Glauben Sie dass es eine objektive Wirklichkeit gibt oder ist die Wirklichkeitserkennung rein subjektiv?

12 Antworten

Bei den meisten Menschen ist die Wirklichkeitserkennung subjektiv. Um die wahre, einzige Wirklichkeit zu erkennen, muss man erleuchtet sein.


Der Begriff der "Wirklichkeit" ist das große Problem.

Es sind sich nicht mal die Menschen untereinander über "die Wirklichkeit" ihrer Wahrnehmung einig, und dabei haben alle eine sehr ähnliche Art der Wahrnehmung.

Vergleicht man unsere wahrgenommene "Wirklichkeit" dann mit z.B. denen von Wesen mit mehr Sinnesorganen (Wahrnehmung elektromagnetischer Wellen, Wahrnehmung eines größeren Farbspektrums als das menschliche Auge etc), kann man vermutlich sagen, dass eine "Wirklichkeit", auf die sich Menschen geeinigt hätten (wenn es sie denn gäbe) mindestens lückenhaft, wenn nicht sogar objektiv "falsch" wäre.

Ein ausschlaggebender Faktor unserer Wahrnehmung ist z.B. die Zeitwahrnehmung. Diese ergibt sich aus "Verzögerungen" in Abläufen in unserem Körper (der "Verarbeitungsgeschwindigkeit" durch das Gehirn, also die Reaktionszeit, diese ist beim Menschen deutlich länger als z.B. bei einer Fliege) sowie einem gegebenen objektiv sinnvollen, aber auch durch Gewohnheit sich anpassenenden Maßstab der Wahrnehmung von Zeit und Geschwindigkeit ("Zeitgefühl", z.B. wie schnell Langeweile aufkommt).

Ein weiterer sehr wichtiger Faktor, den man nicht vernachlässigen darf, ist der Fokus unserer Wahrnehmung. Den Großteil der Informationen nimmt man nicht einmal wirklich wahr, sondern nur solche Informationen, auf die sich unsere Wahrnehmung fokussiert. Z.B. gibt es eine Überempfindlichkeit für plötzliche Bewegungen, insbesondere wenn die Umgebung bewegungslos ist. Wenn alles lange ruhig war und sich plötzlich etwas im Augenwinkel sich bewegt, dreht sich fast jeder sofort um und ist plötzlich voll fokussiert und bereit zu reagieren. Diese Fähigkeiten sind evolutionär sinnvoll, aber auf eine bestimmte Art auch eine Verzerrung der "objektiven Wirklichkeit". Vielleicht wäre eine Alien-Spezies, die sich unter anderen Umständen entwickelt hat, komplett anders fokussiert in der Wahrnehmung, wenn es z.B. auf ihrem Planeten keine sie bedrohenden Raubtiere gäbe und ein solches Fokussieren sich nicht wegen natürlicher Selektion hätte durchsetzen müssen.

Wenn du jetzt also von der "objektiven Wirklichkeit" sprichst, ist diese nicht nur durch unsere Sinne, unsere Verarbeitungsgeschwindigkeit und unsere besondere Art des Fokussierens der Wahrnehmung verzerrt, sondern noch durch viele andere Faktoren. Mal ganz davon abgesehen ist auch jeder einzelne Mensch unterschiedlich in der Wahrnehmung, abhängig von der ganz genauen Ausprägung seiner Sinnesorgane, seiner Art der Verarbeitung (des bewussten und unbewussten Denkens) und den durch Erziehung und eigenen gemachten Erfahrungen entstandenen individuellen Eigenarten der Wahrnehmung.

Du nimmst die Wirklichkeit über deine Sinne war, sie wird schon für dich interpretiert, wenn man so möchte. Deswegen kann es keine objektive Wirklichkeit geben, weil alles, was du wahrnimmst, bereits interpretiert ist. Es gibt vielleicht eine objektive Wirklichkeit, also die Wirklichkeit, die einfach nur existiert, aber jedes Bewusstein, alles, interpretiert diese unvermeidlich.

Wirklichkeit ist immer und unter allen Umständen nur subjektiv. Oder anders gesagt: Wirklichkeit gibt es nicht.

Es gibt subjektive und objektive Wirklichkeiten. Unsere Sonne z.b. ist eine objektive, da sie für alle gilt: für Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine,  Sterne ect. Subjektive Wirklichkeiten sind relativ oder Geschmacksache, da sie nicht für alle gelten, z.B. "Das ist ein schönes Haus/Auto oder "Das Essen hat gut geschmeckt."