Ist Lehrer sein anstrengend?
Irgendein Lehrer hier aktiv, der seinen Alltag mal würde erzählen?
Interessiere mich für diesen Beruf nämlich.
2 Antworten
Lehrer ist kein Beruf, den man wie meinetwegen Diplom-Kaufmann oder Beamter im höheren Dienst der Verwaltung oder Ingenieur "halt so studiert, weil es sich anbietet und weil es zukunftssicher ist" und auch kein Zuckerschlecken, wo man nachmittags daheim rumhockt, sondern eine Berufung - da gehört viel mehr dazu, als man sieht. Es gibt genug Leute, die völlig falsche Vorstellungen haben, absolut ungeeignet und unreif sind und sich dann noch wundern. Es ist nicht so, dass man mittags heimgeht und dann Däumchen dreht, im Gegenteil - dann geht's erst richtig los mit Unterrichtsvorbereitung, Korrigieren und so weiter.
Meine Mutter war Lehrerin (Grund- und Hauptschule) und ich war mal mit einer Lehramtsstudentin zusammen - von daher kenne ich die Thematik durchaus. Meine Mutter klagte in den letzten Jahren verstärkt über "immer blöder werdende Eltern" (Eigenzitat), entweder Heilkoptereltern oder absolut Teilnahmslose und Bildungsferne, denen alles egal ist und die schon in der Grundschule noch nicht mal zum Elternabend kommen oder an der Einschulung mit dem Smartphone spielen, die Kippe in der anderen Hand.
Die Schüler sind meist noch nicht mal das Problem, aber wenn sie es doch sind, haben die Eltern versagt - und die Schule kann den Erziehungsauftrag nicht übernehmen, weil die Klassen zu groß sind und man sich schon bei 15 Kindern in einer kleinen Klasse nicht vorrangig immerzu um ein, zwei Quatschmacher und Störenfriede kümmern kann. Das geht einfach nicht.
Ich bin froh, es nicht geworden zu sein. Ich mag Kinder und Jugendliche sehr und kann gut mit ihnen - wahrscheinlich, weil ich ihnen auf Augenhöhe begegne - aber ich bin froh, dass ich weder Lehrer noch Erzieher noch Kinder-/Jugendpsychologe geworden bin. Diese drei Berufe wurden mir nämlich zum Ende meiner Schullaufbahn von einigen ernsthaft empfohlen.
Korrekt, wenn man den Beruf Lehrer als Berufung sieht.
Ansonsten kann man sich natürlich zurücklehnen und jedes Jahr die gleichen Klausuren drannehmen und jedes Jahr exakt die gleichen Themen mit den identischen PowerPoint Präsentationen durchgehen.
Lehrer dürfen sich tatsächlich nicht beschweren, für die Zeit die sie in der Woche arbeiten und dem Lohn den sie dafür erhalten.
Meine Mutter hat gemeint, in der Grundschule wäre das gar nicht möglich, weil man hier alles Jahr für Jahr neu auf die Kinder und deren Lerntempo abstimmen muss und gerade Grundschüler hier sehr unterschiedlich schnell sind - man müsse extremes Fingerspitzengefühl haben und sie sagte auch immer, man könne nur wenigen Leuten Erstklässler anvertrauen. Einerseits könnte ihnen jeder das Lesen, Rechnen und Schreiben beibringen, der es selber könnte, andererseits verlangen die Kleinsten unendliche Geduld und Empathie - sie meinte mal, eine erste Klasse sei nichts für Berufseinsteiger.
Die Lernzielkontrollen (Klassenarbeiten 1./2. Klasse) und Diktatvorlagen seien zwar immer identisch, aber alles andere müsse man immer auf die Klasse abstimmen - es sei nicht jede Klasse immer gleich weit. Wenn eine zweite Klasse schon Ende September das erste Diktat bewältigen kann, braucht eine andere da noch Zeit und ist erst Mitte Oktober soweit.
Wie es bei 1-2 Klässler‘n ist, weiß ich nicht genau.
Zumindest in der Mittel- und Oberstufe ist das definitiv vorhanden und kommt häufig vor.
Und ich glaube bei viert Klässlern kann man das auch schon machen.
Ich hab das Referendariat abgebrochen, weil mir das alles zu wild war. Lehrer sein ist anstrengend und du musst Jugendliche wirklich gut leiden können, sonst macht dich das kaputt.
Mein Tipp ist: mach Lehramt nur, wenn du wirklich dafür brennst, denn sonst brennt dich dieser Beruf aus. Eine engagierte Lehrkraft kann gut und gerne 60h-Wochen haben und gerade am Anfang deiner Ausbildung stehst du unter starkem Beobachtungs- und Performance-Druck.
Reines Interesse an den Fächern ist nicht ausreichend, es muss wirklich das Arbeiten mit Jugendlichen sein, das Gestalten von Lernumgebungen und die Muße, wirklich alles tun zu wollen, um Wissen gut zu vermitteln.
Viele wählen Lehramt aus Verlegenheit, weil die Schulumgebung vertraut ist und hey, man sieht ja wie der/die da vorne das hinbekommt, das kann ich auch. Aber das sind alles keine guten Gründe und auch nicht die Ferien, von denen du nicht 100% komplett frei hast.
Abseits vom Unterricht den man sieht findet Unterrichtsvorbereitung, Planung des des Stoffplans, Korrektur, Vorbereitung von Prüfungen, Elterngespräche, Organisatorisches und auch einige Besprechungen im Kollegium und Weiterbildungen statt.
Lehrer sein ist kein Job, den man wählt, weil er "leicht" von der Hand geht.
Das trifft auf engagierte Lehrer zu.
Ist man einfach nur da und macht das nötigste, gibt man sich 1-2 Jahre Mühe und wiederholt diesen Stoff dann in allen zukünftigen Klassen erneut.
Gleiche Klausuren, gleicher Inhalt, keinen Aufwand im Unterricht.
Möglich ist das durchaus. Und wenn man will; kann man als Lehrer ein sehr entspanntes Leben haben.
Das sollte aber nicht Anspruch sein.
Ich habe in der Verwandtschaft eine Lehrerin und eine Bekannte die Lehrerin ist. Deren Erzählungen gehen in die selbe Richtung wie bei dir.
notting