Ist Wahrheit objektiv oder subjektiv?

11 Antworten

Wahrheit ist objektiv. Die Sicht auf die Wahrheit kann variieren und ist subjektiv.

Das Problem mit der Wahrheit ist, dass wir sie nie exakt bestimmen können. Wir unterliegen physikalischen Restriktionen, die das Erkennen der "objektiven" Wahrheit nicht möglich macht. Aber eine asymptotische Annäherung ist möglich.

Wenn man annimmt, dass Wahrheit subjektiv wäre, dann springe einfach vom Hochhaus und nimm an, dass nur andere denken, dass du unten hart aufschlägst. Ein anderes Beispiel ist, dass alles unterschiedlich ist. Wenn es nämlich nicht so wäre, müssten wir keine Entscheidungen treffen, von denen wir annehmen, dass sie besser sind als andere, egal ob sie tatsächlich besser sind.

Beides. Das ist eine Frage der Perspektive. Alle persönlichen Bewertungen - und Wahrheit ist das letztendlich auch - haben einen subjektiven Touch. Wahrheit ist aber auch eine Funktion von Kommunikation mit anderen Menschen und der Umwelt. Ihr Sinn ist, für sich selbst als Lebensperspektive eine Abbildung zu finden, die das Gegenüber korrekt wiedergibt. Insoweit hat Wahrheit aus Eigeninteresse eine objektive Strebung. Ich will ja, dass ich in Welt und Gesellschaft so agiere, dass es den Gegebenheiten gerecht wird. Diese Bedeutung für ein gutes Überleben macht Wahrheit so wichtige und gibt Unwahrheit eine so große Ablehnung und Zurückweisung.

Nun leben wir sowohl mit der Welt wie mit anderen Menschen der Gesellschaft in einer vielfältigen Verflechtung und werden von Geburt an mit "Wahrheiten" "gefüttert", die sich durchaus nach eigenen Erfahrungen im Laufe der Zeit relativieren können. Jede "Einzelwahrheit" bewegt sich immer innerhalb eines Weltbildes, d.h. innerhalb eines Geflechts anderer vielfältiger "Wahrheiten" von denen wir in der gesellschaftlichen Kommunikation nicht selten feststellen, dass andere auch andere Weltbilder vertreten und daher abweichende Einzelwahrheiten. Über Trivialitäten, wie dass da ein Tisch steht oder ein Auto, kann man sich schnell verständigen und da ist eine Wertungslücke zwischen objektiver Gegebenheit und den subjektiv akzeptierten Feststellungen fast nicht vorhanden. Doch man schaue sich in Bibliotheken die dicken Bücher an, die uns alle eine spezielle Sicht der Wahrheit geben wollen, was gesellschaftlich gerecht ist. Da gehen die Wertungen auseinander und letztlich entscheidet die subjektive Wertung, zusammengesetzt aus den eigenen Weltbildvorstellungen.

Wahrheit ist immer subjektiv.

Wenn du dich mal mit Messtechnik auseinandersetzt, wirst du feststellen, dass jede Messung letztendlich auf einen Maßstab zurückgeht, ein Urmeter oder ein Urkilogramm, oder einen anderen Vergleich. Selbst die objektivste Messung hat eine begrenzte Aussagekraft und muss immer vor dem Hintergrund des Messaufbaus, des Messsystems usw. beurteilt werden.

Insofern sind alle Wahrheiten subjektiv.

Nach meiner ansicht ist Wahrheit objektiv.

Weil:

Wahrheit ist für mich das was wir mit ausreichender vernünftiger Begründung nachweisen können. Und das mit Methodiken unabhängig von der einzelnen Person. Sprich: jeder kann theoretisch die Beweisführung machen und kommt zum selben Ergebnis.

In dieser Definition ist Wahrheit objektiv weil die Beweisführung unabhängig vom entsprechenden Menschen ist.

Ganz einfaches Beispiel: Ein Stein fällt nach unten. Beweis: nimm einen Stein und lass ihn fallen.

Grundsätzlich kann jeder dieses Experiment nachvollziehen und wird mit ausreichend grosser Wahrscheinlichkeit das selbe Ergebnis erhalten.

Die Wahrheit die ich meine ist keine absolute Wahrheit. Sie hat nicht den Anspruch 100% zu bedeuten. Aber muss gegen jeden sinnvollen Zweifel gewappnet sein.

Zum Beispiel: wenn dir genügend oft den Stein fallen gelassen haben und andere es auch getan haben dann können wir davon ausgehen das die Aussage wahr ist.

Da die Welt die wir wahrnehmen die einzige ist mit der wir interagieren können und wir mit der warheitsfindungen quasi unsere Wahrnehmungen abgleichen schliesse ich Metaphysik grundsätzlich aus aus der Definition.

