Junges Pferd - erste Schritte Ausbildung (Führkette, Steigergebiss oder Halfter mit Kette)?

9 Antworten

Erstmal Ruhig mit den jungen Pferden.

Bitte nimm Abstand von den scharfen Hilfsmitteln. Gerade bei jungen Tieren fängt man mit den mildesten Hilfsmitteln an. Ganz sicher kein Steigergebiss.

Auch wenn es Dir langweilig ist, arbeite erstmal paar Wochen nur am Stall mit dem Tier, wenn das Tier wirklich so reizarm aufgewachsen ist, sollte das dem Pferd erstmal reichen. Zumal auf einen lebendige Hof ist auch immer was los, Trecker kommen und gehen, Einstaller fahren mit Autos vor. Anhängerklappen fallen zu Boden.

Er sollte die meisten Gerätschaften schon kennen, bevor man auf die Straße geht. Mal erleben wenn ein Trecker anspringt ein Auto startet, Tür zufällt. Auch Hunde die rumlaufen sollten er kennenlernen.

Rausgehen immer nur im Verbund mit erfahrenen verkehrssicheren Pferden. Die geben dem Pferd eine zusätzliche Sicherheit. Wenn möglich nicht immer die selben Tiere dafür nutzen. Es hat den großen Vorteil die Pferde verhindern deutlich leichter eine Panik, als der Mensch.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
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Fragesteller
 22.12.2020, 13:19

Danke für die ausführliche Antwort! Total lieb :)

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Äh - ja! Das sind scharfe Hilfsmittel! Und wie du dein Pferd damit konditionierst, braucht wohl keine Erklärung. Oder denkst du, ein 2j. wird ein ruhiges, gelassenes Reitpferd, wenn er in dem Alter schon ein Steigergebiss ins Maul bekommt..?

Ich sage es gleich offen heraus, da ein Großteil meiner Berittpferde aus unnötig verbastelten Youngstern besteht, ich halte von diesen Geschichten genau 0! Wer sich ein junges Pferd holt bitte nur, wenn man mit Tieren in dem Alter und deren Ausbildung genug Erfahrung hat (und nein, es reicht nicht, "nur" gut reiten zu können). Oder ein erfahrener Trainer zur Seite steht! Sonst passiert das, was bei dir jetzt auch der Fall ist - verunsicherter Besi, der gar nicht genau weiß, in welchen Schritten er wie vorgehen soll und sich dann vllt auch noch von Hinz & Kunz mit rein quatschen lässt.

Lass dein Pferd in der Herde, übe ein paar Basics, wie ein paar m auf dem Hof von A nach B führen, ein, zwei Min angebunden stehen, Hufe geben, putzen und dann entlässt du es wieder zu seines gleichen. Nächstes Frühjahr fängst du an mit Bodenarbeit und Führtraining im gesicherten Raum (Halle, Platz, Roundpen,...). Wenn ein gewisser Grundgehorsam bei deinem Pferd da ist und es überhaupt mal verstanden hat, was es machen soll bzw. dass es bei dir gut aufgehoben ist, dann kannst du anfangen mit Spazierengehen. Nimm ein ruhiges, gelassenes Pferd oder Anfangs auch eine zweite Person mit und dann geht ihr die Sache ruhig an. Am besten mit einem Jungpferdetrainer! Das erspart dem Pferd und dir unnötigen Stress und blöde Erfahrungen und Geld für Beritt, der sonst uU irgendwann mal nötig sein kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
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Fragesteller
 22.12.2020, 13:28

danke für deine ehrlichen Worte. Klar, das mit den Steigergebissen wurde mir nur öfter nahe gelegt, ich selbst kannte die nicht. Wir schaffen das schon :)

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Von Experte Hjalti bestätigt

Ich kann verstehen, dass Du gerne etwas mit Deinem Jungspund machen möchtest.Doch spazieren gehen ist in dem Alter keine gute Idee. Ein Pferd in diesem Alter ist noch nicht genug gefestigt, dass es mit beängstigenden Situationen immer so umgeht, dass es händelbar bleibt. Ein vorbeiratternder Trecker, ein rücksichtsloser Jogger, ein großer Hund, der aus dem Unterholz herausstürmt, ein dummer Autofahrer, der viel zu dicht kommt, der Anblick eines Rehs, einer Kuh oder auch nur einer Tüte, die auf dem Weg liegt - all das kann Panik hervorrufen. Und da Pferd Fluchttiere sind, ist damit zu rechnen, dass ein in Panik geratenes Jungpferd unter Umständen ganz schön kopflos reagiert.

