Ist "Eurozentrismus" nicht eine ganz normale Entwicklung, wenn man in Europa aufwächst?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es wird faktisch eine breit gefächerte Anwendung des Begriff geben, der dabei definitorisch eher verschwommen und nebulös erscheint.

Du z.B. definierst den ganz anders als ich das tun würde als spezifische europäische Sozialisationsbedingungen.

Für mich ist das eher eine bornierte Sicht auf die Problemlagen der Welt, die weitgehend ausschließlich europäische Interessen an Konflikte und Probleme heranträgt - und damit deren Ursächlichkeit und und tatsächliche Lösungsansätze verkennt.

Beispiel Mali: Das ist ein fragiler Staat an der Nahtstelle von schwach bis zerfallend. In Europa wird dessen Entwicklung maßgeblich nur unter europäischen Sicherheitsinteressen wahrgenommen. Man sorgt sich um ein lokales Erstarken terroristischer islamistischer Strukturen und schickt da Militär hin.

Aber hinter dem Erstarken des Islamismus stecken dort manifeste Auswirkungen des Klimawandels, die zu wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen führten und den Viehzucht treibenden Halbnomaden die Existenzgrundlage zu entziehen drohen.

Eine rein militärische Reaktion aufgrund einer beschränkten, eben eurozentristischen Wahrnehmung der Situation, vertieft eher die Probleme, als sie einer sinnvollen Lösung zuzuführen.

Insofern taugt der Begriff nicht wirklich zur vordergründigen Polemik gegen "linksgrün", sondern verbaut so nur die weitwinkligere Sicht auf relevante Probleme

So lange du dich nicht gleichzeitig für universalistisch hältest, ist "euro-zentrismus" ja OK.

Das Problem ist, dass das Christentumm sich als "universelle" Religion sah, und in ihrer Folge auch die Aufklärung als "universelle" Philosophie.

Damit ging einher, dass man alles, was anders war, als "primitiv" "unterentwickelt" und "falsch" betrachtete, und damit hat man viel Schaden angerichtet, insbesondere im Zuge der Kolonialisierung, Missionierung und "Entwicklungshilfe".

Man hat sich nicht vorgestellt, dass jemand, der an einem Ort lebt (Urwald, Steppe, Savanne,Wüste) vielleicht Techniken benützt, die über Jahrhunderte in diesem Kontext entwickelt wurden, und die daher im Detail an die entsprechende Umwelt angepasst sind. Sondern man hat gedacht, man wisse es besser, und hat somit wertvolles traditionelles Wissen über den Haufen geworfen und Techniken eingeführt, die an dieses Umfeld weniger gut angepasst sind.

Daran leidet die "Entwicklungshilfe" bis heute.

Die meisten denken bis zum Ende ihrer Strasse. Der Nachbarort ist fremd und die Einwohner Idioten.

Und du spricht von ganz Europa... viel zu groß.

Ich denke, dass in dem Politischen Milieu die gleichen Worte mit andere Bedeutung genutzt werden und mit oder in einem anderen Kontext, was die Kommunikation zwischen Links und Rechts oder auch nur zwischen der Mitte und einer der beiden Seiten extrem erschwert....

Gehören die Jahre 1933-1945 eigentlich auch zum Eurozentrismus? Und wie sah das da so mit der europäischen Hochkultur, der Unterdrückung und der kulturellen Entwicklung aus? Den Part sparst du in deiner Frage irgendwie aus.

Und in den letzten 500 Jahren, seit Beginn der Reformation, war Europa und später die USA ganz entscheidend für die kulturelle Entwicklung der Welt prägend, weil eben im Westen Dichter, Denker und Forscher nicht unterdrückt wurden.

Lies mal den Wikipedia-Artikel von Alan Turing. Was der so geleistet hat und wann/wie er gestorben ist. Und dass in den USA innerhalb der letzten 500 Jahre (oder von mir aus auch nur der letzten 100 Jahre) niemand unterdrückt wurde (um etwa überhaupt erstmal Dichter, Denker, Forscher oder gleichwertiger Mensch zu werden), meinst du hoffentlich nicht ernst.

Falls du das doch ernst meinst, dann beantwortest du dir deine Frage unbewusst schon selber. Klar sollte sich der Geschichtsunterricht um Europa drehen, ein grober Überblick, was so Bedeutsames im Rest der Welt los war, kann nicht schaden. Andernfalls glaubt man halt solch einen Quark wie

Und in den letzten 500 Jahren, seit Beginn der Reformation, war Europa und später die USA ganz entscheidend für die kulturelle Entwicklung der Welt prägend, weil eben im Westen Dichter, Denker und Forscher nicht unterdrückt wurden.