Japan Ausländer?

7 Antworten

Die Japaner leben auf ihrer Insel recht isoliert, daher ist ein Gaijin, also ein Fremder, irgendwas zwischen Angst und Faszination für sie.

Als Tourist bin ich jedenfalls im Alltag immer freundlich empfangen worden, egal ob im Supermarkt, Restaurant oder auf der Straße. Als es in Tokio mal leicht geregnet hat, rannte mir ein Japaner mit zwei Regenschirmen hinterher und rief "Hey Hey Purezento desu" (das ist ein Geschenk), ich habe aber freundlich abgelehnt und ihm gesagt, dass ich in hundert Metern eh am Hotel bin. Viele haben auch das Gespräch aus eben dieser Faszination raus gesucht. Alltagssituationen, wo man zwischen Tourist und Auswanderer nicht unterscheidbar ist.

Andere sind auch deshalb ablehnend, weil sie selbst Angst haben, das Gesicht zu verlieren. Das japanische Schulenglisch ist schlichtweg katastrophal (was auch mit der jungen, interessierten, das Gespräch suchenden Generation nicht immer einfach war) und für einen ehrbewussten Japaner ist es sehr schlecht, etwas nicht zu können. Das gilt sogar teilweise, wenn sie Englisch oder gar Deutsch (ein Pflichtfach in japanischen Ingenieursstudiengängen, japanische Ingenieure können oft sehr gut Deutsch) flüssig sprechen, sie haben halt doch Angst, es könne nicht perfekt sein.

Manche Japaner wechseln, sobald ihnen ein Fremder entgegen kommt, sogar die Straßenseite, aus Angst, nach dem Weg gefragt zu werden und dann auf gebrochenem Englisch den Weg erklären zu müssen und sich so zu blamieren.

Ein Kollege von mir hat sogar mal eine Zeit in Tokio gearbeitet und berichtete: Wenn du als frisch eingereister Gaijin dein gebrochen Japanisch selbst aufwischst, erntest du dort großen Respekt, es zeigt Integrationswillen. Wenn du aber binnen eines halben Jahres nicht fließend Japanisch sprichst, bist du unten durch, weil der Integrationswille damit nicht mehr gezeigt wird.

Man ist dort sehr taditions- und nationalbewusst und erwartet das auch von den Anderen. Haben sie das Gefühl, man misachtet die Kultur, stößt das auf enorme Ablehnung. Wer aber gut integriert ist, kommt auch gut an, hat aber sicher als fremdartig aussehender immer die Herausforderung, es auch zu beweisen. Wobei Japaner ja total auf Deutschland und Deutsche stehen (in der alten Generation, weil man im zweiten Weltkrieg verbündet war, in der jungen Generation, weil Deutsch auch ein gern genutztes Element in Mangas und Animes ist), da hat man es vielleicht was einfacher als andere Nationen. Das Verhältnis zu Amerika ist zwar zwischenzeitig sehr gut, ein wenig hängen ihnen aber immer noch die Atombomben nach, gerade in der alten Generation.

Es ist eine andere Kultur. Wer sich ihr anpasst wird auch als Europäer gut aufgenommen.

Unser Sohn bekam sogar ein Stipendium in Japan, hat das Studium Robotik/Physik abgeschlossen, eine gute Stelle in Japan bekommen und letzthin dort geheiratet.

Es ist möglich aber man muss sich mit der Kultur auseinander setzen und diese übernehmen.

Er begann damals mit einer Sprachschule, also lernte die Sprache gründlich und begann danach das Studium.

Sorry, aber das ist doch kein japanisches Phänomen.

Wenn du in Deutschland jemanden siehst, der nicht 100% in das äußere Erscheinungsbild eines Musterdeutschen (wie auch immer der für dich aussieht) passt, dann fragst du dich auch, wo denn die Eltern herkommen, seit wann er/sie in Deutschland lebt, ob er mehrsprachig aufgewachsen ist, etc. Möglicherweise fragst du bei Interesse nach. Kannst du einen exotischen Namen nicht sofort aussprechen, wirst du dir auch etwas anderes dabei denken, als bei einem deutschen Namen.

Der Unterschied zu Japan ist jedoch, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, in dem es schon seit Jahrzehnten und noch länger Wanderung gibt. Menschen mit Migrationshintergrund, Kinder aus Mischehen, etc. gehören in Deutschland zum Stadtbild. Du darfst dich gerne mal umhören, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund sich tatsächlich vollkommen integriert und akzeptiert fühlen und ob ein deutscher Paß plötzlich alles ändert.

Wie dem auch sei: Japan ist ein isolierter und homogener Inselstaat. Jahrhundertelange Geschichte passierte mit stark kontrollierter und eingeschränkter, bis praktisch gar keiner Einwanderung und nur wenig Kontakt zum Ausland. Auch heute noch sind Mischehen eher selten und der Ausländeranteil im Land ist immer noch unter 2% mit einem Großteil anderer Asiaten. Dass man da zunächst einmal auffällt ist klar. Dass man Kommunikationsschwierigkeiten befürchtet, kann man auch noch nachvollziehen; das hat auch stark mit der Inselmentalität zu tun.

