Kann man mit genügend Zorn selbst einen viel stärkeren Feind besiegen?

Mit Zorn erreicht man gar nichts. Durch Zorn wird man schwächer und angreifbarer für das Gegenüber. Zorn bremst dich nur aus.

Wenn man einen stärkeren Gegner bezwingen will, muss man vor Allem Ruhe bewahren und klüger sein. Durch Zorn wird man stumpfsinnig und geht nicht mehr taktisch vor. Man verkrampft sich und kann nicht mehr bestimmen, was man als nächstes tut. Wie mit dem Kopf durch die Wand.

Natürlich kann man seine Wut und Aggressionen nutzen, um Power und Energie frei zu lassen. Auch in einem Kampf. Das Problem ist, dass man dadurch unkontrolliert handelt und man keinen Überblick mehr über die Situation mehr hat. Man weiß nicht, wann Schluss ist.

Man kann Kraft nur in den seltensten Fällen mit noch mehr Kraft begegnen. Leichter ist es, wen man Kraft ( also Energie) fließen lässt. Energie existiert immer und kann nicht einfach gelöscht werden. Daher ist es schlauer, die Energie fließen zu lassen. Entweder ins Leere, oder zurück zum Gegner.

In der Kampfkunst wird dieses Prinzip so gut wie immer genutzt. Auch in Kampfsportarten wie MMA, wo der einfache Zuschauer nur sieht, wie sich augenscheinlich 2 Leute nur mit Kraft begegnen. Doch es ist anders. In vielen Techniken ist das umleiten der Energie der ausschlaggebende Punkt.

Doch um solche Techniken ausüben zu können, muss man weich sein. Man muss entspannt sein. Durch Zorn wird man verkrampft und durch Verkrampftheit steigt die eigene Aufwendung von Energie und Kraft.

Daher ist Zorn nicht gut für den Kampf.

Zorn ist kein Vorteil.
Es gibt eine Anekdote über Musashi (den berühmten japanischen Schwertkämpfer): Er hatte sich zum Duell mit jemandem verabredet, der ihm zu dem Zeitpunkt an Können noch weit überlegen war. Absichtlich ließ Musashi ihn einen halben Tag warten, als er dann auftauchte war sein Gegner vor Zorn so außer sich, dass er nicht mehr konzentriert kämpfen konnte und Musashi ihn somit besiegt hat.

Aber was meinst du mit stärker? Die reine Körperkraft ist in einer körperlichen Auseinandersetzung meines Erachtens meistens zweitrangig, viel wichtiger sind Schnelligkeit und gute Reflexe.

Mit Zorn hat das nichts zu tun, denn Zorn macht dich unkontrolliert. Es steigert zwar dein Adrenalin, aber das allein reicht nicht.

Besonnenheit, Schnelligkeit und die richtige Technik können auch gegen deutlich stärkere Gegner weit besser helfen.

Kann man mit genügend Zorn selbst einen viel stärkeren Feind besiegen?

Für jemanden, der eine traditionelle Kampfkunst trainiert, geht es eben genau darum, sich nicht von Zorn, oder anderen Gefühlen beeinflussen zu lassen.

Auch ein Kampfsportler braucht vor allem Disziplin und Selbstbeherrschung, um seine Techniken anzuwenden - unkontrollierte Gefühle sind da nicht gerade hilfreich.

Gerade deshalb sind Kampfkunst und Kampfsport ja auch nichts für "Schlägertypen", denn genau diesen Leuten fehlt es meist an Selbstkontrolle.

Ein guter Lehrer wird jemanden mit einem deutlichen Aggressionsproblem und gewalttätigem Verhalten nicht in seinem Unterricht dulden.

Zu deiner Frage:

Ein plötzlicher Adrenalinschub kann zwar kurzfristig schmerzunempfindlich machen, oder mehr Kraft freisetzen - die Erschöpfung danach ist aber vorprogrammiert.

Mit "Wut im Bauch" zu kämpfen sehe ich persönlich sogar als Nachteil, weil man nicht klar im Kopf ist und deshalb nicht angemessen reagieren kann.

Wer ruhig bleibt, kann die Situation besser beurteilen und passend, sowie effektiv handeln, anstatt einfach nur blind drauflos zu prügeln.

Eine gezielte Technik ist besser, als eine unkontrollierte Gewaltorgie.

Deshalb wird eben im Training so viel Wert auf Selbstdisziplin gelegt - wer konzentriert bleibt, erschöpft sich nicht durch Gefühlsausbrüche und Kurzschlussreaktionen.

Kommt darauf an, wie zornig der ist. :P

Also ich kann dir sagen, dass Martial Art Meister dir antworten würden, dass Zorn nicht entscheidend ist, er dich sogar blind werden lassen kann.