In dem Alter brauchen sie den Schutz und die Sicherheit in ihrer Herde. Man stresst ein so junges Pferd, führt man es von denen weg, bei denen es sich gut aufgehoben fühlt. Der Spaziergang ist mitunter - auch wenn es händelbar bleibt- nur für Dich schön. Für das Pferd jedoch kann das Gegenteil zutreffen.

Ein Steigergebiss gehört auch nicht in den Mund eines rohen Pferdes. Mach das bitte nicht. Führtraining am Hof ist möglich. Auch das Pferd an Berührungen und einen selber gewöhnen, in dem man sich mit ihm beschäftigt, mit Dingen wie Hufe geben lernen, Putzen ertragen und vielleicht sogar genießen lernen. Doch alles andere würde ich in dem Alter lassen.

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Fragesteller
 22.12.2020, 09:30

Danke für deine Antwort!! Die hat mir sehr weitergeholfen!! Wirklich danke 🙏 scheint so als ob ich mir da wohl ein bisschen zu viel einreden hab lassen.

ich kannte auch davor diese Steigergebisse nicht, sehen jetzt nicht liebevoll aus 😅

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Puh.. Mit 2,5 und gerade mal halfterführig hat er im Gelände nix zu suchen, schon gar nicht an befahrenen Straßen.

Sowohl Steigergebiss als auch Kette sind unglaublich scharfe Mittel, um versautes, gefährliche und außer Kontrolle geratene Pferde zu korrigieren. Aber sicherlich nicht, um fehlende Ausbildung und Sicherheit zu kompensieren!

Lass das Pferd erstmal ein paar Wochen in seiner Herde. Der muss nicht arbeiten und hat genug mit dem Umzug zu tun. In der Zeit gewöhnt er sich auch schon mal an die ganzen neuen Geräusche.

Dann kannst du mit Führtraining am Platz beginnen. Ich persönlich bin ein riesen Fan vom Kappzaum. Wenn man den korrekt einsetzt, kann dir ein Pferd damit auch nicht abhauen. Man gewöhnt das Tier allerdings erst langsam an den Kappzaum, weil er deutlich enger sitzt als Halfter. Auch die Arbeit am Kappi muss man lernen!

Ich hoffe, du hast Unterstützung von einem fähigen Ausbilder. Gerade die erste Zeit in der Ausbildung ist extrem wichtig. Du legst das Fundament für die gesamte weitere Ausbildung und wenn die Basis scheiße ist, wird auch der Rest nix.

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Fragesteller
 22.12.2020, 13:22

Wow, danke für deine Antwort! Das hat mir vieles nochmal verdeutlicht... Diese Steigergebisse hätten mich auch gewundert wenn die wirklich so toll wäre :S ja, ich hoffe das man bald Einzelunterricht wenigstens erlaubt oder man wieder Trainer buchen kann.

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Bis du mit dem Pferdchen soweit bist, an der Straße langgehen zu können, wird es doch sicher wieder möglich sein, den Trainer zu konsultieren. Denn vorerst sollte das Pferd erst mal an alles gut gewöhnt sein, was daheim so zu machen ist. Putzen, Führtraining, und am besten auch dann (später!!!) Schrecktraining. Denn es gibt kein noch so scharfes Werkzeug, mit dem du ein Pferd daran hindern kannst, seitlich wegzuspringen.

Spaziergänge übt man dann in einer Gruppe mit mehreren Pferden, zum Übergang mit 2 Menschen (einer rechts, einer links vom Pferd), um ihm Sicherheit zu geben.

Ein Gebiß oder eine Führkette sind zwingend geboten, wenn man sich in den öffentlichen Verkehr begibt. Vermutlich bietet sich dann am ehesten die Führkette an, aber das kannst du beim Führtrainng am Stall ja in aller Ruhe probieren.
Sieh dir dazu dies hier bitte mal an:
https://youtu.be/oHxbq_tlkEI

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Fragesteller
 22.12.2020, 13:15

Das Video kenn ich das ist super! Danke für deine tolle Antwort :) super lieb hat mir weitergeholfen

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