Dann darfst du nicht vergessen, dass viele Einwanderer gar nicht das Zeug dazu haben, sich vollkommen zu integrieren, bzw. das überhaupt gar nicht wollen. Japanisch wird nur schlecht beherrscht, man kann keine Verträge lesen, man kann Gespräche nicht so führen, wie man es in Japan und auf Japanisch tun würde. Würdest du so jemanden gleichwertig behandeln? Doch eher nicht, oder? Wird Japanisch gut genug beherrscht, dann hat man kaum, bis keine größeren Probleme.

Auch musst du bedenken, dass man sich, besonders als Europäer oder Westler, zu großen Teilen überhaupt gar nicht komplett integrieren will. Das hat nämlich immer mit Verlust von Lebensqualität zu tun, so wie man sie aus dem eigenen Land kennt. Wer gut Japanisch kann und vielleicht praktische Skills hat, der kann sicherlich in einer rein-japanischen Firma anfangen. Wahrscheinlich übernimmt man dann die Kommunikation mit den ausländischen Partner, aber das ganze Programm von lästigen Meetings, Morgenappell, Morgensport, Machtgefälle, wenig Pause, langer Arbeitszeit ohne etwas zu machen, wenig bis gar kein Urlaub, unzureichend Gehalt, etc. kann man dann auch mitmachen. Das findet man dann ein halbes Jahr cool und dann will man aber auch etwas besseres haben, macht sich selbstständig, geht zurück nach Hause oder sucht einen Weg um so wenig japanisch wie möglich zu lernen.

Es stimmt, dass man als Ausländer in Japan anders ist, als als Ausländer in Ländern mit regerem Kulturaustausch. Vieles fällt aber mit einem selbst. Wer gut Japanisch kann und bereit ist seinen Gastgebern etwas entgegenzukommen, wird nicht unbedingt stark anecken.

Ich habe mal einen Blog von jemandem gelesen, der aus den USA nach Japan ausgewandert ist. Der berichtet tatsächlich über einige negative Erfahrungen.

Ich muss dazu sagen, dass es nicht an seiner mangelnden Integration liegt. Er beherrscht die Sprache fließend, hat dort einen Job und ist, wenn ich mich richtig erinnere, sogar mit einer Japanerin verheiratet. Er hat nur einen einzigen Nachteil - er ist kein Einheimischer. Das reicht schon aus.

Die japanische Gesellschaft ist sehr homogen, der Ausländeranteil extrem niedrig. Man hat dort keine Erfahrungen mit "Fremden", und viele (gerade ältere) Japaner wollen auch keine auf ihrer Insel haben - schon gar keine Menschen aus dem "Westen".

Man muss dazu sagen, dass es natürlich nicht überall und jederzeit so ist. Man wird auf der Straße nicht offen angefeindet oder gar angegriffen. Aber man spürt eben immer wieder mal, dass man nicht von jedem willkommen geheißen wird.

Japan hat seine Kultur vor allem deswegen so lange bewahren können, da sie ihre Insellage genutzt haben und lange vom Rest isoliert waren.

 Entsprechend ablehnend standen und zum Teil stehen sie anderen Kulturen und Nationen gegenüber. Sie führen zwar mittlerweile auch regen Handel, besonders mit Südkorea, aber an ihrem Nationaldenken hat es wenig geändert.

Da nun negative Erfahrungen länger im Gedächtnis bleiben als positive, reicht ein nicht gut integrierter Ausländer, der unbewusst dann auch noch gegen unausgesprochene kulturelle Regel verstößt, um das negative Bild zu bestätigen. Auch hier sind doch gerade alte Leute teil total vom Altersstarrsind geblendet.

IN Asien gibt es eben wie gesagt viele unausgesprochene Regeln, da eckt man als Ausländer leicht mal an.

Mir wurde mal geraten, wenn ich Hilfe benötige unauffällig zu erwähnen das auch aus Deutschland bin. Oft werden westlich aussehende Touristen für "unfreundliche US-Amerikaner" gehalten. Sobald sie wissen das man es nicht ist, sind sie wohl teils direkt viel zuvorkommender.

Hier gab es eben einfach negative Erfahrungen, dass sich Amerikaner mit ihrer "offenen Art" dort leider kulturell wie die Axt im Walde verhalten. Zumal Amerikaner dort auch häufiger sind, da der Weg kürzer ist und es daher auch vom Flug her günstiger ist.

Dazu kommt die komplexe Sprache mit den verschiedenen Schriftsystemen, diese zu lernen ist kompliziert. Aber das merkt man hier ja auch, schlecht integrierte Ausländer ohne Sprach-/Schreibkenntnisse kommen einfach nicht so gut an...

Man kann es schaffen aufgenommen zu werden, muss aber auf dem Weg dahin evtl. einige Rückschläge ertragen. Zudem muss man viel an sich arbeiten und sich nicht abschotten. Zudem eben offen sein für deren Kultur und Eigenarten. Nicht ausgesprochene Regeln sind den Leuten ja teils selber nicht bewusst, da man es von klein auf so kennt. Daher erwähnt es keiner, verstößt man dagegen fällt man aber negativ auf. Teils können die Leute selber nicht sagen warum man gerade negativ wirkt.

Aber ja, Rassismus gibt es in jedem Land, das kann einem auch mal begegnen. Es darf aber nicht mit dem dort auch existierenden anderen Nationalstolz verwechselt werden.