Ist so Jemand ungeeignet für den sozialen Bereich/ die Pflege?
Hallo, ich bin w/20 und arbeite in der Pflege. Habe auch keine Probleme bezüglich der Belastung oder sowas, zumindest nichts außergewöhnliches. Gestresst ist ja jeder mal.
Ich schäme mich aber einbisschen für meine Vergangenheit und habe Angst offen darüber zu sprechen, weil ich befürchte dass man dann denkt ich wäre nicht gefestigt genug für meinen Job.
Was meint ihr?
Habe ganz normal gelebt, war immer eine gute Schülerin und hatte viele Hobbys. Mit 12 hat es dann angefangen dass ich sexuell missbraucht wurde.. Ging dann so bis 14. Hab es irgendwann nicht mehr ausgehalten, aber mich auch nicht getraut darüber zu reden. Habe dann probiert mir das Leben zu nehmen. (Habe eine kleine Batterie geschluckt, um den Magen zu verätzen, sie aber wieder erbrochen).
Irgendwann habe ich mich regelmäßig selbstverletzt. Täglich, auch in der Schule. Hatte oft Panikattacken. Was dann auch meine Eltern mitbekommen haben. Hab dann eine Therapie begonnen. Mit so 16 hatte ich dann einen totalen Zusammenbruch und kam dann geplant in eine Psychiatrie. Also habe mich für eine stationäre Therapie angemeldet. Habe Anti Depressiva genommen und war da 2 Monate.
Aufjedenfall habe ich lange ambulant Therapie gemacht und was soll ich sagen, ich liebe mein Leben. Ich komme gut mit meinem Trauma klar. Also klar 100% gut wird es nie sein, aber ich kann meinen Alltag bewältigen.
Das würde keiner in meinem Umfeld glauben. Alle sagen mir immer wie sehr sie es bewundern, wie emotional/psychisch stabil und ruhig ich bin. Fühle mich irgendwie verlogen, wenn ich das Kompliment an nehme.
Ich bin gut in meinem Beruf und es erfüllt mich.
Würdet ihr Jemanden mit so einem Lebenslauf verurteilen? Ich konnte viel dabei über mich und das Leben lernen.
8 Antworten
Das sind private Dinge die nicht im beruflichen Lebenslauf stehen..... und du selbst hast es in der Hand wieviel deine Kollegen über deine Vergangenheit erfahren.
Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen, eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit. Da ist alles mögliche dabei. Und das gilt eben auch für die Leute die in der Pflege arbeiten. Kaum jemand hat eine ereignislose glatte Bilderbuchvergangenheit.
Würdet ihr Jemanden mit so einem Lebenslauf verurteilen?
Die Vergangenheit ist abgeschlossen, sie liegt hinter uns und lässt sich nicht mehr verändern. Wichtig ist immer, wie es im hier und jetzt aussieht! Wenn du jetzt stabil bist und mit den Bedingungen deiner Arbeit klar kommst, dann spricht nichts gegen diesen Job! Wenn er dich glücklich macht und du ihn gerne machst, dann bist du dort genau richtig!
Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Aus einer leidvollen Erfahrung heraus hast Du eine eine wertvolle Entwicklung gemacht. Wertvoll für dich aber wertvoll auch für die Menschen, die Du mit der Kraft deiner Persönlichkeit betreust.
Ich würde deine Geschichte so nicht offen auf den Tisch packen. Ich denke auch ein Ordnungsamtmitarbeiter hat schonmal nen Zettel für's falsch Parken oder nen Blitzerfoto bekommen. Man sagt der Maler hat zuhause keine Tapete an den Wänden.
Was ich damit sagen will, wir haben alle unsere Macken, Ecken und Kanten und die meisten kommen damit klar. Auf die Frage:"Wie geht es dir?" Antworten die meisten Menschen mit:"Gut" auch wenn es gelogen ist. Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen. Wenn dich dein Job erfüllt, dann genieße ihn. Eventuell ergibt sich ja mal die Gelegenheit das du deinen Kollegen beim plaudern erzählst, dass du nicht immer so emotional/psychisch stabil und ruhig warst.
Nur wer loslassen kann, kommt irgendwann an (-:
Also ich habe sehr viel Achtung vor Menschen, die nach einem "Zick-zack-Kurs" in der Vergangenheit die gerade Linie gefunden haben.
Solche Menschen verdienen den allerhöchsten Respekt. Du hast nicht den geringsten Grund Dich dafür zu schämen.
Bevor Du über mich und mein Leben urteilst, zieh meine Schuhe an und geh meinen Weg.
Da gibt es auch nichts zu verurteilen.