Kann mein Chef mich zu Überstunden zwingen?
Hallo liebe community.
Ich bin volljähriger Elektriker Auszubildender im 2 Lehrjahr.
Mein Thema beinhaltet gleich 2 Fragen:
Ich bin mit meiner Firma fast nur auf Montage. Ich würde aber auch mal gerne öfters heimatnah den Kundendienst kennenlernen da ich oft bei einfachen handwerkliche arbeiten in der Schule scheitere da ich einfach kaum an so einfache Arbeiten komme wie z.B Steckdosen anschließen.
Ich weiß mein chef hat eine Pflicht mich auszubilden, aber mal das weg gelassen. Kann ich mich als azubi auch ganz allgemein weigern auf Montage zu fahren?
2. Nach teilweise 10,5 Stunden unterwegs will mein chef oft das ich noch arbeiten an der firma erledige wie das auto sauber zu machen.. finde ich auch in ordnung da ich denke das gehört zur Ausbildung dazu, da meine gesellen aber sehr viel Einfluss auf meinen chef haben, lassen sie mich oft mehrere Autos alleine sauber machen, oder ich muss den Müll komplett zerkleinern und weg schmeißen und das alles nach der Montage. Es ist auch so das alle von Montag bis Donnerstag auf Montage sind und alle Freitag frei machen. Aber teilweise zwingt mein chef mich den Freitag dann auch noch zu kommen. Als ich mich einmal geweigert habe hatte er mir mit einer Abmahnung gedroht. Ist das alles richtig?
Ich entschuldige mich für den langen Text aber das macht mir alles ein bisschen Sorgen da mir das echt zu viel wird. Ich hoffe jemand der sich auskennt hat die Zeit sich das genau durchzulesen und einzeln zu beantworten.
Vielen vielen Dank jetzt schonmal für alle Antworten.
6 Antworten
Führen ein Tagebuch über deine Mehrarbeit! So das es jeder mitbekommt. Ein guter Chef wird die Botschaft verstehen.
Sollte es zum Bruch mit deinem Chef kommen hast du nichts in der Hand um die mehrstunden einzufordern.
Wenn du es nicht machst, dann macht es ein anderer, denn davon hängt der Erfolg der Firma ab, dass Arbeiten erledigt werden. Da mußt du dich als Teamplayer verstehen. Natürlich kannst du auf deinen Rechten bestehen, nur: warum sollte dich der Chef dann nach der Ausbildung übernehmen, wenn du nicht bereit bist, "mehr" zu leisten?
Du hast hier aussagekräftige Antworten bekommen. Scheue dich also nicht, deine Rechte auch geltend zu machen. Manche Firmenchefs und Kollegen denken nämlich wirklich immer noch und immer wieder, dass ein Auszubildender der Trottel vom Dienst ist. Und solche Experten brauchen dann (wieder) mal einen gehörigen Dämpfer.
Ich bin bereit mehr zu leisten. Aber ich werden halt oft, als billige Arbeitskraft abgestempelt. Ich werden nicht gefragt: " hey könntest du mir am Freitag vielleicht helfen" sonder komm Freitag 6uhr Autos sauber machen. Das hat nichts mit mehr Leistung zu tun...
Autos sauber zu machen hat auch nichts mit der Ausbildung zu tun, außer vielleicht man macht eine Ausbildung in einer Waschanlage ...
Volljährige Auszubildende können andere Arbeitszeiten haben. Überstunden darf ein Azubi über 18 Jahren aber ebenfalls nur bedingt machen. Die tägliche Arbeitszeit darf in der Regel nicht länger als acht Stunden betragen. Handelt es sich jedoch nur um eine zeitlich begrenzte Regelung, kann die tägliche Arbeitszeit für volljährige Azubis auch auf zehn Stunden heraufgesetzt werden.
