Kann man durch eine psychiatrisch ursprünglich falsche Diagnose die Diagnose wahr machen?

verreisterNutzer  25.01.2022, 16:48

Im Allgemeinen oder nur auf eine bezogen?

Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 16:51

Im Allgemeinen. Wenn dir zb gesagt wird, du hättest burn out und dann das außen diese diagnose glaubt, dann wirst du unbewusst dazu geführt, dass du es wahr machst....

3 Antworten

Ja ... die Kraft des Verstandes wird in der Schulmedizin immer noch massiv überschätzt.

Wenn man einem Menschen immer und immer wieder sagt, er sei Autist, wird er irgendwann autistische Züge entwickeln - nur mal als Beispiel.

Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 18:22

ganz genau, das meine ich

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Traveller5712  25.01.2022, 18:25
@Sarus960a

Ja klar geht das ... wenn man sich selbst zum Beispiel immer wieder einredet, wie schlecht es einem doch geht und dabei meinetwegen jeden Huster oder jedes Niesen sofort als massive Erkrankung wertet, dann wird der Körper tatsächlich auch krank - selbst wenn es keine pohysiologische Ursache dafür gibt.

Man nennt das eine "somatische Störung" - und die Psychosomatischen Kliniken sind voll mit Menschen, welche echte Krankheiten haben, welche aber ihre Ursachen im Kopf haben - und nicht in der Physis selbst.

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Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 18:26
@Traveller5712

ja, schon klar. ich finde es nur schlimm, dass die psychologie und psychiatrie sich ihrer eigenen schwächen nicht bewusst ist

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Traveller5712  25.01.2022, 18:32
@Sarus960a

Sagen wir doch mal so: Die Schulmedizin ist - auch wenn sie uns dies anders suggeriert - alles andere als perfekt oder gar "vollumfänglich". Sie behandelt in der Regel immer nur Symptome und Krankheiten - aber in der Regel den Menschen in seiner Gesamtheit.

Dass man den Mensch aber nicht wirklich in Geist und Körper trennen kann, ist der Schulmedizin selbst nicht wirklich bewusst - meiner bescheidenen Meinung und Erfahrung nach.

Ich möchte da aber mal die Psychologie und Psychotherapie ausschliessen. Denn das Thema "Psychosomatik" ist eben ihr Fachgebiet - und wie gesagt: Die Kliniken sind voll von Menschen mit psychosomatisch induzierten Erkrankungen.

Die Probleme, über welche wir hier reden, kommen eher von der klassischen Medizin, welche sich auf den Körper konzentriert - und den Geist aussen vorlässt.

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Absolut. Deshalb gibt es auch einiges an Kritik an Diagnosen im allgemeinen. Die Frage ist, ob man denn alles kategorisieren muss? Da ist ein Patient mit einer ganz individuellen Geschichte und Persönlichkeit, ist es wirklich hilfreich ihn einfach auf "klinisch depressiv" zu reduzieren?

In manchen Fällen: Ja. Manche Patienten finden es als Erleichterung endlich ihr Problem bennen zu können ("die Depression"). Wenn man weiß was das Problem ist kann man auch daran arbeiten.

In manchen Fällen kann die Diagnose auch mehr Schaden als Nutzen zufügen. Vielleicht geht jemand in Therapie, einfach weil es einem nicht so gut geht und man etwas an sich arbeiten möchte. Und plötzlich geht man aus der Therapie mit der Diagnose "schwere Depression". Dann ist das erstmal ein Schlag ins Gesicht. "Bin ich wirklich so kaputt?" Und das kann zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.

Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 17:07

ganz genau das meine ich. wenn man immer wieder zur therapie geht und nach problemen sucht, dann findet man auch welche. alles was eigentlich richtig ist wird defizitorientiert umgedreht und man findet immer mehr ängste und ängste und geht nicht mehr in eine positive richtung. das meine ich

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Shigekix  25.01.2022, 18:00
@Sarus960a

Ein guter Therapeut würde das nicht so machen. Es geht ja nicht darum immer mehr Probleme zu finden. Sondern Wege zu finden die Probleme, die die Person bereits selbst gefunden hat und empfindet, zu lösen.

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Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 18:05
@Shigekix

naja, aber eine diagnose ist ja ein urteil. die muss ja nicht zwangsläufig stimmen...

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Shigekix  25.01.2022, 18:15
@Sarus960a

In gewisser Weise möchte man als Patient ein professionelles "Urteil" über seinen psychischen Zustand, deshalb gehen viele zum Therapeut. Der Therapeut ist sogar mehr oder weniger dazu gezwungen Diagnosen aufzustellen. Wenn er das nämlich nicht macht, dann lässt sich die Therapie nicht über die Krankenkasse abrechnen und dann wird es ganz schön teuer für den Patienten. Diagnosen sind ja auch nichts völlig zufälliges, sondern da wird sich an wissenschaftlich evaluierten Fragebögen und Manualen gehalten.

Natürlich gibt es Fehldiagnosen und Therapeuten die nur defizitorientiert sind. Mir geht es um den richtigen Umgang mit Diagnosen. Man kann ja eine Person eine Diagnose stellen, aber sie trotzdem nicht darauf reduzieren und ergebnisorientiert therapieren, und die Diagnose einfach nicht zum Thema machen. Wenn man merkt dass es der Person nichts bringt sie zu labeln, dann sollte man das auch nicht tun.

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Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 18:23
@Shigekix

genau das meine ich. wenn einem immer wieder gesagt wird, man wäre shizophren, wird man es irgendwann wirklich, etc

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Wenn eine Diagnose erst mal in deiner Akte steht, ist sie nicht mehr zu löschen. Das geht mir genauso. Mit einer psychischen Störung bekommt man meist mehrere Diagnosen gestellt, weil sich die Krankheitsbilder oft überschneiden. Ich habe zudem eine weitere Fehldiagnose in meinem Lebenslauf. Vor einigen Jahren hatte ich einen Gehirntumor, der erfolgreich entfernt werden konnte. Durch den Tumor hatte ich gelegentlich epileptische Anfälle, die meist mit Panikattacken einhergingen. Offiziell bin ich heute nach vielen Anfallsfreien Jahren immer noch Epileptiker, obwohl ich keine Anfälle habe, auch keine Panikattacken mehr....das nervt!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Sarus960a 
Fragesteller
 25.01.2022, 17:07

das glaube ich dir sofort. das ist eben dann im kollektiven bewusstsein und man wird es so schnell nicht wieder los, ähnlich wie bei einer straftat

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