass er - unbewusst! - immer weiter weint, weil er dann seinen Willen bekommt oder mehr Aufmerksamkeit.

Versuche mal, einmal kurz freundlich zu erklären, was Sache ist und dich dann etwas zu entfernen. Nicht ihn komplett alleine zu lassen, aber etwas weiter weg zu gehen, ihn nicht die ganze Zeit anzusehen, so dass er sich alleine beruhigen kann und merkt, dass Weinen keine Aufmerksamkeit bringt. Wenn er sich etwas beruhigt hat, gehe zu ihm, nimm ihn in den Arm, rede und spiele mit ihm. Gib ihm aber NICHTS, das du ihm vorher nicht gegeben hättest. Demonstriere ihm nicht, dass Weinen dazu führt, dass er vorher Verbotenes jetzt doch bekommt.

Versuche, Situationen, in denen es oft zum Weinen kommt, im Vorfeld zu entschärfen. Ihn abzulenken mit Spielen, Aktivitäten, Fragen, Geheimnissen/ Neugier (du kannst einfach irgendetwas aus dem Alltag nehmen und fragen, was das wohl sein kann, was dann wohl noch passiert, was ihr wohl noch später am Tag machen werdet, wer noch zu Besuch kommt usw.).

Schreibe dir selbst mal in kleinen Tabellen auf: Sohn weint. Was passierte direkt vorher, was während des Weinens, wann hört er auf (ABC-Analyse).

Verfolge diese Tabelle über mehrere Tage bis Wochen. Sei ehrlich, keiner außer dir liest sie!

Beispiel: Vorher: Sohn spielt und fragt nach Kuchen oder einem bestimmten Spielzeug. Du sagst, dass es jetzt keinen Kuchen gibt oder du nicht weißt, wo das Spielzeug ist. Sohn weint. Währenddessen: Du nimmst ihn in den Arm, versprichst oder holst ihm den Kuchen oder das Spielzeug. Oder: Du nimmst ihn in den Arm, fragst, warum er weint, versuchst, ihn zum Singen zu animieren, gibst ihm schließlich den Kuchen oder das Spielzeug.

Hinterher: Sohn hört auf zu weinen und spielt/ isst.

Wenn du Muster siehst - z.B., dass der Sohn aufhört, wenn er bekommen hat, was er wollte, oder du verschiedenes probierst und er lange nicht aufhört, oder bestimmte Methoden manchmal beim ersten Mal, manchmal gar nicht, manchmal erst nach längerer Zeit funktionieren, machmal nur in Kombination - versuche, Schlüsse daraus zu ziehen. Probiere beim nächsten Mal nur EINE Methode. Warte etwas. Gib ihm nicht am Schluss, oder, damit er aufhört, das wonach der gefragt hatte.

Teste auch mal verschiedene Warteperioden. Sohn weint. Ich reagiere erst nach einer Minute. Ich gehe kurz raus und hole etwas aus dem Wohnzimmer. Weint er immer noch? Weint er dann länger oder kürzer als vorher? Was passiert, wenn du da bleibst, nichts machst oder sagst und einfach neben ihm sitzt? Beruhigt er sich eher oder steigert er sich rein?

Die Balance ist, Nähe zu bieten, also nicht mit Abwesenheit zu bestrafen, aber nicht das Weinen unabsichtlich zu fördern, indem er vor allem dann etwas bekommt, wenn er weint. Sei das eine Erlaubnis, eine Sache, Aufmerksamkeit, Spiel, körperliche Nähe usw. Wenn du durch deine Notizen diese Vermutung hast, versuche, diese Sache bewusst in Abwesenheit des Weinens zu bieten. Er hört auf, wenn du ihn umarmst? Umarme ihn vor allem dann, wenn er nicht weint. Er hört auf, wenn du ihm etwas gibst? Gib ihm das im Vorfeld, bevor er fragt, sage ihm, wie er es bekommen kann (also: Wir spielen immer nach dem Frühstück damit. Wir machen das immer, wenn wir raus gehen. Eis gibt es immer am Sonntag nach dem Mittagessen. Usw. ).

Natürlich braucht man dafür viel Geduld und es wird sich nicht von heute auf morgen ändern.

Wenn dir kein Muster auffällt und der Arzt auch nichts festgestellt hat, überlege mal, ob der Sohn irgendwie überfordert ist, überreizt, ob er Schmerzen haben könnte oder anderes Unwohlsein.

Vermeide, ihm beim Weinen alles nacheinander anzubieten: Umarmen, Tee, Saft, Musik, Spielzeug, Rausgehen, Kuscheln. Das führt dann dazu, dass er immer weiter animiert wird, zu weinen und dich als hilflos erlebt (Sicherheit wird reduziert).

Du kannst aber mal testen, ihn aufzumuntern. "Ooh, das hat jetzt nicht geklappt? Wir probieren es noch mal zusammen!" "Ooh, das ist ja traurig! (Oder: Das würde mich auch ärgern!) Aber heute Abend/ morgen können wir X probieren...!")

Aber versuche halt nicht, seinen Weinen sofort auf Knopfdruck abzustellen. Er hat keinen Knopf. Du bist nicht für seine Gefühle verantwortlich. Die darf er auch mal eine kurze Zeit lang aushalten.

Lass die Kirche mal im Dorf, das gehört zur trotzphase, kenne das zu gut von meinem Sohn 22 Monate

Da musst du durch.

Alle Kinder versuchen irgendwann, sich auf diese Art durchzusetzen. Je öfter du dem nachgibst, desto hartnäckiger wird er das versuchen.

Wenn du einmal Nein gesagt hast, solltest du dabei bleiben und auch durch Weinen nicht einknicken.

Jetzt ist er noch klein, das kann man handeln. Wenn er mal größer ist und nicht gelernt hat, das nicht alles nach seinen Wünschen läuft, hast du ein richtiges Problem.

Also lieber jetzt konsequent bleiben.