Was tun als Azubi gegen Überstunden?Liegt keine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Azubi bei Überstunden vor, findet das Berufsbildungsgesetz Anwendung. In § 17 heißt es dort:
Eine über die vereinbarte regelmäßige tägliche Ausbildungszeit hinausgehende Beschäftigung ist besonders zu vergüten oder durch entsprechende Freizeit auszugleichen.“
Häufig können Auszubildende die Überstunden laut Arbeitsrecht sogar noch geltend machen, wenn das Ausbildungsverhältnis bereits beendet wurde. Damit es jedoch gar nicht erst so weit kommt, sollten Sie sich als Azubi bei Stunden, die mehr gearbeitet wurden, folgende Tipps zu Herzen nehmen:
- Notieren Sie sich immer genau, an welchem Tag, wie lange und womit Sie Ihre Stunden Mehrarbeit verbracht haben. Viele Arbeitgeber überprüfen mehrgearbeitete Stunden ihrer Lehrlinge nicht und wissen aus diesem Grund auch nicht Bescheid.
- Haben Sie keine Angst, als Azubi die Überstunden bei Ihrem Vorgesetzten anzusprechen. Er hat die Pflicht, die gesetzlichen Vorschriften zu beachten und darf Ihnen nicht aus heiterem Himmel kündigen, weil Sie ein unliebsames Thema angesprochen haben.
- Mehrgearbeitete Stunden müssen in jedem Fall den Inhalten Ihrer Ausbildung dienlich sein. Werden Sie über Ihre normale Arbeitszeit hinaus mit Tätigkeiten betraut, die der Ausbildung fern sind, müssen Sie diesen nicht nachgehen.
- Als Azubi müssen Sie Überstunden in der Regel gar nicht machen. Wird die Arbeitszeit trotzdem überschritten, muss dies in jedem Fall auf freiwilliger Basis geschehen. Außerdem muss ein Ausbilder im Betrieb anwesend sein und Sie betreuen.
Azubi-Überstunden: Zulässig oder nicht? - Arbeitsrecht 2021
Wenn dein Chef nicht einsichtig ist, wende dich an die Handwerkskammer. Die können deinen Chef etwas Druck machen, und ihn darauf hinweisen, dass er sich an entsprechende Gesetze zu halten hat.
Mein chef vergütet teilweise auch nur die Hälfte oder gar keine Fahrzeit da er oft nicht richtig kalkuliert .. ist das denn auch richtig?
Auch wenn ich nicht fahre?
Und ich werde auch teilweise dazu gezwungen zurück zu fahren weil die gesellen keinen Lust haben.
Ehrlich gesagt, dein Arbeitgeber ist ein typisches A....loch, der wahrscheinlich nicht nur Azubis ausbeutet, sondern noch andere Gaunereien ausübt - sage ich dir als ehemalig langjähriger ltd. Angestellter und als Arbeit gebender Unternehmer!
Er hat nur die Denkweise, dass Lehrlinge das für ihn arbeiten sollen, was andere nicht tun wollen, weil es nicht zur ihrem Beruf UND deinem Beruf gehört. Dazu sagt man dann: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!"
- Such dir ein anderes Unternehmen, dass zu deiner Ausbildung geeignet ist. Lass dir dort einen ordentlichen (!!) Arbeitsvertrag geben, unterschreibe ihn für deinen Ausbildungsplatzwechsel: Das Auto putzen ist eindeutig ausbildungsfremd, es könnte aber im Arbeitsvertrag als zusätzlich dir zu vergütende Leistung stehen, wenn du damit einverstanden bist.
- Dann erst kündigst du bei dem A. fristlos, "weil das Vertrauensverhältnis zu ihm nicht mehr gegeben ist, weil er dich um Lohn betrügt und ausnutzt."
- All das schreibst du der IHK mit der Erklärung deiner Frage dazu.
- Wenn du von ihm weg bist, schickst du dasselbe an den Zoll/Finanzamt. Da liegt nämlich auch noch der Verdacht der langjährigen Steuerhinterziehung vor, weil er dir ja nicht genug Lohn bezahlt. Vermutlich gibt es auch den typischen Sozialversicherungsbetrug.
