Hallo, sämtliche Antworten welche irgendeine Kampfkunst oder irgendeinen Kampfsport preisen, empfehlen oder als unbesiegbar bezeichnen, haben leider keine Ahnung.
Das eine ist nicht effektiver als das andere. PUNKT. Es kommt einfach darauf an, was Dir am meisten spaß macht.
Wir können uns ja einfach mal so ganz bestimmte Eigenschaften der Selbstverteidigung anschauen und auf diesen Eigenschaften basierend schauen was wirklich wichtig ist.
Taktik
Dazu muss man die Straße verstehen. Die Straße ist nämlich was völlig anderes als ein Dojo, oder eine Trainingsstunde. Man kann niemals ein realitätsnahes Szenario im Training nachstellen, sonst würde man sich nämlich ernsthaft verletzen. Man muss die Taktik verstehen. Taktik geht ganz klar vor Technik. Nicht die Technik ist entscheidend, sondern die Taktik. Wie Du am Ende mit der Situation umgehen kannst und ob Du dann auch die Unterscheide zwischen Fiktion und Realität bemerkst. Taktik kann sich ganz extrem unterscheiden zwischen Dojo und Straße. Was auf der Matte die bevorzugte Wahl ist, ist auf der Straße ein fataler Fehler.
Wenn man also weiß, dass man im Judo zum Beispiel seinen Gegner durch einen Haltegriff sehr gut zum aufgeben zwingen kann, aber auf der Straße es überhaupt keinen Sinn macht sich selbst mit auf dem Boden zu legen, dann hat man es gelernt. Daher kann jede Kampfkunst, und auch jeder Kampfsport 'effektiv' sein. Man muss aber die Unterschiede erkennen. Dann kann man sich sehr wahrscheinlich auch mit sowas wie Tai Chi hervorragend verteidigen.
Trainer
Wichtig ist also das Du einen Trainer findest, welcher verständlich die Unterschiede zwischen Training und Straße nah bringen kann. Dazu muss der Trainer natürlich selbst die Straße kennen. Was nicht heißen muss, dass er sie studiert haben muss. Er muss trotzdem wissen wovon er redet. Und das wissen eben die meisten Trainer nicht! Wenn man dann niemals funktionierende Messertechniken übt, daraufhin logischerweise sagt "ja gut, aber auf der Straße würde das ja auf jeden Fall nicht klappen" und man darauf die Antwort erhält "Doch! Natürlich" - dann bist Du wahrscheinlich bei der falschen Adresse. Mag sein das der Trainer seine Kampfkunst beherrscht und das er unter fairen Bedingungen auch wohl Kämpfe gewinnen könnte, aber er hat das Prinzip trotzdem nicht verstanden.
Man kann dann auch gerne mal den Trainer fragen wie er diese oder jene Situation lösen würde - und dann bitte mal so gut wie möglich in die Realität umsetzen! Wenn es zum Beispiel ums Clinchen geht und der Trainer hat gerade eine Technik gezeigt, die man anwenden soll, um aus dem Clinch zu entkommen, dann einfach mal nicht mitspielen, sondern richtig clinchen! Richtig reingehen und 100% geben, so wie es die Straßenschläger auch tun würden. Wenn die Technik dann nicht klappt, sollte man ja eigentlich bescheid wissen.
Und ja, ich weiß das Techniken nicht auf Ahhieb funktionieren. Man muss sie erst viele male trainieren, bevor sie ihre Wirkung zeigen. Aber das ist nicht Sinn der SV. Die SV muss immer klappen. Auch beim ersten mal.
Der typische Straßenkampf
Der typische Straßenkampf dauert um die 30 - 60 Sekunden. Oft gewinnt derjenige, der den ersten Schlag setzt. und das ist oft eben der Agressor. Man muss innerhalb von Millisekunden entscheiden was man tun muss um den Kampf zu beenden. Das Adrenalin geht hoch und möglicherweise setzt eine Schockstarre ein. Eher selten wird der Agressor unbewaffnet ankommen. Er wird sich das nächstbeste Stück schnappen um dich damit verprügeln zu können. Das kann alles sein, zum Beispiel eine Bierflasche, oder auch ein Stuhl, etc... Dann hast Du keine Technik mehr parat. In welcher Schule lernt man auch schon gegen einen Gegner mit Stuhl zu kämpfen? Spätestens ab diesem Zeitpunkt muss man sien Gehirn selbst anstrengen um nicht ganz unter zu gehen.
Vor Allem ist es aber empfehlenswert nach einer Schule zu schauen, wo dich deine Trainingspartner vielleicht doch mit einen Stuhl angreifen. Eine Schule wo man 5 Leute auf dich zugehen lässt für ganze 5 Minuten. Dann fängt man an zu schwitzen, man wird rot und das Adrenalin macht sich bemerkbar. Aber sei dir Gewiss - das ist trotzdem noch sehr weit entfernt von einer echten Stresssituation.
Der unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst
Und Selbstverteidigung! Ganz schnell erklärt: Kampfsport folgt einem Regelwerk und macht Wettkämpfe. Kampfkunst ist ganz ohne Regeln und somit auch ohne Wettkämpfe. Aber viele Kampfkünste haben trotzdem viele Traditionen und traditionelle Werte. Selbstverteidigung folgt keinen Regeln und auch keinen Traditionen.
Denn auf der Straße gibt es keine Regeln. Das läuft nichts fair ab. Und man verbeugt sich auch nicht vorher und geht dann mit den Führhänden aneinander um dann erstmal 2 Minuten im Kreis zu laufen.
Kampfsport kann nützlich sein für die SV, aber leider schränken die Regeln das ziemlich ein. Was auf der Straße erwünscht ist, ist im Kampfsport verboten und wird deshalb sowieso nicht gelehrt. Traditionen sind wirklich was schönes - keine Frage - aber es bringt eben nichts Vorkampfstellungen, Stände oder Techniken zu lernen, welcher aus heutiger Sicht für die SV völlig nutzlos sind. Dazu gehören übrigens keine Formen! Formen sind ein wichtiger Bestandteil zum einüben bestimmter Bewegungsmuster!
Desweiteren
Wenn Du eher passiv bist, die lieber zurückhältst und ungerne draufhaust, dann ist auch ein etwas zurückhaltender Stil wahrscheinlich besser für dich. ( Wobei man eine gewisse Härte trotzdem für die Straße benötigt wird! Stichwort "Kampfgeist" - wenn der nicht vorhanden ist, und Du ihn auch gar nicht haben willst, kannst Du direkt nach Hause gehen, denn dann bringt das Techniken üben auch nichts ).
Bist Du eher offen, aktiv und gehst eher rein, dann solltest Du dich natürlich nach einem Stil umschauen welcher diese Eigenschaften aufweist.
Wenn Du dich also langweilst bei Training, weil die Techniken nicht aktiv genug sind, solltest Du einen anderen Stil suchen. Bist Du beim Training aber eher unmotiviert weil Du mit dieser 'extreme' nicht umgehen kannst, tja... auch dann solltest Du dir was anderes suchen.
Fazit
Zum Schluss kann man dir nur empfehlen nach den unterschiedlichsten Schulen und Vereinen zu suchen, dort verschiedene Probetrainings absolvierst und dann nach deiner passenden Schule suchst. Wo allen Voran auch die Sympathie zum Meister und zu den anderen Schülern besteht.
Nur wenn es dir Spaß macht, kannst Du was lernen.
Viel Erfolg!