Ist es Moralisch verwerflich Behinderte für Unterhaltung zu Verarschen?

13 Antworten

Der Volksmund hat darauf eine sehr einfache Antwort:

Was Du nicht willst, das man Dir tut, das tu' auch keinem andern an.

Du schreibst, Du möchtest Witze "über" wie auch immer beeinträchtigte Personen machen – die es nicht merken. Auch wenn nun Du selbst es nicht merktest, wenn man Witze über Dich machte, insbesondere, weil Du nicht richtig gehen könntest oder z.B. durch spasmische Behinderungen Deine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle hättest (und deshalb auf den ersten Blick auch noch geistig beeinträchtigt wirktest, so dass Du erst recht ein "Spaßmodell" abgäbest): Wäre es Dir recht, dass man über Dich, auf Deine Kosten lacht?

Es geht nicht darum, ob "die" es merken. Es geht um dieses: Respektiere Dein Gegenüber, versetze Dich hinein in Dein Gegenüber – und frage Dich, welchen Umgang Du für Dich wünschst.

ich bin Entertainer. Gerne erzähle ich Musikerwitze usw. Zu dieser Gruppe zähle ich selber und kann das machen. Witze auf Kosten von Minderheiten sind immer fragwürdig und ich persönlich vermeide diese. ( in der Öffentlichkeit zumindestens)

Ich habe selbst einen relativ schwarzen Humor, aber Witze über Behinderte oder Parodien bzw. das Vorführen von behinderten Menschen zum Zweck der allgemeinen Belustigung sind für mich aller-aller-unterstes Niveau ... und das betrifft allgemein Witze auf Kosten anderer.

Habe mich in der letzten Kampagne mal mit einem engagierten Fastnachter unterhalten der meinte, Fasching hört da auf, wenn sie andere Leute verletzt oder wenn Witze auf Kosten Schwächerer gemacht werden -----> bin absolut d'accord, Humor hat auch Grenzen & die sind erreicht, wenn es nicht mehr witzig ist.

Mal ein Erlebnis aus meiner Vita: Bin seit etlichen Jahren mit einem Ehepaar befreundet, die beide sehr lieb, aber an der Grenze zur geistigen Behinderung sind und dahingehend sehr arglos. Vor 3-4 Jahren hat mal jemand die beiden bei einem Fest abgefüllt, indem er ihnen einen Wein nach dem anderen ausschenkte, sie "reden ließ", ihnen lachend dabei zusah, wie sie zusehends voll waren; wie sie lallend, hilflos, unbeholfen und unsicher da saßen und hat sich darüber noch so richtig lustig gemacht, hat die beiden parodiert, persifliert und überall vorgeführt, nach dem Motto "guckt mal, die zwei Deppen". Mein Kumpel und ich haben die beiden fassungslos da rausgeholt und sofort nach Hause gebracht, ich glaube die wissen bis heute nicht, was los gewesen ist -----> aber es war unmöglich.

Eine sehr gute Freundin von mir sitzt beidseitig Oberschenkelamputiert ohne prothesen im Rollstuhl & erlebte auch schon Diffamierungen oder Parodien über ihre Behinderung ... sie leidet drunter jedes Mal extrem & ich denke mir dann immer: Man sollte sich selbst mal - Hand aufs Herz - ganz direkt und ehrlich, nicht "mal eben" im Scherz fragen, ob man es wollen würde, wenn Witze über einen gemacht werden, wenn man selbst behindert wäre... und dann wüsste man denke ich, wie geschmacklos es ist, Witze über Behinderte zu machen oder sie vorzuführen.

Die Frage ist eher, ob das für Sie selbst moralisch verwerflich ist, jeder hat da seine eigenen Maßstäbe. Ich für meinen Teil, würde sagen ja, es ist verwerflich.

Ja, unbedingt! Ich habe mal einen bekannten Komiker erlebt, der einen am Kehlkopf Operierten der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Er veranlasste den Unglücklichen, mit seiner Mikrophonstimme zu singen. Dabei ging er, der Komiker, schweigend aus dem Bild, indessen die Mikrophonstimme ein Lied sang. Das klang schon irgendwie komisch, jedoch habe ich mich sofort für den Komiker geschämt. Das war einfach nur geschmacklos! -

Genauso geschmacklos ist es, wenn man einen am Tourettesymptom Erkrankten nachahmt, um komische Wirkungen zu erzielen.

Als Kind habe ich einmal eine unglückliche Frau beobachtet, die ständig den Kopf nach hinten warf. Wir Kinder haben nicht gelacht, sondern nur fassungslos zugeschaut. Wer hieraus als "Satiriker" komische Wirkungen erzielen möchte, bewegt sich auf der untersten Ebene.