Die beruflichen und staatlichen Behörden müssen ihm erst ´mal den Hintern abfackeln, dann wird er sich an deutsche Gesetze halten - oder muss seinen Laden wieder schließen. Vor Gericht weinen solche Typen dann all zu oft, sie hätten ihr strafbares Verhalten doch gar nicht gewusst. Die Richter sind glücklicherweise da wenigstens gnadenlos geworden, es gibt nämlich zu viele A.l... als Arbeitgeber.
Sei intelligent und tapfer! Immer wieder werden dir solche Typen begegnen - auch als Kunden deiner Arbeit.
PS: Ich habe nach 20 Jahren Abteilungsleiter gekündigt, weil ich die Betrügereien meines Chefs nicht mehr mittragen konnte, sie wuchsen und wuchsen. Immer mehr Mitarbeiter meldeten seine Machenschaften. Schließlich traf er mich nach seiner Gerichtsverhandlung zufällig wieder. Da beschimpfte er mich lauthals, dass meine gerichtliche Aussage allein ihm schon 300´000 Euro gekostet hätte. Ich erwiderte nur: "Sie sind der verurteilte Verbrecher! Das haben Sie schriftlich vom Gericht! Ich dachte, Sie können lesen! Auf Nimmerwiedersehen!"
Vielen Dank für diese ehrliche Antwort! Ich muss zugeben ich scheu mich noch etwas vor einem Wechsel da ich jetzt ins 3. Komme und durch das eine Jahr mir jetzt nicht den Lebenslauf "kaputt machen" möchte und ich allgemein jemand bin der das auch gerne durchzieht auch wenn es hart ist. Gerade wegen der aktuellen Pandemie einen Lehrling anzunehmen der dann erst nochmal in der probezeit ist sehr riskant und könnte mir einiges kaputt machen.. aber ich habe bereits überlegt diese ganzen dinge aufzuschreiben und diese nach der Ausbildung an die von dir genannten Instituten zu senden un zukünftige azubis zu schützen. Hast du da einen Tipp wie ich das genau machen soll? Und soll ich auch immer die ganzen unbezahlten arbeiten wie Fahrzeit aufschreiben?
Jeder junge Mensch gerät in seiner Arbeitswelt in den Konflikt: Spiele ich bei all den Gaunereien des Chefs, die ich kenne, mit oder versuche ich immer, mich von ihnen fernzuhalten? Petze ich wie in der Schule einem Stärkeren oder kämpfe ich selbst gegen den Gauner?
Und jeder Mensch ist darin verschieden. Also weiß auch ich die persönliche Lösung für dich nicht. Du musst sehr stark sein, weil du auch vielen dummschwätzenden Anpassern und Drückebergern Schaden zufügen könntest.
Wenn du deinen fehlenden Lohn per Prozess zurückfordern willst, solltest du nicht nur alle Stunden mit Arbeitsinhalten aufschreiben, sondern auch von mindestens einem Zeugen als "real stattgefunden" unterschrieben lassen. Nur das ist wichtig für das Arbeitsgericht und so für ein richtiges Urteil in deinem Sinn.
Aber lass dich unbedingt vorher bei der Beratungsstelle deines Arbeitsgerichtes genau aufklären. Besser ist bei Lohnstreitigkeiten IMMER, wenn es einen außergerichtlichen Kompromiss ergeben kann: Also dem Arbeitgeber zum richtigen Zeitpunkt legitim drohen, so dass er nach eigener Beratung den Schwanz einziehen und dir alles Rechtmäßige umgehend bezahlen wird - und so endlich aus deinem Leben verschwindet.
Viel Erfolg!
Mehr als 10 Stunden geht auch für Nichtauszubildende nicht. Dein Chef hat einen Auszubildenden als billige Arbeitskraft eingestellt. Wende dich an die Handwerkskammer
Und jetzt erklärst du nur noch, warum nur ER als Auszubildender und der Rest des TEAMS schaukelt sich derweil die Eier.
TEAM heißt zwar in der lustigen Übersetzung Toll, Ein Anderer Machts, aber in der Praxis sollte TEAM bedeuten, dass JEDER mal gewisse Neben-und Dreckarbeiten macht.