Kennt jemand ein schwäbisches Gedicht oder Lied, in dem viele Eigenarten dieses Dialekts vorkommen?
Z. B. oi statt ei, scht statt st, spezifisch schwäbische Wörter wie Gsälz.
3 Antworten
Ouf de schwäbsche Eisebahne
Dialekt: BW-Schwäbisch, Mundart: Ulm
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1 / Ouf de schwäbsche Eisebahne
wollt amal a Böyèrlé fahre,
goht an Schalter, lùpft de Huèt:
"Oi Billettle, sénd so guèt."
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala.
Goht an Schalter, lùpft de Huèt:
"Oi Billettle, sénd so guèt."
.
2 / Eine Geiß hot er sich kaufet,
und dass die ihm nèt entlaufet,
bindet sie de guète Maa
hinde an de Waage aa.
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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3 / "Böcklè, tuè nur woidlé springe, (= schnell)
's Fuèter werd i dir scho bringe!"
Setzt sich zu seim Weible naa
und brennt's Tabakpfeifle aa.
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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4 / Ouf de nèggschtè Statione,
wo er will sei Böcklè hole,
findt er nur no Kopf und Soil
an dem hintre Wagetoil.
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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5 / Do kriegt er en grosse Zornè*,
nimmt de Kopf mitsamt dè Hornè,
schmeisst en, was er schmeisse ka,
dem Konduktör an Ranzèn aa:
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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6 / "So, du kaasch de Schaade zahle,
warum bisch du so schnell gfahre!
Du alloi bisch schuld dara,
dass i d'Goiss verlaure ha!"
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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7 / So, jetz wär dès Liedlè gsunge,
's hätt' euch wohl in d'Ohre klunge.
Wer's no nèt begreife kaa,
fang’ nomol von vorne aa!
Rulla, rulla, rullala, Rulla, rulla, rullala ...
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*korrekt wäre „Zoorè“
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Worte (nach 1850): Aus der Region Bodensee-Oberschwaben (BW, de), nach der Eröffnung der Linie Heilbronn – Stuttgart – Friedrichshafen, 1850 / Mundart: Ulm (BW, de), nach Rosemarie Burri-Klaphake, 21.05.2004
Weise (um 1850): Nach einem Basler Soldatenlied / https://www.youtube.com/watch?v=KsXAZfO5e6k
Uf am Lichtastei‘
1 Ihr liabe Leut, jetzt geant amol Acht,
Am Sonndich han i a Ausflügle gmacht,
Uf d’Alb ond zwar uf da Lichtastei,
Den muaß mr gseha han, kotz keida-nei.
2 Mr muaß aber schwitza, und et so domm,
Vor lauter Krebsla wirst lahm ond kromm,
Mi keits jo et, daße nuf gange bee,
Dui Aussicht selt doba, ischt oizich schee.
3 Wer ‘s erschtmol des sieht, isch oifach a’weg,
I schneid aber et uf, des sag i keck,
A jedes, wo nufkommt, hot z’erscht koine Wort,
No aber lauft s‘ Maulwerk, je nôch dr Sort.
4 De oine deants laut, de andere leis,
Oinich send älle, sei ebbes fei‘ s,
I han mi alloi uf a Bänkle na’gsetzt,
Ond hälenga ufbaßt, was älles wird gschwätzt.
Da hat's noch mehr Strophen davon:
http://gv-lichtenstein.blogspot.com/2018/05/schwabisches-gedicht-aus-den-1920er_21.html
Das Schloss Lichtenstein ist ein kleines, aber sehr hübsches "Märchenschloss" etwas südlich von Reutlingen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Lichtenstein_(W%C3%BCrttemberg)
"hälenga" = heimlich
Dialekt: BW-Schwäbisch; Mundart: Lichtenstein, Gemeinde im Landkreis Reutlingen
Hallo,
das hier: https://www.youtube.com/watch?v=BiawtR_Hsck
(Auf de schwäbsche Eisebahne)
AstridDerPu