Es ist egal ob ich ein Geist bin der sich alles einbildet oder wir ne Massen Halluzination haben. Oder wir in der Matrix sind oder die Realität so ist wie sie ist. Weil, bis wir keine mittel haben zu prüfen was denn nun wirklich hinter unserer Wahrnehmung ist ist das was dahinter ist nicht relevant.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Aus interesse
J0T4T4  11.07.2018, 08:33

Für einfache Beobachtungen wie das Fallen eines Steines mag der Ansatz noch funktionieren, doch menschliche Missdeutung von Wahrnemungen führt oft auch schon zu falschen, objektiven "Wahrheiten".

Hier ein paar Beispiele:

Die Beobachtung ist, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Das haben auch alle geglaubt und als objetiv richtig betitelt. Es stellte sich aber über die Jahre heraus, dass ein einfaches anschauen des Himmels eine ungeeignete Methode des Beobachtens ist.

Woher willst Du wissen, dass der Stein auf die Erde fällt? Genau so kann doch auch die Erde auf den Stein fallen (was sie tatsächlich auch ein wenig tut).

Eben aus der Erkenntnis, dass Menschen unterbewusste Annahmen treffen, um sich die Welt einfach zu halten, ignorieren wir oft die Wahrheit. Dass viele unwissende einem Sachverhalt zustimmen, kann noch nichts über den Wahrheitsgehalt des Sachverhaltes aussagen.

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FouLou  11.07.2018, 10:48
@J0T4T4

Das Beispiel des Stein fallen gilt auch nicht mehr auf der ISS zum Beispiel. Das ist korrekt.

Grundsätzlich hat du mit deiner Kritik recht. Der Ansatz ist noch zu naiv.

Das wichtige ist wie du gezeigt hast ist die Methodik mit der wir versuchen zu entscheiden ob eine Aussage wahr oder falsch ist.

Und natürlich ist es dann entsprechend wichtig die besten Methoden zu nehmen.

Aber meine Grundaussage stellt es nicht infrage. Wenn wir alle Methoden haben um die menschlichen Fehler auszugleichen wie z.b. die Wahrnehmung bei der Sonne das sie sich um die Erde dreht.

Dann ist die warheit wieder objektiv ermittelt.

Kurz: solange man die gleichen Methodiken anwendet kommt man zu einem objektiven ergebnis.

Wenn bei gleicher Anwendung der Methoden 2 oder mehr Personen zu unterschiedlichen Ergebnisse kommen dann stimmt etwas mit dem Wahrheitsgehalt der Aussage nicht.

In meinem und auch deinen Beispielen war die Methodik eine rein visuelle Beobachtung die Methodik. Wenn ich nun sage Steine fallen nach unten. Und das beobachtungs experiemt schlägt bei anderen Personen fehl. Dann stimmt etwas nicht und man muss die Aussage überarbeiten bzw. Ablehnen.

Das heißt nicht das die Methodik die beste ist. Es kann nun jemand mit einer anderen methotik zu einer anderen Aussage kommen.

Wenn das der Fall ist kann man aber weiterhin objektiv bleiben. Nämlich: man kann entscheiden welche Methodik die das bessere Ergebnis liefert.

Um als entscheidungsfaktor kann man die Nützlichkeit der wahren aussagen nehmen. Eine bessere Methode für die Wahrheitsfindung kann entsprechend stärkere aussagen machen.

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Das ganze geht sehr schnell sehr tief in die Erkenntnistheorie.

Nach Descartes ist die einzige Wahrheit, dass er selbst existiert, weil er eben denkt.

Ich kann selbst jedoch wiederum nur von mir selbst behaupten zu existieren, was letztendlich bereits die Frage der eigenen Existenz als äußerst subjektiven Sachverhalt darstellt.

Aufbauend darauf, dass die einzige klar beweisbare Wahrheit subjektiver Natur ist, würde ich aus erkenntnistheoretischer Sicht sagen, dass es (von den wenigen Wahrheiten) keine Objektiven gibt. Zumindest keine, welche tatsächlich als wahr bewiesen werden könnten.

oopexpert  11.07.2018, 20:24

Ich stimme dir zu. Mit allem. Aber anzunehmen, dass es keine "objektive" Wahrheit gibt, macht wissenschaftlich keinen Sinn. Denn der Sinn und das Trachten von Wissenschaft ist eben genau das Annähern an objektive Wahrheiten. Denn welches Ziel sollte Wissenschaft sonst haben?

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J0T4T4  12.07.2018, 02:15
@oopexpert

Ja, das ist mir auch aufgefallen. Deshalb hatte ich meine Aussage um folgenden Satz ergänzt gehabt:

Zumindest keine, welche tatsächlich als wahr bewiesen werden könnten.

Es kann (und wird) vermutlich eine Vielzahl an allgemeinen Wahrheiten geben, uns fehlen aber die Mittel, diese mit absoluter Sicherheit zu beweisen. Eben dieser Mangel an Beweisen nimmt den Wahrheiten jedoch die Objektivität, weshalb wir wieder bei der Subjektivität der Wahrheit wären.

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oopexpert  12.07.2018, 14:05
@J0T4T4

Trotzdem muss man annehmen, dass Wahrheit objektiv ist. Ansonsten wäre alles korrekt, was sich jeder irgendwann man ausdenkt.

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