Kann man das Erwachsenwerden verpasst haben?

3 Antworten

Das scheint mir bei Dir eher eine Sache des Mindsets zu sein. OK, Du bist im 2. Semester und 24 Jahre alt. Ich habe damals mein Studium erst mit 24 begonnen. OK, ich habe noch vorher eine (zum Studium einschlägige) Lehre gemacht, aber das hätte ich mir auch sparen können. Das weiß ich leider erst jetzt. Dann Wehrdienst und dann eben mit 24 Jahren angefangen. Mit 29 war ich dann Dipl.-Ing. und habe angefangen, Geld zu verdienen. Alles OK, heute mit 47, Familie und zwei Töchtern interessiert das keinen mehr. Mit dem "Erwachsen sein" oder "werden" würde ich es nicht so streng sehen. Das ist ohnehin ein gradueller Prozess und zudem nicht auf einen Punkt bezogen. Es gibt viele Erwachsene, die in dem ein oder anderen Punkt noch sehr kindisch sein, viele davon sind viel älter als Du. Ich wäre an Deiner Stelle stolz, dass Du es bis ins Studium trotz Deiner Krankheit geschafft hast. Genieße es, konzentriere Dich auf dieses, vergiss nicht das Leben daneben und schau nach vorne. Meine Frau hatte eine Studienfreundin und die hat schlicht Krebs bekommen und ist dann gestorben. Ich hoffe, dass Du das mit der Krankheit vollständig überstanden hast, aber lasse sie bitte nicht nachträglich über Deine angeknackste Psyche trotzdem noch gewinnen. ;-)

Du hast nichts verpasst, sondern durch deine Krankheit hat sich einiges nur verzögert.

Ich kenne das, denn ich wurde wegen schwerem Asthma in meiner Kindheit in den Sommerferien von der 2. in die 1. Klasse zurück versetzt, da ich in dem 1. Schulhalbjahr nur wenige Tage die Schule besucht habe.

Das hat mich aber nicht daran gehindert, die Schule trotz weiterer Ausfälle abzuschließen, zu studieren und erfolgreich im Beruf zu werden. Auch die Krankheit habe ich in den Griff bekommen, so dass sie mich kaum noch belastet.

Das „Kind im Mann“ habe ich mir aber trotzdem bewahrt ;-)

Setze dir erreichbar Ziel und verfolge sie, den kannst du alles schaffen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Alle Schicksale sind verschieden und es ist ein Unding, den Lebensweg von Menschen normieren zu wollen. Menschen sind Individuen mit ihren ganz individuellen Erfahrungen, diese Erfahrungen machen sie zu dem, was sie sind. Wer den perfekten Lebenslauf hat (Abitur mit super Schnitt, Bachelor und Master in Regelstudienzeit etc.), ist danach nicht unbedingt am erfolgreichsten in seinem Beruf. Ein solcher Mensch hatte vielleicht gar nicht die Möglichkeit, gewisse Aspekte seiner Persönlichkeit weiterzuentwickeln: Wenn alles immer glatt verlief, musste man nie eine schwierige Entscheidung über den weiteren Weg treffen, musste sich nie Schwierigkeiten stellen, nie mit Rückschlägen umgehen.

Übrigens ist der Studienbeginn mit 23-24 gar nicht so dramatisch, wie du es wahrzunehmen scheinst. Ich befinde mich gerade im Lehramtsreferendariat, also der zweijährigen Ausbildung zum Lehrer, die sich an ein fünfjähriges Studium anschließt. In der Regel sollte man die mit Mitte 20 absolvieren, aber die meisten meiner Kollegen, und auch ich selbst, sind über 30.

Für manche Positionen, gerade auch für leitende, ist es sogar von Vorteil ein paar Jahre älter zu sein. Jemanden, der Mitte 20 ist, in eine leitende Position einzusetzen, wo er signifikant ältere Mitarbeiter "kommandiert", ist ja schwierig, selbst wenn die Person brillant und bestens qualifiziert dafür wäre.

Ich finde es übrigens wirklich beachtlich, dass du trotz der Rückschläge, die du erleben musstest, ein Studium anfangen konntest! Es wäre wirklich schön, wenn du das auch so wahrnehmen könntest! Klopf dir doch mal selbst auf die Schulter und sage dir "Mensch, bin ich gut!". ;)


frage2040 
Fragesteller
 17.04.2022, 21:49

Vielen Dank, aus dieser Sicht hab ich die ganze Situation eigentlich noch nie betrachtet! :-)

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