Ist man intolerant wenn intolerante Menschen nicht toleriert?
Ich bin auf Insta aktiv und sage dort auch klar meine Meinung gegen Rechts. Jetzt sagt mir so mancher Rechter, dass ich intolerant sei, weil ich eine bestimmte politische Ausrichtung nicht toleriere. Nun kann man es aber doch als toleranter Mensch nicht tolerieren, wenn Leute ein intolerante Meinung haben oder nicht? Wie seht ihr das?
26 Antworten
Das ist das große Paradoxon der Demokratie. Deshalb kann man deine Frage aber auch mit einem klaren nein beantworten, man ist nicht intolerant wenn man gegenüber Intoleranz intolerant ist. Eine Demokratie benötigt diese "Art" der Intoleranz sogar. Denn die Intoleranz anderer greift in die Lebenswelt jeder ein, denen gegenüber die intolerant sind. Sie achten deren Rechte nicht, somit ist es völlig legitim, deren Meinung nicht gelten zu lassen. Kennst du das Prinzip des bretonischen Rechts? Alles was du jemandem antust, darf auch dir angetan werden. Wenn du jemanden bestielst, achtest du seinen Eigentum nicht, dadurch wird dir das Recht auf dein Eigentum genommen, es ist also legitim in das Haus eines Diebes zu spazieren und Dinge zu entwenden. Das haben wir in DE so nicht und das ist auch gut so, aber gewisse ähnliche Mechanismen sind vorhanden: du begehst eine Straftat -> du verspielst dein Recht auf Freiheit, denn du wirst eingesperrt bis du wieder Gesellschaftsfähig bist. Nun kann man niemanden wegen Intoleranz einsperren, das würde die Meinungsfreiheit angreifen (solange er das nur denkt und nicht danach handelt bzw. Straftaten begeht), doch Intoleranz ist auch eine Form von Gesellschaftsunfähigkeit, daher finde ich es absolut legitim, diese Menschen, die andere aus der Gesellschaft ausgrenzen, ebenfalls auszugrenzen. Hierbei finde ich das bretonische Recht tatsächlich sinnvoll.
Ein großes Problem ist natürlich die Gradwanderung, wann ist jemand intolerant? In vielen Fällen ist das sehr eindeutig, man muss aber auch aufpassen, dass man da nicht zu hart urteilt. Wenn jemand sagt "ich lehne die EU ab" oder "ich wünsche mir geschlossene Grenzen", dann sind das zwar rechte Positionen (aber keinesfalls extreme), die man moralisch verwerflich finden kann, sie aber als Intoleranz zu titulieren finde ich zuviel des Guten. Man muss da also vorsichtig sein, um Menschen, die zwar moralisch fragwürdige Ansichten haben, aber von Intoleranz weit entfernt sind, nicht auszugrenzen, denn aus gemäßigten Meinungen werden durch Ausschluss schnell extreme.
Ich empfinde das als intolerant, ja.
wenn jmd z.B. rechte Ansichten, oder auch ganz andere vertritt, steht es ihm zu, das auch zu sagen. Wenn mit Beleidigungen, denunzierungen, Löschungen etc geantwortet wird, ist das meiner Ansicht nach intolerant.
Es gibt bestimmte Dinge, die gehen nicht klar. Ich will kein Heil Hitler, keine Holocaustleugngung o.ä. lesen, weil das vielen Menschen gegenüber furchtbar respektlos ist.
Wenn aber jmd sagt, dass Migration zu XY Problem führt, dann ist das seine Meinung und sollte akzeptiert werden. Das gehört zu unserer Freiheit und Demokratie dazu, die du ja wohl auch unterstützt.
Ansonsten erleben wir vlt auch eine stille Radikaliserung einiger abgehängter MEnschen, die in der Gesellschaft nicht zu Wort kommen.
Kritisieren ja, das ist richtig. Und auch wichtig. Meiner Ansicht nach sollten versch. Stimmen gehört werden, damit man ins Gespräch kommt und auch gewisse Ansichten wiederlegen kann. Ich spreche eher über Löschungen und Beleidigungen, sowas kommt von links schon auch manchmal.
Beleidigungen kann man melden.
Bei Löschungen kommt es auf den Fall an, so pauschal kann man das nicht sagen. Aber im Großen und Ganzen ist es besser mit Argumenten zu arbeiten. Wobei viele rechte leider auf einer ziemlich emotionalen und unlogischen Basis argumentieren.
Ich ajge auch nichts dagegen, wenn jemand seine Meinung äußert. Ist ja sein gutes Recht. Aber wenn zur Gewalt aufgerufen wird, dann hört die Toleranz endgültig auf.
Eine sehr interessante Frage. Ich würde sagen das kommt auf die Härte deiner Intoleranz an. Das Problem bei Extremismus ist, das sich die Linken und die Rechten Extremisten sehr stark ähneln. Ich würde sagen ein gesunder Grad an Intoleranz ist gut und wichtig, solang man sich nicht vor anderen Meinungen verschließt. Ich finde es gut dass du dich gegen rechts einsetzt, nur werde nicht gewalttätig und verschließe dich vor allem, was deiner Meinung wiederspricht. Es kann passieren das man sowohl digital als auch sozial in eine "Informationsblase" gerät die eine immer gleiche Meinung vorgibt und es irgendwann fast unmöglich macht durch sie hindurch zu sehen.
Hufeisentheorie wurde schon längst als falsch erklärt. Rechts und links ähneln sich nicht
In der Brutalität und Gewalttätigen Durchsetzung ihrer Prinzipien. Ich rede von dem harten Extremismus. Ein bisschen rechts oder links orientiert zu sein ist nichts schlimmes.
Beinahe jede Politische Richtung baut darauf ihr System mit Gewalt durchzusetzen. Das ist bei unserem aktuellen System nicht anders. Nur fällt diese Gewalt vielen Leuten gar nicht auf, weil sie so daran gewöhnt sind.
Links und Rechtsextremismus sind nicht dasselbe.
Aber Extremismus ist und bleibt Extremismus. Ob Links oder Rechts ist egal. Ich habe auch nur gesagt dass sie sich ähneln, nicht das es dasselbe ist.
Das ist wie wenn man sagen würde Islam und Buddismus ähneln sich. Es sind beides Religionen.
Das stimmt zwar, ist aber absolut nicht aussagekräftig, sondern verhindert, dass man sich ernsthaft damit auseinandersetzt worum es eigentlich geht.
Ich halte dich führ eine kluge und sehr gebildete Person und liebe es politische Diskussionen zu führen. Aber ich glaube nicht das du anhand meiner Meinung einschätzen kannst, in welchem Umfang ich mich mit den derzeit bestehenden politischen Lagern und den Extremistischen beschäftigt habe.
Tatsächlich war ich auf vielen Demos linken Demos und konnte feststellen, das sich die Agressivität und Gewaltbereitschaft vieler Personen, kaum von den Parolen der Rechtsextremisten unterschieden haben. Ich bin der Meinung, dass Rechtsextremismus nicht von Linksextremismus unterscheidet. Ob der Molotov Cocktail ein Flüchtlingsheim oder Frauke Petris Haus trifft macht kaum Unterschied. (abgesehen von der Opferzahl natürlich)
Ich bin auch sehr links, aber Extremismus bleibt für mich Extremismus.
Du meinst Gewalt, bleibt Gewalt. Extremismus muss nichtmal Gewalt beinhalten. Aber manchmal glaube ich ist Gewalt gerechtfertigt.
Ich war auch schon auf einigen linken/grünen Demos und die Sprüche, die da skandiert werden sind zwar nicht sehr differenziert, verlangen aber nicht nach Gewalt.
AfD-Politiker anzugreifen bringt nichts. Ich kann nicht sagen, dass ich Mitgefühl für die übrig hab, aber alleine von der Optik her ist das furchtbar. Das gibt der AfD nur die Grundlage sich weiter als Opfer darzustellen und ruiniert die Sicht der Mitte auf die Linken.
Gewalt gegen Flüchtlinge ist einfach nur grausam und unentschuldbar. Hier werden Leute aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe angegriffen. Nicht aufgrund ihrer Taten oder Worte, sondern einfach nur aufgrund ihrer Identität.
Das ist ein ziemlich großer Unterschied. Ich habe nichts gegen AfD-Wähler per se, sondern gegen ihre Meinung. Die sie ändern können. Flüchtlinge können ihre Identität nicht einfach ändern. Sie haben nichts getan um diese Behandlung zu verdienen.
Beide sin gewaltbereit. Die Rechten in meinen Augen eher als die Linken aber das muss jeder für scih entscheiden.
Ja du bist intolerant, aber das ist gut so! Toleranz ist nicht unbedingt etwas erstrebenswertes, den oftmals ist es einfach nur Gleichgültigkeit oder stillschweigende Ablehnung.
Man sollte tolerant gegenüber der Art und Weise wie jemand sein Leben lebt sein. Aber wenn jemand seine Meinung äußert, dann muss er damit rechnen kritisiert zu werden. Insbesondere wenn seine Meinung die Lebensgrundlage anderer Menschen gefährdet.
Nun, wenn man rechtes Gedankengut toleriert, muss man es zu einem späteren Zeitpunkt durch einen Krieg beseitigen. Deine Intoleranz ist also ein humaner Akt, auch gegenüber den Intoleranten.
Freie Meinungsäußerung schließt allerdings auch mit ein, dass man die Meinungen anderer kritisieren darf.